Die zwei mobilen Hühnerställe von Nicole und Markus Haslbeck stehen in Kurzumtriebsplantagen mit jeweils 2000 Pappeln.

Es ist jeden Morgen ein beeindruckendes Spektakel: Die Auslaufklappen fahren hoch, kurze Zeit später hört man aufgeregtes Gegacker und schließlich strömen 1200 Hühner in Richtung Pappelplantage.

Nicole und Markus Haslbeck aus Barbing bei Regensburg haben sich 2017 für eine besondere Form der Hühnerhaltung entschieden: In den Ausläufen der zwei Mobilställe, die je 1200 Hühner beherbergen, wurden 4000 Pappeln zur Nutzung als Kurzumtriebsplantage gepflanzt. Daneben halten Haslbecks noch 300 Hühner in einem Feststall mit Auslauf.

vier Baumstreifen auf jeder Seite

Auf einer Fläche von jeweils rund 0,75 ha befindet sich mittig der Standort für den Mobilstall. Links und rechts davon stehen im Abstand von 2 m jeweils vier Reihen à 250 Pappeln.

Auf der restlichen Fläche ist Grünland eingesät, das je nach Entfernung zum Stall von den Hühnern entsprechend heruntergepickt ist. Daher wird der Stall im Frühjahr und im Herbst jeweils in die obere bzw. in die untere Hälfte der Fläche versetzt.

Schutz vor Hitze

Bei den Hühnern kommt die Kurzumtriebsplantage gut an: Vor allem im Hochsommer halten sich die Hühner fast nur unter den Bäumen auf. Denn dort finden sie Schatten und kühlere Temperaturen. Besonders in den letzten heißen Sommern war das ein entscheidender Vorteil: „Im Sommer 2019 verendete kein einziges unserer Hühner an der Hitze. Das ist eine super Bilanz“, freut sich Nicole Haslbeck.

Ein weiterer Vorteil der Pappeln ist der Schutz vor Greifvögeln. Während sich die Hühner bei herkömmlichen Mobilställen aus Angst vor der Gefahr aus der Luft hauptsächlich in Stallnähe aufhalten, geben die Pappeln den Hühnern soviel Sicherheit, dass sie sich auch weit vom Stall entfernen. Zum Eierlegen gehen die Hennen in den Stall. Nur selten liegen Eier in der Plantage.

Die Pappeln wollen Haslbecks alle fünf Jahre ernten und hacken lassen. Die Hackschnitzel wollen sie verkaufen oder als Einstreu für den Hühnerstall nutzen.

Anfänglich Pflegebedürftig

Allerdings müssen die Pappeln auch gepflegt werden. Markus Haslbeck erzählt von den anfänglichen Schwierigkeiten: „Kurz nach der Anpflanzung sind die Pappeln noch sehr pflegebedürftig. Sie benötigen viel Wasser und der Konkurrenzdruck durch Unkräuter ist sehr hoch.“

Das Unkraut unter den Bäumen und zwischen den Reihen hat er daher mit dem Rasenmäher und einem Kantenschneider entfernt. Nach einem halben Jahr waren die Bäume dann groß genug, um Hühner zu beherbergen. Diese erledigen dann auch die Unkrautvernichtung.

Genehmigung ist Kreissache

Die Genehmigung der Kurzumtriebs-plantagen in der Freilandhaltung ist je nach Landkreis unterschiedlich. Im Landkreis Regensburg müssen größere Kurzumtriebsplantagen genehmigt werden. Die untere Naturschutzbehörde gab die Bepflanzung jedoch ohne Sondergenehmigung frei. Der Grund: Mit insgesamt 4000 Bäumen ist die Plantage noch klein genug, um nicht genehmigt werden zu müssen. Nur beim Mehrfachantrag hat sich das Ehepaar gewundert: Die Kurzumtriebsplantage muss gesondert vom Grünland beantragt werden.

Insgesamt sind Haslbecks aber begeistert von der Symbiose zwischen den Hühnern und den Pappeln. „Der Mehraufwand, den man am Anfang mit der Pflege der Pappeln hat, wird durch die verschwindend geringen Verluste durch Hitze und Greifvögel mehr als wettgemacht“, schwärmt Nicole Haslbeck. Auch bei den Kunden des Hofladens kommt die Kurzumtiebsplantage sehr gut an. Die Hühner scharren im Sand, rennen unter die Bäume und kommen sofort neugierig auf einen zu, wenn man den Auslauf betritt.

Helena Biefang