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Keine dicke Luft im Stall

Lesezeit: 5 Minuten

Die Ammoniakgehalte in Schweineställen schwanken. Deshalb setzt der Erzeugerring Westfalen seit Jahren auf Langzeitmessungen. Unser Autor gibt Tipps, wie Sie die Luft im Stall verbessern können.


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Zu viel Ammoniak ist schädlich fürs Schwein – und auch für den Landwirt. Es riecht stechend, ist giftig und greift die Schleimhäute von Augen und Atemwegen an, da es leicht wasserlöslich ist. Deshalb hat der Gesetzgeber einen Grenzwert von 20 ppm NH3/m3 Luft im Aufenthaltsbereich der Schweine gesetzt, der nicht dauerhaft überschritten werden darf.


Doch wie hoch ist der Ammoniakgehalt in der Stallluft überhaupt? Während manche Berater ihrer Nase vertrauen, kamen in der Vergangenheit meistens Dräger-Röhrchen zum Einsatz. Mit einer Pumpe wurde Stallluft durch das Röhrchen gezogen. Anhand der Verfärbung bekam man zwar einen Wert, der aber nur eine Momentaufnahme darstellte. Luftbewegung, Sauberkeit der Spalten, Temperatur im Stall, Ort der Messung und viele andere Faktoren beeinflussen den Messwert.


Regelmäßige Messungen


Langzeitsensoren, die im Stall aufgehängt wurden, waren dem rauen Stallklima immer nur kurze Zeit gewachsen. Eine langfristige Lösung verspricht die Firma Dräger durch den robusten elektrochemischen Industriesensor Polytron 8000. Wie gut dieser unter Stallbedingungen durchhält, hat der Erzeugerring Westfalen über dreieinhalb Jahre in Praxisbetrieben ermittelt.


Ergebnis: Der Sensor ist robust, die Messungen sind korrekt. Allerdings musste der Zwei-Membran-Sensor zweimal ausgetauscht werden. Die neue Generation der Vier-Membran-Sensoren soll robuster sein.


Der Messwert wird permanent im Display angezeigt, sodass sowohl der aktuelle Stand als auch Veränderungen sichtbar sind. Zusätzlich sammelt der Sensor in einem internen Speicher Daten, wobei die Messintervalle frei wählbar sind. Die gespeicherten Daten können über eine Infrarot-Schnittstelle auf einen Laptop überspielt und ausgewertet werden.


Nicht in Kotbereich hängen


Die Stelle, wo der Sensor angeschraubt wird, sollte gut überlegt sein.


  • Eine sichere Stromversorgung ist notwendig.
  • Der Sensor sollte im Stall auf Tierhöhe hängen. Denn dort fallen die relevanten Daten an, nicht auf Höhe der Menschennasen. Ein stabiler Draht-käfig schützt den stoßempfindlichen Sensor vor neugierigen Schweineschnauzen.
  • Je feuchter der Boden, umso höher die Ammoniakwerte. Deshalb sollte der Sensor nicht in Kotecken oder in der Nähe von Quertrog oder Tränke angebracht werden, wenn man repräsentative Werte erheben will.


Die niedrigsten Werte hat der Erzeugerring im Deckzentrum gemessen, wo niedrige Temperaturen und eine geringe Belegungsdichte positiv wirken. Im Schnitt herrschten dort 6 ppm mit Maximalwerten von 13 ppm. In der Fer-kelaufzucht und Mast lagen die Werte mehrheitlich unter 20 ppm. Jedoch gab es auch Ställe mit höheren Werten und Ausreißer bis 90 ppm.


Belegdichte hat Einfluss


Großen Einfluss hatte die Belegdichte. Generell gilt: Je dünner der Stall belegt ist, desto stärker reagiert die Lüftung auf Einflüsse von außen. Das hat stärkere Schwankungen des Ammoniakgehalts zur Folge.


Die Unterschiede zwischen den untersuchten Betrieben waren groß. Zudem gab es starke tages- und jahreszeitliche Schwankungen. So gehen beispielsweise bei der Morgenfütterung die Werte hoch, da die Tiere aufstehen, um zu koten und zu harnen. Sobald Kot und Harn aufeinandertreffen, wird durch das Enzym Urease Ammoniak gebildet.


Hohe Luftraten im Sommer haben einen Verdünnungseffekt und sorgen für niedrige Ammoniakkonzentrationen in der Stallluft. Im Winter ist es um-gekehrt.


Hohe Temperaturen fördern die Ammoniakbildung. Durch Absenkung der Solltemperatur um 1 bis 2°C sinkt die Ammoniakbelastung im Abteil. Dies wird in Übersicht 1 (Seite 43) deutlich.


Der Ammoniakgehalt steigt steil an, wenn die Gülle in Bewegung kommt. Am deutlichsten sichtbar wird das beim Güllerühren. Auch nach dem Ausstallen geht der Ammoniakgehalt hoch, da es vorher unruhiger im Abteil war und die Tiere mehr Kot und Harn absetzten.


Ist das Abteil komplett geräumt, läuft die Lüftung oft auf Minimum, sodass der Ammoniakgehalt steigt. Den gleichen Effekt hat die Stallreinigung. Durch die hohe Luftfeuchte wirkt das Ammoniak noch intensiver auf Augen, Nase und Lunge. Das können Landwirte bestätigen, die nach längerem Stallwaschen oft über rote Augen und verengte Bronchien klagen.


Protein sparen, bessere Luft


Einen deutlichen Effekt zeigte eine extrem nährstoffreduzierte Fütterung. Ein Praxisbetrieb, in dem seit Anfang 2016 ein Messgerät installiert war, änderte sein Futterregime ab April 2018. Danach bekamen die Schweine ab 35 kg kein Sojaschrot mehr. Der Proteingehalt wurde auf 140 g/kg abgesenkt, aber durch reine Aminosäuren ergänzt. Ab 50 kg Lebendgewicht lag der Rohproteingehalt bei lediglich 115 g/kg.


Der Ammoniakgehalt der Stallluft sank durch die Futterumstellung beträchtlich, wie Übersicht 2 zeigt. Besonders deutlich wurde dies anhand der Ausreißer über 20 ppm Ammoniak.


Während diese Grenze in den Jahren 2016 und 2017 jeweils 37-mal überschritten wurde, kratzte die Stallluft nach der Futteränderung lediglich einmal am Grenzwert. Zudem hat sich der Mittelwert im Jahr 2018 auf 8 ppm/m3 fast halbiert. Allerdings lag die mittlere Außentemperatur wegen des heißen Sommers fast 2°C höher, sodass ein Teil des Effekts von der höheren Luftrate verursacht wurde.


Noch unterschiedlicher fielen die Messungen eines konventionellen Maststalls im Vergleich zum Offenstall aus (siehe Übersicht 3). Beim konventionellen Stall überschritten fast 11% der Messwerte die Grenze von 20 ppm in der Zeit vom 8. Juni bis 3. Juli 2017. Der Offenstall des gleichen Landwirts glänzte in der Zeit von Anfang Mai bis Anfang Juni mit nur einer Überschreitung. Gerburgis Brosthaus


klaus.dorsch@topagrar.com

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