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Knoblauch aus Oberfranken

Lesezeit: 5 Minuten

Auf der Suche nach Einkommensalternativen haben sich zwei fränkische Junglandwirte zusammengetan, um in den Gemüseanbau einzusteigen. Seit drei Jahren bauen sie auch Knoblauch an.


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Er hält Vampire ab, wirkt antibiotisch und ist bei keinem Grillabend wegzudenken: der Knoblauch (Allium sativum). Botanisch gehört er wie die Zwiebel zu den Liliengewächsen und wird weltweit hauptsächlich in China und Spanien angebaut. „Warum nicht auch den Anbau für regionale Abnehmer in heimischen Gefilden wagen“ – mit dieser Frage begann die Zusammenarbeit der beiden Junglandwirte Michael Zillig (31) und Patrick Helmreich (27) aus dem Landkreis Lichtenfels. Der elterliche Betrieb von Michael Zillig ist auf Milchviehhaltung spezialisiert, der Betrieb seines Kollegen Patrick Helmreich auf Schweinehaltung.


Während ihrer Ausbildung an der Höheren Landbauschule in Triesdorf reifte in ihnen der Wunsch nach Einkommensalternativen: Statt „Wachsen oder Weichen“ wollten sie lieber auf Kulturen mit höherer Wertschöpfung setzen und regional selbst vermarkten.


Start mit 5 ha


Gemeinsam gründeten sie die „HZ Gemüsebau GbR“ mit rund 5 ha Fläche und Sitz auf dem Betrieb von Patrick Helmreich in Unterzettlitz. Zum Start pflanzten die Junglandwirte Kartoffeln, Süßkartoffeln und Zwiebeln für den Ab-Hof-Verkauf sowie die Direktvermarktung an die Gastronomie und an lokale Lebensmittelhändler. Von Anfang an ist ihr gemeinsamer Betrieb nach GQ-Bayern zertifiziert. Den Kühlcontainer zur Lagerung der Ernte schafften sie ebenfalls direkt zum Start an. „Wir stehen beide mit unserem Namen für die Qualität unserer Produkte und wollen unseren Kunden jederzeit frische Ware liefern können“, begründen beide die Notwendigkeit dieser Anfangsinvestitionen.


Als jüngste Kultur mit 0,3 ha Anbaufläche ist der Knoblauch seit drei Jahren im Anbau. Auf ihn kamen sie, weil er zur gleichen Pflanzenfamilie wie die Zwiebel gehört. Zudem wird er in Deutschland verhältnismäßig selten angebaut: Die gesamte Anbaufläche liegt zwischen 200 und 300 ha.


Das notwendige Pflanzgut beziehen die beiden Landwirte von der Pantiru Knoblauchkulturen GbR aus Lampertheim in Hessen. Dieser Betrieb versorgte die beiden auch mit dem nötigen Know-how. Heute bauen Helmreich und Zillig vier verschiedene spanische Sorten an: Garpek, Gardos, Gardacho, und Garcuan. So haben sie rote und weiße Sorten im Programm. Der Unterschied: Roter Knoblauch ist in der Regel intensiver im Geschmack, weißer Knoblauch dafür ertragsstärker.


Der Anbau sollte den beiden Knoblaucherzeugern zufolge auf wärmeren, besseren Böden mit neutraler Bodenreaktion erfolgen. Ein gutes Wasserspeichervermögen und ein geringer Unkrautbesatz auf dem Feld erleichtern den Anbau.


Anbau im Herbst und Frühjahr


Da der Knoblauch wie die Zwiebel keinen Reihenschluss vollbringt, bleibt er sehr konkurrenzschwach gegenüber Beikräutern. Als Herbizide sind die Mittel aus dem Zwiebelanbau zugelassen. So wäre im Herbst beispielsweise der Einsatz von Stomp möglich. Bei der HZ Gemüseanbau GbR erfolgt im Frühjahr zudem noch eine mechanische Unkrautbekämpfung mit der Hackmaschine. So wurde der Knoblauch mittlerweile zur arbeitsintensivsten Kultur im gemeinsamen Betrieb. Der Anbau kann im Herbst sowie im Frühjahr erfolgen, wobei der Herbstanbau zwei Vorteile mit sich bringt: Er bietet in der Regel ein höheres Ertragspotenzial und hat meist auch einen intensiveren Geschmack der Knollen zur Folge. Gepflanzt wird der Knoblauch mit einer speziellen Maschine. Vorher müssen die Knoblauchknollen aber von Hand oder mechanisch mit einem sogenannten Splitter gebrochen werden, um steckfähige Zehen zu erhalten. Diese müssen dann innerhalb weniger Tage in den Boden – in eine Tiefe von 3 bis 7 cm.


Der Reihenabstand richtet sich nach dem Ernteverfahren. Ist die Ernte mit einem Klemmbandroder geplant, haben sich Reihenabstände zwischen 45 und 50 cm bewährt. Erfolgt die Ernte wie bei der HZ Gemüseanbau GbR von Hand, sind auch 30 cm möglich. Pro Hektar werden etwa 1200 kg Pflanzgut benötigt, deren Kosten sich auf rund 2000 €/ha belaufen.


„Der Knoblauch ist wenig anfällig für Krankheiten und Schädlinge und vergrämt sogar die Mäuse im Feld“, erklären die beiden Anbauer. Zudem hätten sie im trockenen Franken auch bei Zwiebeln und Kartoffeln einen geringeren Krankheitsdruck als in anderen Regionen Deutschlands. Die Düngung mit den Grundnährstoffen P und K richtet sich nach der Bodenuntersuchung – hier werden 50 kg P und 150 kg K empfohlen. Der N-Bedarf liegt bei etwa 100 kg/ha. Für den intensiveren Geschmack der Knollen haben sich schwefelhaltige Dünger bewährt.


Ernte ab Mai


Die Ernte des Knoblauchs kann ab Mai als Frischzwiebel erfolgen, wenn eine Lagerung bei 4 °C möglich ist. Deshalb sollte nicht viel mehr als die tägliche Verkaufsmenge geerntet werden. Die Haupternte als Lagerware erfolgt im Juni und Juli. Dann wird der Knoblauchbestand mit einem Rodeschar unterfahren und die Knollen manuell aufgelesen. Allerdings denken Helmreich und Zillig über den Einsatz eines Klemmbandroders nach. Denn der Erntezeitpunkt muss genau getroffen werden, da bei einer zu späten Ernte die Knollen aufplatzen können oder bei einer Regenperiode Fäulebefall droht.


Der Bruttoertrag liegt bei 8 bis 10 t pro ha, wovon 20 % Putzverluste abzuziehen sind. Um ihn lagerfähig zu machen, wird der Knoblauch in Holzkisten luftgetrocknet. Für den Verkauf ist noch einmal Handarbeit beim Putzen und Aufbereiten der Ware angesagt.


Die beiden Landwirte verkaufen ihren Knoblauch ab Hof für 10 €/kg. Zu ihren Kunden zählen auch Lebensmittelmärkte und Restaurants. Dabei freuen sie sich über die positive Rückmeldung der Käufer, die man als Landwirt sonst nur selten erfährt. Nicht ohne zu schmunzeln geben sie ihren Kunden dabei immer noch eine Warnung mit auf den Weg: Denn der einheimische Knoblauch ist meist deutlich schärfer als der üblicherweise im Handel erhältliche, dementsprechend wohl-dosiert sollte man ihn einsetzen.


Dass Patrick Helmreich und Michael Zillig die Knoblauchdosis auf ihren Flächen künftig noch erhöhen werden, steht währenddessen außer Frage. Schließlich macht sie die Gemüseproduktion für den regionalen Markt unabhängiger und ergänzt die bestehenden Betriebszweige optimal.


Frank Friedrich


andreas.holzhammer@topagrar.com

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