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Kuhställe: Die Baukosten streuen gewaltig

Lesezeit: 7 Minuten

Die Siedlungsgesellschaften und die LfL in Bayern werten seit 2013 die Baukosten der geförderten Milchviehställe aus. Dr. Gerhard Dorfner* stellt die Ergebnisse vor.


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In Phasen niedriger Milchpreise wie jetzt rücken die Stallplatzkosten wieder stärker in den Blick. Sie entscheiden wesentlich mit, ob ein Betrieb Preistäler übersteht und langfristig mit der Milcherzeugung Geld verdient.


Weil belastbare Zahlen zu den Baukosten von Milchviehställen bisher Mangelware waren, erfassen die beiden großen Betreuergesellschaften in Bayern – die BBV Landsiedlung GmbH und die Baubetreuung Agrar GmbH – seit 2013 alle geförderten Stallbauprojekte im Detail und nach einem einheitlichen Schema.


Koordiniert wird das Projekt von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Ziel dabei ist, die entstandenen Baukosten zu ermitteln und die Einflussfaktoren darauf zu analysieren. Allerdings konnten Eigenleistungen in Form von Arbeitsleistungen oder Bauholz nicht in der Baukostenauswertung berücksichtigt werden, weil diese nicht förderfähig sind und bei der Auszahlung von Fördermitteln nicht angerechnet werden.


350 Stallbauten:

Die Datengrundlage ist groß, weil sich viele Milchviehbetriebe in Bayern weiterentwickeln und in neue Milchviehlaufställe investieren. Jährlich wechseln allein rund 25 000 Kühe vom Anbinde- in den Laufstall. Dazu kommen noch die Laufställe der zweiten und dritten Generation.


In die aktuelle Auswertung flossen insgesamt 350 Stallbaumaßnahmen ein. Alle wurden nach dem Jahr 2010 bewilligt und im Jahr 2013 oder 2014 fertiggestellt. Für diese Baumaßnahmen waren bereits keine Referenzmengen-Nachweise mehr notwendig, die in der vo-rangegangenen Förderphase die Stallplanung wesentlich mitbeeinflussten.


74 Kuhplätze pro Betrieb:

Im Mittel wurden Ställe für rund 74 Kühe geschaffen. Der Schritt in die Größenklasse 60 bis 80 Kühe ist für viele Betriebe mittlerweile typisch. Nur 12 % der Ställe bieten Platz für mehr als 100 Kühe (siehe Übersicht 1).


Aufgrund dieser Größenstruktur überrascht nicht, dass über 40 % der neuen Ställe mit Automatischen Melk-systemen (AMS) ausgestattet wurden. Gut die Hälfte setzte noch auf klassische Melkstände, die meist in den Stall integriert wurden. Etwas überraschend ist, dass bereits mehr als die Hälfte der Ställe als reine Milchviehställe ohne Jungviehseite konzipiert wurden. Offensichtlich konnten noch alte Gebäude – auch auf der alten Hofstelle – dafür genutzt werden.


15 % der Betriebe realisierten auch beim Bau des Kuhstalles Umbaulösungen und bezogen die vorhandene Bausubstanz mit ein. 85 % der Fälle waren jedoch Neubauten, die teils mit Aussiedlungen verknüpft waren.


Fast 60 % der Bauherren entschieden sich für Spaltenböden bei den Laufflächen. Nicht bei allen Investitionsmaßnahmen wurden Kapazitäten für die Gülle- oder Futterlagerung geschaffen bzw. in das Projekt aufgenommen. Dies liegt auch daran, dass diese Baumaßnahmen seit 2011 nicht mehr förderfähig sind.


In der Auswertung wurde die eigentliche Stallbauinvestition von den Nebeninvestitionen in Futter- und Güllelager getrennt. Erfasst wurden die eingereichten Belege für die Investitionen in Gebäude und Technik – von der Planung über den Erdaushub bis zur Dacheindeckung einschließlich der montierten Technik.


Damit beziehen sich die ausgewiesenen Kosten auf den einzugsfertigen Stall mit installierter Technik für Melken, Füttern (bei automatischen Fütterungssystemen), Entmisten (Schieber) oder Einstreuen.


9 300 € pro Platz im Schnitt:

Im Durchschnitt aller neugebauten Ställe wurden rund 7 800 € (netto) bzw. 9 300 € pro Stallplatz (brutto) investiert (siehe Übersicht 2). Weil die meisten Betriebe die Umsatzsteuer pauschalieren, beziehen sich im Folgenden alle Werte auf den Bruttobetrag.


Müssen mit der Investition in den Kuhstall auch die Jungviehplätze erweitert werden, verteuert das die Investitionskosten pro Platz erheblich. Reine Milchviehställe kamen mit rund 8 300 € zurande, Betriebe mit starker Jungviehnachzucht (etwa ein Jungviehplatz je Kuhplatz) mussten über 11 300 € pro Stallplatz bezahlen. Dabei sind die Kosten für Futter- und Silolager nicht enthalten.


Auffällig war, wie stark die Baukosten zwischen den Betrieben auseinanderliefen (siehe Übersicht 3). Beim Blick auf die Gruppe mit „reduziertem Jungvieh“ (0,6 Jungviehplätze pro Kuhplatz) finden sich Ställe in der Klasse von unter 8 000 € pro Platz bis über 14 000 € pro Platz.


Über die Ursachen geben die Zahlen keinen Aufschluss. Das Argument hoher Eigenleistungen kann dabei nach Auskunft der Betreuungsgesellschaften nur einen Teil der Unterschiede erklären. Offensichtlich gibt es auch große Unterschiede in der Bauorganisation bzw. der Abstimmung zwischen den Gewerken.


Die Auswertung zeigt auch, dass die Baukosten im Untersuchungszeitraum gestiegen sind. Zwischen 2013 und 2014 lassen sich Kostensteigerungen von 5 bis 10 % ableiten. Die grundsätzlich hohe Auslastung vieler Bauunternehmen, attraktive Förderkonditionen und die relativ guten Milchpreise führten dazu, dass die Angebotspreise hoch blieben und weniger auf günstiges Bauen geachtet wurde.


Ist „groß“ günstiger?

Im Allgemeinen sinken die Kosten pro Stallplatz mit zunehmender Stallgröße. Doch wie groß ist der Degressionseffekt in der Praxis tat-sächlich?


Das Durchschnittsniveau der Stallplatzkosten sinkt in den größeren bayerischen Ställen mit mittlerem Jungviehanteil von rund 12 000 € brutto auf unter 8 300 € brutto (siehe Übersicht 4). Allerdings zeigen sich erhebliche Abweichungen vom Mittelwert (10 300 €/Platz) in beide Richtungen von 2 000 €/Platz in allen Größenklassen.


Unter heutigen Zinsverhältnissen entsprechen 1 000 € einem Festkostenunterschied von rund 0,9 ct/kg Milch. Dabei ist ein Leistungsniveau von 8 000 kg Milch je Kuh unterstellt. In den billigsten Neubauten kann damit bei sonst gleichen Voraussetzungen Milch um 3,6 ct/kg günstiger erzeugt werden als im oberen Kostenviertel.


Sind AMS-Ställe teurer?

Die Entscheidung für oder gegen den Melkroboter wird in der Praxis oft mehr von der Arbeitswirtschaft als von den Anschaffungskosten beeinflusst. Dennoch bestimmen die Investitionskosten die Wirtschaftlichkeit stark.


Wenn die Arbeit im Betrieb jedoch knapp und teuer ist, muss die Summe aus Technik- und Arbeitserledigungskosten verglichen werden. Wenn die Arbeitsstunde z. B. 17,50 €/Akh wert ist, kann man für jede Stunde, die der Roboter einspart, 200 bis 250 €/Stallplatz mehr investieren.


Beim Vergleich der Melksysteme in den Neubaulösungen zeigt sich, dass AMS-Ställe im Mittel 600 €/Platz mehr kosten als Ställe mit Melkständen. Hochgerechnet auf 80 Kuhplätze sind das Mehrkosten von 48 000 €. Diese Ställe verursachen dann die gleichen Produktionskosten, wenn mit dem AMS auf Dauer rund 3 Akh/Kuh und Jahr eingespart werden können.


Was noch fehlte, sind die Investitionen in Gülle- und Futterlager. Über alle Investitionen hinweg wurden durchschnittlich je 1 000 m3 Futter- und Güllelagerraum geschaffen.


47 € pro m3:

Der Kubikmeter Güllegrubenraum kostete 47 € brutto, der Kubikmeter Fahrsilo 43 €. Beim Gülle- und Futterlager weichen die einzelbetrieblichen Werte jedoch noch stärker voneinander ab als bei den Stallbauten.


Neben den unterschiedlichen Bauausführungen (z. B. einfache Fahrsiloplatte oder überdachtes Fahrsilo mit Fertigwandelementen, Güllegrube mit oder ohne Deckel) hängt dies zum großen Teil mit den unterschiedlichen Nebenkosten zusammen. Allein die Wegebefestigung kann einige Tausend Euro mehr kosten, wenn es um die Neubebauung im Außenbereich geht.


Allerdings zeigen sich auch bei den Standardgrößen für Güllegruben (600, 800, 1 000 m3 usw.) extreme Differenzen, die weit über den Degressionseffekt größerer Güllegruben hinausgehen. Das heißt: In vielen Projekten konnten kleinere Gruben günstig erstellt werden, in anderen wurden für große Gruben hohe Rechnungen bezahlt. Die Ausnutzung günstiger Gelegenheiten und das Verhandlungsgeschick tragen somit erheblich dazu bei, Güllegruben günstig zu errichten.


Unterstellt man im Falle eines Neubaus je 20 m3 Lagerraum für Futter und für Gülle pro Kuh und Jahr, steigen die eigentlichen Stallplatzkosten noch einmal um 1 800 €/Kuhplatz. Der reine Milchviehstall ohne Jungviehplätze kostete somit in den vergangenen beiden Jahren 10 100 € pro Platz. Der 10 000 €-Stall ist damit bei vielen Milchviehhaltern, die in den letzten Jahren gebaut haben, Realität.


Auch wenn der Zins seit Jahren niedrig ist, zeigt die aktuelle Situation, dass die Tilgung die Liquidität von Betrieben mit hohen Baukosten belastet.

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