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Lenksysteme: „Genauigkeit macht süchtig!“

Lesezeit: 6 Minuten

Dass Lenksysteme mittlerweile auch für kleinere Betriebsstrukturen sinnvoll sind, zeigt Dr. Wilfried Hermann von der Universität Hohenheim in einem Erfahrungsbericht.


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Ein automatisches Lenksystem? Das ist nur etwas für große Betriebe oder für Sonderkulturen – so die landläufige Meinung.


Mittlerweile ist die Technik jedoch massentauglich und finanzierbar geworden. Waren früher eigene RTK-Referenzstationen erforderlich, ist der Empfang der Korrekturdaten bei verfügbarem Mobilfunk jetzt zuverlässig möglich und in vielen Bundesländern per SAPOS-Korrekturdatendienst zudem kostenlos.


So bietet auch Baden-Württemberg derzeit SAPOS-Testzugänge an. Damit entfallen mit der jährlichen RTK-Lizenz hohe laufende Kosten, die von kleinen Betrieben in der Regel nicht finanzierbar waren. Zudem lässt sich an der Ausstattung der Anbaugeräte sparen: Spurreißer und Vorauflaufmarkierer sind dann überflüssig.


Exakte Schlaggrenzen


In Verbindung mit den Schlagumrissen aus dem Fiona-Online-GIS offenbart sich für kleinstrukturierte Betriebe der technische Fortschritt auf den ersten Blick: Die Schlaggrenzen jederzeit zentimetergenau auf dem Schlepper zur Verfügung zu haben, ist extrem hilfreich und vor dem Hintergrund der häufig unverschuldeten Prämienkürzung ein wertvolles Werkzeug, das in der Praxis funktioniert. Wenn sich die Zahl der Flurstücke bei gleichbleibender Betriebsgröße verdoppelt, verdoppelt sich auch die Zahl der Nachbargrenzen und der Vorgewende. Damit steigt auch der Aufwand für die Grenzfindung, die randscharfe Bearbeitung sowie für die Einteilung von Fahrgassen und Beeten enorm an. Auch Spurreißer sind entlang von Feldrainen, Gartenzäunen und Saumstrukturen oft nicht praktikabel. Häufig gibt es keine Grenzsteine mehr, sodass man sich auf das „Gefühl“ verlassen muss bzw. sich an der Grenze der vorigen Bearbeitung orientiert. Wenn ganze Gewanne verschoben sind, ist eine exakte Bearbeitung an der Grenze ohne Vermessung nicht zu machen.


Nicht zuletzt wird durch ein Lenksystem die Arbeit bei Nacht erleichtert oder gar erst ermöglicht. So sind günstige Witterungsphasen besser nutzbar. Große Ackerschläge bei Nacht zu bearbeiten, ist einfach, auf kleinen Schlägen ist dies auch bei guter Beleuchtung eine Herausforderung.


Spätestens wenn der Aushilfsfahrer auf dem Pflug oder Grubber sitzt und Getreide neben Getreide steht, wird deutlich, wie wertvoll Schlaggrenzen samt Traktorposition auf dem Terminal sind. Helfen können sie auch beim Auffinden von Schlägen, was im Realteilungsgebiet hilfreich ist.


Meine Erfahrungen


Meine Erfahrungen basieren in weiten Teilen auf einem Fendt 313 ProfiPlus mit 7“-Terminal und Varioguide-Lenksystem. Bevor es losgeht, lade ich mir die Feldgrenzen aus dem Gemeinsamen Antrag Baden-Württemberg (Fiona) herunter. Über eine kompatible Schlagkartei oder einen Online-Fahrspurplaner übertrage ich sie anschließend per USB-Stick in das Schlepperterminal. Daraus lassen sich dann die Fahrspuren als A-B-Linien generieren. Leider ist bis dato bei Fendt die Erzeugung von A-B-Linien und Konturen aus den Feldgrenzen direkt auf dem Schlepper nur mit dem 10,4“-Terminal möglich (nicht verfügbar für 300er Vario).


Eine praktikable Alternative ist die manuelle Erzeugung der A-B-Linien auf Basis der angezeigten Feldgrenzen. Hierzu fährt man manuell mittig auf die im Schlepperterminal angezeigte Feldgrenze und speichert dann mittels A- und B-Punkt eine A-B-Linie ab. Wichtig ist dabei ihre eindeutige Benennung (z.B. Grenze Süd). Durch das Vorhandensein der Schlaggrenzen als A-B-Linien, steht immer eine parallele Linie zur Verfügung, die ohne erneute Punkteaufnahme nutzbar ist.


Liegen diese A-B-Linien für jede Schlaggrenze dauerhaft gespeichert vor, lassen sie sich für jeden konkreten Anwendungsfall verschieben (z.B. bei Kreiselegge 3,0 m um plus 1,50 m in Richtung Schlagmitte). Diese neue A-B-Linie speichert man dann unter einem aussagekräftigen Namen ab.


Hilfreich wäre es, wenn sich auch am 7“-Terminal von Fendt Kurven und Konturen mittels mehrerer auf die Grenze zu setzender Punkte von Hand als A-B-C-D-Linien abspeichern ließen oder anhand der Feldgrenzen erzeugt werden könnten. Ebenso wäre es hilfreich, wenn shape-Dateien ohne Umweg über eine Schlagkartei genutzt werden könnten.


Das Ganze kann auch im Büro per Online-Fahrspurplaner erfolgen (z.B. Leitspurmanager von Next-Farming oder Geotrax bzw. MyJohnDeere.com für John Deere-Traktoren).


Leichter Pflügen


Auch das Pflügen ist mit einem Lenksystem einfacher, insbesondere bei einem Pflug ohne variable Schnittbreite. Bei korrekt eingegebener Schnittbreite kann so der korrekte Abstand zur Grenze ermittelt werden, ohne aufwendige Markierungsfurchen zu ziehen bzw. auszumessen.


Bei kleinen Schlägen in zersplitterter Flur benötigt das viel Zeit und wird daher in der Regel auch nicht gemacht. Auch bei korrekter Einstellung der Pflugbreite wird erfahrungsgemäß die Anschlussfurche aufgrund von Seitenzug etc. mit dem Lenksystem nicht exakt erreicht. So empfiehlt es sich, manuell in die Furche zu fahren und dann bei korrekter Schlepperposition die A-B-Linie auf die aktuelle Schlepperspur zu verschieben oder die „Auto-Offset“- Funktion zu nutzen.


Richtet man die A-B-Linie an der Grenze aus, an der später ausgepflügt werden soll, können Sie die angezeigte Fahrspur auch zum Ausgleich von Keilen nutzen.


Schnurgerade säen


Nicht zuletzt hat das Ganze zusätzlich zur ästhetischen eine soziale Komponente: So kann man auch Fahrer mit Arbeiten betrauen, denen es an Erfahrung mit dem Geradeausfahren mangelt. Zumal es dann einfacher ist, das Anbaugerät zu überwachen. Die Spuren beim Säen werden zudem immer schnurgerade. Das vermeidet Diskussionen und erhält ein positives Betriebsklima.


Extrem hilfreich ist die Anzeige der bearbeiteten Fläche. Häufig ist insbesondere beim Säen nachts der Unterschied einer vorbearbeiteten zu einer gesäten Fläche schlecht erkennbar.


Hier zeigt sich der Vorteil eines in den Schlepper integrierten Systems, da die Aufzeichnung nicht zwangsläufig beim Aktivieren des Lenksystems beginnt, sondern zum Beispiel auch beim Einschalten der Zapfwelle.


In der Regel schaltet man das Lenksystem bereits vor Beginn der eigentlichen Feldarbeit ein, um die Spur zu finden. Der Einschaltpunkt taugt daher nicht als Indikator für eine bereits erledigte Arbeit. Ebenso kann dann das Lenksystem in das Vorgewendemanagement integriert und so automatisch gestartet werden. Ärgerlich ist, dass die Aufzeichnung beim kleinen 7“-Terminal von Fendt beim Schlagwechsel nicht erhalten bleibt. Bearbeitet man zwischenzeitlich ein anderes Feld, verschwinden die bearbeiteten Säspuren inklusive der angelegten Fahrgassen.


Mittels Lenksystem und manuell eingestellter Fahrgassenschaltung können bei der Aussaat die Fahrgassen zuerst gedrillt werden. Diese sind am Display farbig markiert. Anschließend drillt man den Rest des Feldes ohne Fahrgassen. So lassen sich Fahrgassenfehler minimieren und man kann rationell im Beetverfahren arbeiten. Das ist mit einer Fahrgassenschaltung, die ihre Impulse durch das Ausheben erhält, nicht möglich. Durch das Spur an Spur fahren verschenkt man vor allem auf kurzen Feldern viel Zeit.


Ebenso können Sie vorab die Flächen im Online-GIS teilen und dann die Schlagteilung in das Schlepperterminal exakt übernehmen. Das Ausmessen auf dem Feld entfällt auch in diesem Fall.


silvia.lehnert@topagrar.com

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