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Lichtwurzel vom Bodensee

Lesezeit: 4 Minuten

Der Andreashof aus Überlingen hat den Anbau von Yams zu seinem Hauptstandbein gemacht. Für die veredelten Produkte aus der Heilwurzel kommen die Kunden von weit her.


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Auf den ersten Blick könnte man die langen, braunen Stangen der Chinesischen Yamswurzel mit der Schwarzwurzel verwechseln. Bei näherer Betrachtung sind die Gemeinsamkeiten aber gering. Denn botanisch gesehen ist Yams gar keine Wurzel, sondern eine Knolle. Die einkeimblättrige, zweihäusige Pflanze mit herzförmigen Blättern ist mehrjährig und überlebt als Wurzelknolle im Boden.


Weltweit gibt es ca. 600 verschiedene Arten der jahrtausendealten Pflanze. Sie spielt unter anderem in der Traditionellen Chinesischen Medizin eine Rolle als Heilmittel, Diätetikum sowie als Rohstoff für die Pharmazie. In Frankreich wird die weiblich blühende Variante als Gemüse verzehrt.


Eigene Marke aufgebaut


Der Andreashof in Überlingen am Bodensee hat sich ganz auf den Anbau dieser Pflanze spezialisiert. Der Demeterbetrieb stellt aus der lang gezogenen Wurzelknolle, die sich nach unten hin verdickt, bereits seit 2002 vielfältige Produkte unter der eigenen Marke „Lichtyam®“ her.


Zu den rund 30 verschiedenen Produkten des Demeterhofes gehören zum Beispiel Chips, Heilkapseln, Salz sowie Pulver für Kräutermischungen sowie unterschiedliche Kosmetika.


Vielfältige Wirkungen


Der Markenname hat mit der Wirkung, die man der Chinesischen Yams nachsagt, zu tun: „Sie soll Lichtenergie übertragen“, beschreibt Agraringenieur Matthias Busl, verantwortlich für den Anbau sowie für Forschung und Entwicklung am Andreashof.


Messen könne man diese Lichtkräfte, die etwa gegen Depressionen oder Antriebslosigkeit helfen sollen, über eine Photonenmessung. Außerdem enthalte die Pflanze Antioxidantien sowie Allantoine, fördere daher die Verdauung und hemme Entzündungen. „Lichtyam wirkt bei jedem Menschen anders“, berichtet Busl.


Auf ca. 1,5 ha kultiviert der Betrieb, der einer Stiftung gehört, chinesische Yams. Das Anbauverfahren ist aufwendig und erfordert viel Handarbeit. Die Knolle braucht für optimales Wachstum viel Platz (>1 m in der Tiefe), einen krümeligen, nährstoffreichen Boden und ständig ausreichend Wasser.


Kultivierung in Wurzelkästen


Weil sich der zu schwere lehmige Boden am Standort aber nur bedingt für eine solche Dammkultur eignet, hat der Betrieb spezielle 1,50 m tiefe und 40 cm breite Wurzelkästen aus Holz entwickelt. So baut er heute in rund 800 bis 1000 solcher Kästen bis zu 10000 Yamspflanzen an. Ein Teil davon steht in Gewächshäusern, wo sie wegen des früheren Pflanztermins Anfang Februar vor Frost geschützt sind und besser wachsen als auf den 90 ar im Freiland.


Unter Glas lassen sich im Herbst auch größere Knöllchen (Bulbillen) aus den Blattachseln schütteln. Sie dienen als Jährlinge der weiteren Vermehrung. Die Pflanzzeit ist Ende April/Mai, die Ernte im Herbst, wenn die Blätter gelb-braun sind und abfallen. Der Trockensubstanzgehalt der Knolle beträgt dann etwa 25%. Um die empfindlichen Stangen nicht zu verletzen, lassen sich die Kästen zerlegen. Im Freiland hebt ein spezieller Frontaufbau am Schlepper die Dämme vorsichtig an. Die Erntemengen schwanken von Jahr zu Jahr. Aus den Wurzelkisten erhalte man laut Busl jährlich etwa 8 bis 10 kg.


Um eine optimale Photosynthesefläche zu gewährleisten, legt der Betrieb die Jungpflanzen einreihig horizontal in die Kisten und fädelt die jungen Triebe später manuell in ein Netz als Rankhilfe ein. Die Pflanzengesundheit sei gut. Krankheiten halte man mit Nützlingen oder Gelbtafeln im Griff.


Regelmäßig frischen Boden


Viel Arbeit macht vor allem, den optimalen Boden herzustellen und die Jungpflanzen im Freiland auf Dammkultur unkrautfrei zu halten. Für die Kistenkultur kommen zum lehmigen Mutterboden bis zu 30% Sand, eine ordentliche Kompostgabe, Pflanzensubstrate sowie Hornkiesel und Hornmist hinzu. Gebrauchte Kistenerde muss jedes zweite Jahr über Gründüngung recycelt und neu mit 10% Kompost angereichert werden. „Sonst kommt es bei den Pflanzen zu Deformationen“, hat der Landwirt beobachtet.


Wie rechnet sich die Nische?


Pro Jahr erntet der Andreashof zwischen 5 bis 7 t. Etwa die Hälfte wird gleich nach der vierwöchigen Nachreifezeit als Frischware aufbereitet und bis Ende Juli/Mitte August vermarktet. Der Rest geht in den dunklen Lagerkeller bei 6 bis 8°C, wo sich die Knollen bis zu etwa neun Monaten halten lassen.


Für Anbau, Ernte und Einlagerung sind 2,75 Arbeitskräfte pro Jahr nötig. Weitere kommen für die Verarbeitung hinzu. Durch die Veredlung der Wurzel in hochwertige Produkte sowie den Verkauf über den eigenen Hofladen und Webshop, über direkt belieferte Händler und den regionalen Biogroßhandel rechne sich das Geschäft, sagt Busl. Der Absatz steige kontinuierlich – trotz Preisen von 36 bis 39 € für 1 kg frische Wurzelknolle.


Obwohl sich der Betrieb wie kaum ein zweiter mit dem Anbau von Yams auskennt, gibt es noch einiges zu optimieren. Zum Beispiel die Tröpfchenbewässerung. Gemeinsam mit der Universität Münster experimentiert Matthias Busl zudem zu der Frage, wie gut sich die Chinesische Yams über Samen vermehren lässt.


silvia.lehnert@topagrar.com

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