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topplus Reportage

Lukrativer Archehof

Lesezeit: 3 Minuten

Georg Schlickenrieder züchtet gefährdete Nutztierrassen und hat daraus ein tragfähiges Geschäftsmodell entwickelt.


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Die Erhaltung seltener Haustierrassen war zunächst nicht das primäre Ziel von Georg Schlickenrieder (61) aus Otterfing im Landkreis Miesbach. „Als ich den Hof übernommen habe, war ich eigentlich auf der Suche nach einer Tierart, die eine gute Wertschöpfung bringt und wenig Arbeit macht“, schmunzelt der Betriebsleiter. „Für Mutterschafe gab es damals Prämien, und wenn man dann noch aussterbende Rassen wie das Braune Bergschaf hielt, wurde das zusätzlich gefördert. “


Doch die Zucht dieser seltenen Rasse war schwieriger als gedacht. Schlickenrieder musste mühsam im Ausland nach Zuchttieren suchen, weil vom Braunen Bergschaf nur noch 100 Exemplare übrig waren.


Das Lammfleisch ließ sich nicht über die bestehenden Wege verkaufen, sodass er sich seine eigene Direktvermarktung aufbauen musste. Und auch die Verarbeitung der Wolle zu Tuch oder Loden war schwierig und kostspielig, da es in Bayern keinerlei Verarbeitungsbetriebe mehr gibt.


Ein Aha-Erlebnis


Ein Aha-Erlebnis hatten der Landwirt und seine Frau Anja, als sie die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) und deren Zertifizierung „Archehof“ kennenlernten. „Da stellten wir fest, dass wir schon ein Archehof sind“, erinnert sich Schlickenrieder.


Heute, über 20 Jahre nach der Anerkennung, züchtet der Archehof das Braune und Schwarze Bergschaf sowie die Rinderrasse Murnau-Werdenfelser im Herdbuch. Außerdem halten Schlickenrieders Schweine der bedrohten Rasse Bunte Bentheimer und Appenzeller Spitzhauben – eine alte an das Alpenland angepasste Hühnerrasse.


Alte Rassen als Attraktion


Mithilfe der seltenen Rassen haben es Schlickenrieders geschafft, Menschen auf ihren Hof zu locken und neue Betriebszweige zu entwickeln: ein Hofcafé mit Veranstaltungsräumen, einen Hofladen, eine Brennerei und Schulklassenführungen, für die der Archehof Schlickenrieder als zertifizierter „Lernort Bauernhof“ vom Staat entlohnt wird.


Dabei befruchten sich die verschiedenen Standbeine gegenseitig: Wer im Hofcafé gut gegessen hat, kauft meist noch im Hofladen ein und Besucher der Betriebsführungen buchen anschließend gerne die Veranstaltungsräume des Hofs für ihre Geburtstagsfeier.


Die Besonderheiten der alten Rassen sind die Basis des Betriebskonzepts: Die Tiere wachsen langsam, liefern dafür aber Milch und Fleisch von hoher Qualität und besonderem Geschmack.


So vermarktet Schlickenrieder jährlich 20 Murnau-Werdenfelser Ochsen und Färsen über ein attraktives Markenfleischprogramm, sodass er pro Tier rund 2500 € erlöst (s. Südplus 8/2019).


„Dass man mit den alten Rassen nicht konkurrenzfähig ist, das war vielleicht früher einmal so“, glaubt Georg Schlickenrieder. „Heute wissen wir, dass diese aussterbenden Rassen für unsere Gesellschaft wichtig sind, weil sie den Genpool erhalten. Und mit der richtigen Vermarktung sind sie mit ihren Vorzügen wie Langlebigkeit und Robustheit meiner Meinung nach vielen Hochleistungsrassen überlegen.“


Die Außenarbeiten auf seinen 70 ha Land vergibt Schlickenrieder fast vollständig an den Maschinenring – anders wäre das Arbeitspensum für die beiden Eheleute, die landwirtschaftliche Teilzeitkraft und den Lehrling auch nicht zu schaffen. Christiane Kretzer

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