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Mais 2021: Auf die Kombi kommt es an

Lesezeit: 6 Minuten

Wie sieht eine erfolgreiche Herbizidstrategie aus, sollte es in diesem Jahr erneut an Wasser fehlen? Das erklärt Pflanzenbauberater Volker Heitz im Interview.


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Was sind die wichtigsten Erfahrungen aus der Anbausaison 2020 für die Maisanbauer in Süddeutschland für die kommende Saison?


Volker Heitz: 2020 war nicht nur hierzulande bereits das dritte Jahr in Folge mit ausgeprägten Trockenphasen bzw. Niederschlagsdefiziten. Nachdem dann über den Winter kaum eine Frostgare stattgefunden hatte, waren die Böden im Frühjahr zur Maissaat lokal recht grobschollig. In manchen Regionen fiel im gesamten Monat April kein Tropfen Niederschlag. Überraschend war die dennoch gute Wirkung der Vorauflaufherbizide. Die letzte Saison hat uns wieder einmal gezeigt, dass neben der Produktionstechnik, zunehmend das Wasserhaltevermögen des Bodens, sowie die Menge und Verteilung der Niederschläge über den späteren Ertrag entscheiden.


Was können die Maisanbauer schon im Frühjahr oder gar im Vorjahr tun, damit ihr Bestand besser durch sehr trockene Phasen kommt?


Heitz: Wasser wird zunehmend zum begrenzenden Faktor für den Ertrag. Der Landwirt hat hier ein paar Stellschrauben. Zunächst gilt es, den optimalen pH-Wert des Bodens durch regelmäßige Kalkung mit Blick auf die Bodenstruktur anzustreben. Daneben ist auch die Konservierung bzw. der Aufbau des Humusgehalts von Bedeutung, denn dieser dient als Wasserspeicher. Dies kann z.B. durch Zufuhr von organischem Material über ein entsprechendes Strohmanagement und über den Zwischenfruchtanbau geschehen. Im Frühjahr sollte der Landwirt dann die Flächen frühzeitig abeggen, um das Wasser im Boden zu halten. Weitere Maßnahmen wären z.B. die Auswahl trockentoleranter Sorten (falls vorhanden), sowie eine Reduzierung der Bestandesdichte. Alle vorgenannten Maßnahmen sind bis zu einem gewissen Grad hilfreich, bei sehr ausgeprägten Trockenphasen muss dennoch mit erheblichen Mindererträgen gerechnet werden.


Stehen in diesem Jahr neue Herbizide im Mais zur Verfügung bzw. ist mit neuen Zulassungen zu rechnen?


Heitz: Derzeit steht noch eine ausreichende Mittelpalette zur Unkrautbekämpfung im Mais zur Verfügung.Wirklich neue Wirkstoffe sind aber bereits seit einigen Jahren nicht mehr hinzugekommen. Es bleibt daher auch im Jahr 2021 bei neuen Kombinationen bewährter Produkte oder neuen Packs. Für den praktischen Landwirt bedeutet dies, dass er sich stets darüber informieren muss, welche Wirkstoffe seine eingesetzte Mischung beinhaltet. Dies ist Grundvoraussetzung für eine optimale Anwendung. Zudem können nur so die anwendungsbezogenen Auflagen auf Wirkstoffebene sicher eingehalten werden.


Ist das Anbaumanagement in vielen Ihrer Beratungsbetriebe schon ausgereizt oder gibt es noch Potenzial?


Heitz: Der Maisanbau hat im Rheintal schon eine sehr lange Tradition. Dementsprechend ist die Produktionstechnik hierzulande meines Erachtens bereits auf einem sehr hohen Niveau. Dies zeigen auch die hohen Erträge, die in optimalen Jahren bei uns erzielt werden. Ertragsunterschiede resultieren zunehmend allein aus der Bodengüte oder der Niederschlagsverteilung auf der entsprechenden Fläche. Je nach Jahr spielt auch der Saattermin eine gewisse Rolle, wobei sich meist erst hinterher herausstellt, welcher Termin der optimale gewesen wäre.


Welcher Zwischenfrucht vor Mais geben Sie den Vorzug und wie sieht aus Ihrer Sicht die optimale Bodenbearbeitung für das Saatbeet in Ihrer Region aus?


Heitz: Mais steht im Rheintal häufig nach Mais oder auch nach Wintergetreide. Im ersteren Fall ist ein Zwischenfruchtanbau zeitlich kaum möglich. Ansonsten erfolgt die Auswahl der Zwischenfrucht immer betriebsindividuell. Hier spielen dann die Möglichkeiten einer FAKT-Förderung bzw. Anrechnung der Begrünung als ökologische Vorrangfläche eine Rolle. Wichtig ist in erster Linie, dass überhaupt eine Begrünung durchgeführt wird.


Nimmt der Unkrautbesatz im Mais allgemein zu, z.B. im Zuge von Trockenheit oder durch lückige Zwischenfrüchte? Welche sind konkret in den letzten Jahren zunehmend zum Problem geworden?


Heitz: Ich würde nicht sagen, dass der Unkrautbesatz generell zunimmt. Durch den langjährigen Maisanbau hat sich natürlich eine Unkrautflora verschiedener wärmeliebender Ungräser, speziell Hirsearten (hier insbesondere Hühner- und Borstenhirse) sowie Unkräuter, wie z.B. Gänsefußarten, Amarante, Kamille und Ehrenpreis, bei uns etabliert. In intensiven Maisfruchtfolgen treten dazu oftmals flächig oder auch nur nesterweise Winden, Ampfer oder Disteln auf. Probleme bereitet lokal das Erdmandelgras. Dort wo es stärker auftritt, bildet sich ein flächendeckender Ungrasteppich, der nur mit wenigen Mitteln zurückgedrängt werden kann. Bei neu auftretenden Schadpflanzen oder Problemunkräutern sollte bereits beim Erkennen erster Befallsherde gehandelt werden. Ansonsten erfolgt relativ rasch eine weitere Ausbreitung über landwirtschaftliche Maschinen.


Reicht auf vielen Standorten noch eine Einmalbehandlung vor dem 4-Blatt-Stadium?


Heitz: Im Idealfall gelingt es immer noch mit einer Überfahrt, die Unkrautbekämpfung durchzuführen. Um dies zu erreichen, wird in der Regel der Einsatz einer Mischung aus blatt- und bodenwirksamen Komponenten empfohlen. Die allermeisten Nachbehandlungen sind dann gegen Winden, Disteln oder Ampfer. Diese sind zum Zeitpunkt der eigentlichen Herbizidmaßnahme entweder noch nicht vorhanden oder nicht im optimalen Entwicklungsstadium für eine sichere Bekämpfung. Generell muss im frühen Nachauflauf besonders auf Witterung und Temperatur geachtet werden. Um Schäden zu vermeiden, sollte die Behandlung daher bei warmem oder wüchsigem Wetter durchgeführt werden. Abgeraten wird von Spritzungen in eine bevorstehende Kältephase hinein.


Wie sieht Ihre Empfehlung gegen starken Ackerfuchsschwanz aus?


Heitz: Aufgrund des nach wie vor relativ hohen Maisanteils in der Fruchtfolge spielt der Ackerfuchsschwanz in Mais im Rheintal noch keine allzu große Rolle. Dementsprechend ist er für die Mittelwahl nicht entscheidend. Dennoch beobachten wir, dass bei uns im Wintergetreide lokal der Ackerfuchsschwanzbesatz zunimmt.


Welche zukünftigen Schwerpunkte bzw. Herausforderungen sehen Sie beim Pflanzenschutz im Mais?


Heitz: Mais ist zwar diejenige Ackerbaukultur, in der heute am wenigsten Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, aber ich denke aufgrund des ambitionierten Ziels in Baden-Württemberg, bis 2030 circa 40 bis 50 % der chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel einsparen zu wollen, könnte die mechanische Unkrautbekämpfung zukünftig wieder eine größere Rolle spielen. Dies natürlich auch vor dem Hintergrund, dass zum einen bereits positive Erfahrungen vorliegen und zum anderen der Mais die flächenstärkste Kultur bei uns ist. Klar ist aber auch, dass sich das Ganze für den Landwirt auch rechnen muss.


Was den Pflanzenschutz angeht, sind wir derzeit noch in einer komfortablen Lage. Die aktuelle Mittelpalette bietet Lösungen für fast alle Probleme. In der Übersicht (siehe Seite 20) finden Sie eine Zusammenstellung möglicher Herbizidlösungen für das Rheintal. Nicht enthalten sind Präparate mit dem – bundesweit am häufigsten eingesetzten – Wirkstoff Terbuthylazin. Die Anwendung dieses Wirkstoffs ist in Baden-Württemberg in Wasserschutzgebieten generell verboten und wird auch außerhalb von Wasserschutzgebieten (speziell auf leicht durchlässigen Böden ) zum Schutz des Grundwassers offiziell nicht empfohlen.


Zukünftig von Bedeutung ist aber sicherlich die Einhaltung eines Resistenzmanagements, um die bereits vorhandene Resistenz von Hühnerhirse gegenüber Sulfonylharnstoffen in Schach zu halten. Langsam enger wird es bei der Bekämpfung bzw. Abwehr von tierischen Schädlingen, wie Drahtwurm und Fritliege oder auch Krähenfraß. Ein Dauerthema bleibt auch der Maiswurzelbohrer, der sich langsam, aber kontinuierlich weiter ausbreitet.


silvia.lehnert@topagrar.com

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