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Mehr Bio: Ohne den Handel geht das nicht

Lesezeit: 5 Minuten

Baden-Württemberg will bis 2030 den Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche auf 30 bis 40 % erhöhen. Dass dafür staatliche Ökoprämien allein nicht reichen, zeigt Dr. Lukas Kiefer.


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Baden-Württemberg ist beim Ausbau des ökologischen Landbaus mindestens genauso ambitioniert wie der Bund: Bis 2030 soll der Anteil der ökologisch bewirtschafteten landwirtschaftlichen Fläche bei 30 bis 40 % liegen. Dies stellt eine erhebliche Steigerung dar, zumal im Jahr 2019 im Land erst 13,2% der Landwirtschaftsfläche ökologisch bewirtschaftet wurden.


Höhere Betriebsgewinne


Grundsätzlich scheinen die Rahmenbedingungen für eine Umstellung auf ökologischen Landbau gut zu sein. So haben einige vergleichende Studien der letzten zehn Jahre gezeigt, dass mit ökologischer Produktionsweise oft höhere Betriebsgewinne erzielt werden können als mit konventioneller. Dies gilt insbesondere für die Rinderhaltung (siehe auch Rinderreport Baden-Württemberg) und dies wiederum vor allem in Regionen mit naturräumlichen Nachteilen.


Darunter fallen beispielsweise Betriebe in den Höhenlagen des Schwarzwaldes und der Schwäbischen Alb, die teilweise sehr steile Flächen bewirtschaften und die zudem in ihrer Nutzbarkeit durch naturschutzfachliche Belange eingeschränkt sind. Doch auch in besseren Gegenden schneiden Ökobetriebe wirtschaftlich oft besser ab.


Spannend ist aus heutiger Sicht, welche Umstellungsanreize in der kommenden Agrarförderperiode zu erwarten sind. Während das bisherige FAKT-Maßnahmenprogramm die Umstellung mit 350 €/ha für die ersten zwei Jahre und 230 €/ha für die Beibehaltung des ökologischen Landbaues honorierte, ist in der kommenden Förderperiode wohl dennoch eine weitere Erhöhung der Fördersätze notwendig, um die sehr ehrgeizigen Ziele von Seiten der Agrarpolitik möglich erscheinen zu lassen.


Mindestens genauso wichtig wie die politische Zielrichtung ist jedoch auch die Mitwirkung des Handels. Schließlich ist dieser das Bindeglied zwischen dem (umstellungswilligen) Landwirt und der weiterhin steigenden Nachfrage nach Bioprodukten. Folglich muss der Handel die Ausdehnung des Ökolandbaues einerseits unterstützen, um dem Verbraucher die Produkte zugänglich zu machen.


Andererseits muss der Handel von der Landwirtschaft unterstützt werden, indem sie ihm hohe Produkt- und Prozessqualitäten bereitstellt und durch eine enge Kooperation mit den Abnehmern transparent macht, warum der Kauf der regionalen Ökoprodukte für den Verbraucher lohnenswert ist.


Erfolgreiche Kooperation


Dass solche Kooperationen möglich sind, zeigt die langjährige Verbindung der Erzeugergemeinschaft Schwarzwald Bio-Weiderind (EZG) und der Edeka Südwest Fleisch GmbH aus Rheinstetten deutlich. Der Lebensmitteleinzelhändler wird den mittlerweile 180 Rinderhaltern aus dem südlichen und mittleren Schwarzwald in diesem Jahr etwa 2000 Mastrinder abnehmen.


Beteiligte berichten, dass die Partnerschaft durch ein vertrauensvolles Verhältnis gekennzeichnet sei, in dem Preisvereinbarungen für die einzelnen Mitglieder der Wertschöpfungskette gemeinsam diskutiert und das Angebot an Rindern mit der Nachfrage in den Edeka-Märkten weit im Voraus abgeglichen werden. Das gibt beiden Seiten eine hohe Planungssicherheit.


Preise nach Vollkosten


Bei der Preisfindung stellen die Vollkosten der Rindfleischerzeugung in den Betrieben ein zentrales Kriterium dar. Das starke Wachstum der EZG in den letzten Jahren, das mit konstanten, vergleichsweise hohen Auszahlungspreisen einhergeht, beweist, dass dieser faire Umgang miteinander bei den Erzeugern gut ankommt.


Das gegenseitige Miteinander geht in diesem Fall sogar so weit, dass sich die Partner in Krisenzeiten finanziell aushelfen. So nahm die Edeka z.B. in der starken Sommertrockenheit 2018 den Landwirten überschüssige, noch nicht fertig ausgemästete Tiere zum Höchstpreis ab, weil den Landwirten die Futtergrundlage ausging. Im Gegenzug verzichteten die Erzeuger zu Beginn der Coronakrise freiwillig auf einen kleinen Teil ihres Erzeugerpreises, um den eigenen Markt nicht zu sehr zu belasten.


Vor diesem Hintergrund wurde die Zusammenarbeit zwischen den Landwirten und der abnehmenden Hand bereits in mehreren Projekten untersucht. Im Ergebnis gilt sowohl für die ökologische Milchviehhaltung als auch für die Mutterkuhhaltung und die Rindermast, dass staatliche Ökoprämien im Zusammenspiel mit höheren Erzeugerpreisen den Vorteil geringerer Produktionskosten auf konventionellen Betrieben oft deutlich übertreffen.


Sind Ökobetriebe hingegen nicht in der Lage, ihre Produkte zu guten Preisen abzusetzen, profitieren sie von der ökologischen Wirtschaftsweise trotz der höheren Prämien in der Regel kaum. Dies wird anhand der in der Übersicht dargestellten Ergebnisse des Projektes: „Grünlandschutz durch ein innovatives Bio-Weiderindkonzept“ (GiB-Projekt) deutlich.


Die Mäster im GiB-Projekt profitieren sowohl von einem sehr hohen Prämienniveau als auch von hohen Erzeugerpreisen, die nicht nur die konventionellen Preise übertrafen, sondern auch deutlich über dem damals üblichen Biopreis lagen. Im Ergebnis erzielten die Rindermäster der EZG positive kalkulatorische Betriebszweigergebnisse, womit sie einen Stundenlohn von 20€ und einen Unternehmergewinn zwischen 200 und 300 € pro Tier erzielten.


Diese Ergebnisse aus den Jahren 2017 bis 2020 decken sich mit der heute zu beobachtenden Entwicklung bei der EZG: Gute Rahmenbedingungen von Seiten der Förderpolitik, aber insbesondere die Möglichkeit, für hohe Qualitäten abgelieferter Tiere beim Marktpartner Edeka seit Langem angemessene Preise zu erzielen, führten dazu, dass die abgelieferten Tierzahlen bei der EZG kontinuierlich ansteigen und dass sich die durchschnittlichen Gewichte der Schlachtkörper mittlerweile auf etwa 330 kg erhöht haben. So erreichen mehr als 80% die gewünschte Qualität R2/R3 oder besser.


Dieses vertrauensvolle Miteinander wird gegenüber den Verbrauchern von Edeka sichtbar und offen kommuniziert. Die hohe Anerkennung der Kunden zeigt sich in steigenden Absatzzahlen. Damit gelingt es Edeka, die Nachfrage nach dem Weiderindfleisch selbst weiter zu stimulieren und die höheren Erzeugerpreise an die Verbraucher weiterzugeben.


silvia.lehnert@topagrar.com


silvia.lehnert@topagrar.com


Auf den folgenden Seiten berichten ein Praktiker und der Geschäftführer der Edeka Südwest von ihren Erfahrungen mit dem Öko-Weiderindprogramm.

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