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Mister Strip Till

Lesezeit: 8 Minuten

System Immergrün, Strip Till und Mulchsaat mit Zwischenreihen-begrünungen – das sind die wichtigsten „Zutaten“ des Ackerbaus von Franz Grötschl. Wir haben uns sein „Menü“ angeschaut.


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Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen. Diesen Titel kennen Sie vielleicht aus My Fair Lady? Ständig grün sind aber auch die Ackerflächen von Franz Grötschl. Denn der Milchbauer aus dem österreichischen Burgenland fährt schon seit vielen Jahren das System „Immergrün.“


ZIEL: 365 TAGE BEGRÜNT


„Ich versuche, meine Flächen das ganze Jahr über mit Zwischenfrüchten zu begrünen“, so Grötschl. Zusätzlich setzt er in der Anbautechnik auf das Strip Till-Verfahren. Für Grötschl ist dies ein Kompromiss zwischen Mulchsaat und No Till. Damit verfolgt der Landwirt die Ziele, Erosion zu verhindern, Nährstoffe aus den Vorkulturen zu fixieren sowie das Bodenleben und damit auch den Humushaushalt zu fördern. Er bewirtschaftet 72 ha Acker und 15 ha Grünland auf sehr leichten, sandigen Böden (15 bis 30 Bodenpunkte). Auf über 70% seiner Flächen gelingt ihm dies auch nach eigener Aussage.


Auf etwa 50% der Ackerfläche baut der Landwirt Silomais als Futter für seine rund 70 Kühe plus Nachzucht an. Ausgangspunkt von Grötschls aktuellem Anbausystem ist eine überwinternde Zwischenfrucht. „Für die Begrünung setze ich eine Rabe-Mulchsaatmaschine ein. Allerdings hebe ich die vor der Säschiene laufende Kurzscheibenegge dabei aus. So gelingt Direktsaat ohne wesentliche Erdbewegung.“


Die Zwischenfrucht bringt der Landwirt nach verschiedenen Begrünungsvarianten des österreichischen Agrarumweltprogrammes ÖPUL aus. Die Förderung beträgt hier zwischen 120 und 170 €/ha. Die schnelle Begrünung ist laut Grötschl besonders wichtig, denn „nur ein bedeckter Boden schützt vor Austrocknung und fördert das Bodenleben, damit der Kohlenstoff-Kreislauf intakt bleibt! So lässt sich mehr CO2 im Boden speichern, der zu Humus wird.“


Die Zwischenfrüchte kann Grötschl bei Bedarf noch im Herbst verfüttern. Wegen der winterharten Komponenten nutzt er zudem den Frühjahrsaufwuchs als Futter. Im Herbst bringt Grötschl eine Güllegabe per Scheibeninjektor aus. Damit kommen wir zu einem Hauptbestandteil seines Anbausystems: dem Güllefass mit Strip Till-Gerät. Das 13000-l-Fass mit Injektionstechnik von der Firma Venhuis hat Grötschl in Holland gebraucht gekauft hat. Anstelle des 7,20 m breiten Scheibeninjektorgestänges kann der Landwirt alternativ das Strip Till-Gerät anhängen. Genauso ist der Solo-Einsatz möglich.


Drei Jahre Experimente


„An diesem System habe ich drei Jahre lang herumexperimentiert, bis es zu meiner Zufriedenheit funktionierte“, so der Landwirt. Gebaut hat das Strip Till-Gerät die Firma Bremer in Köln, die Landtechnik auf Wunsch nach Maß anfertigt. Drei Prototypen sind der Endversion vorausgegangen. Unterm Strich hat die Technik rund 16500 € gekostet. Das Gerät besteht aus vier Arbeitselementen im Abstand von jeweils 75 cm. Die einzeln aufgehängten Elemente sind als Parallelogramm geführt. Zunächst schlitzen Scheibenseche mit Tiefenführungsrollen den Boden in 6 bis 7 cm Tiefe auf. Darauf folgt die Injektionstechnik: Ein Grubberstück mit Schmalschar, durch das die über einen Schlauch zugeführte Gülle in ca. 20 cm Tiefe injiziert wird.


Abschließend formt das Element aus zwei im Abstand von 28 cm laufenden Hohlscheiben einen leichten Damm aus. Die Kombi aus Strip Till und Gülleausbringung als Unterfußdüngung setzt Grötschl einige Tage vor der Maisaussaat ein.


MIT RTK IMMER RICHTIG


Dafür verwendet er einen Traktor mit RTK-Lenksystem (Real Time Kinematic), um exakte Reihen zu erhalten. Er bringt rund 40 m3 Gülle pro ha aus. Schon seit 2005 düngt der Landwirt Nährstoffe nur noch in Form von Rindergülle. Um dabei schlagkräftiger zu sein, setzt Grötschl ein 18 m3-Zubringerfass mit Übergaberüssel ein.


Die Vorteile der Gülleinjektion per Strip Till sind laut Franz Grötschl:


  • effiziente Depotdüngung,
  • minimale Bodenbearbeitung,
  • geringerer Wasserverbrauch,
  • kein Geruch,
  • keine Erosion
  • und kein Schmutz auf der Straße.


„Zudem vermeide ich mit diesem System jegliche Nährstoffverluste aus meiner Gülle, selbst bei höheren Temperaturen im Sommer“, so Grötschl. ▶


Und er erreiche damit eine Bodenlockerung, wobei durch die streifenweise Bearbeitung immer noch ausreichend Rückzugsorte für das Bodenleben erhalten blieben. Und nicht zu vergessen: Durch das tiefe Einbringen der Gülle in den Boden kommt es zu keinerlei Geruchsbelästigungen. „Damit erspare ich mir unnötigen Ärger mit den Anwohnern“, freut sich der Landwirt.


Die Hohlscheiben im Anschluss an die Injektionselemente verhindern durch das Ausformen des kleinen Dammes, dass das aufgeworfene Erdmaterial die Begrünung zwischen den Reihen zudeckt.


Mit der Aussaat beginnt Grötschl knapp eine Woche danach. „Dies ist notwendig, damit die Fäulnisprodukte in der Gülle vor der Saat vom Bodenleben abgebaut werden. Da dieses Verfahren die Auflagen der Maßnahme „Mulch- und Direktsaat“ im österreichischen Agrarumweltprogramm erfüllt, erzielt Grötschl einen „Mulchzuschlag“ in Höhe von 60 €/ha.


LEICHT KRÜMELIGES SAATBETT


Den Mais sät der Landwirt mit einer vierreihigen Monosem NX Direktsaatmaschine. Die Doppelscheibenschare haben seitliche Farmflexführungsrollen, das große Parallelogramm hat verstellbare Belastungsfedern und die großen Antriebsräder sind höhenverstellbar. Mit dem 1800 kg schweren Gerät erreicht Grötschl einen Schardruck von bis zu 450 kg. Durch die Sternklutenräumer und Kolterscheiben „erziele ich immer ein leicht krümeliges Saatbett“, so der Landwirt. „Wenn es sehr trocken ist, drücke ich den Boden zwei bis drei Tage nach dem Strippen mit der Cambridgewalze an, um Verschmierungen der Gülle zu vermeiden.“


Während der Saat werden die Dämme auseinandergedrückt. Unter der zur Seite gedrückten Erde wachsen die Gründüngungspflanzen aber wieder durch. Der Erosionsschutz ist auch hier weiter gegeben. Selbst starke Niederschläge verschlämmen dann nicht die gesamte Fläche. Das Wasser kann immer versickern und steht den Pflanzen zur Verfügung.


Für die weitere Bestandesführung des Maisbestandes ist die Zusammensetzung der im Sommer zuvor gesäten Zwischenfrucht besonders wichtig. Denn Grötschl will nach Möglichkeit künftig auf den Einsatz von Herbiziden im Mais ganz verzichten. „Denn mit der Spitzung stirbt schließlich auch die Gründüngung mit ab. Und damit gehen die gewünschten Effekte verloren.“


KÜNFTIG OHNE HERBIZIDE?


Bisher reichte ihm in der Regel eine Spritzung im Nachauflauf. Künftig will er auf eine Bandspritzung umsteigen oder eben am liebsten ganz ohne Spritzung auskommen. Dafür kommt seit diesem Jahr der sogenannte Crimper der Firma Dickson zum Einsatz. Es handelt sich um Messerwalzen zum Umknicken von Begrünungen. Dieses sogenannte Variofield-System wurde von Bernhard Dick aus Pram in Oberösterreich entwickelt.


BEGRÜNUNG WIRD UMGEKNICKT


Der Vorteil dieser Technik: Statt einer fixierten Anordnung der Bearbeitungswerkzeuge können sie durch die Schiene am Rahmen mit wenig Aufwand an den Balken befestigt werden. Bei dem zweibalkigen Gerät von Franz Grötschl sind z.B. acht Messerwalzen auf zwei Balken aufgeschoben. Jedes Modul ist gefedert. Die Arbeitsbreite beträgt 3 m, das Gewicht 320 kg.


Die acht Module lassen sich in verschiedenen Positionen befestigen, sodass die Aggressivität der Walzen variabel ist. Die Geräte gibt es mit bis zu vier Balken. Damit diese Technik funktioniert, kommt es laut Grötschl auf die richtige Auswahl der Begrünung an. Auch hier hat der Landwirt schon viel experimentiert. Künftig will er vor allem auf Mischungen setzen, die „von der Blüte her zwischen Rübsen und Grünroggen liegen.“ Dazu gehören vor allem Wintererbsen, Inkarnatklee, Ackerbohnen und eben Rübsen.


Der Grund: „Wir liegen in einem Frühsaatgebiet für den Maisanbau mit einem Aussaattermin um den 20. April. Wenn ich Mitte Mai mit dem Crimper die Mulchmasse umlege, sollten die Pflanzen in der Blüte sein. Denn nur, wenn sie in der generativen Phase sind, sterben sie bei Verletzungen sicher ab.“ Für einen zweiten Durchgang zur Unkrautbekämpfung fährt Grötschl zu einem späteren Zeitpunkt nochmals mit dem Crimper durch den bereits knapp 1 m hohen Maisbestand.


Ein ZEITSPARENDES SYSTEM


2019 hat dieses System laut Grötschl noch nicht überall funktioniert. Dies habe vor allem an dem zu hohen Anteil an Winterwicken in der Mischung gelegen. Hier hat die mechanische Berarbeitung mit Crimper nicht gereicht.


Unterm Strich hat Franz Grötschl für seinen Betrieb ein funktionierendes System aus Begrünung, Strip Till mit Gülle-Unterfußdüngung und Mulchsaat gefunden. Er spart Zeit, Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel. Die Maiserträge seien stabil geblieben. Gleichzeitig schafft er es, erosionsmindernd und Humus aufbauend zu arbeiten. Derzeit tüftelt er mit einer Art Messerwalze am vollständigen Verzicht auf den Spritzmittel-Einsatz.


Torsten Altmann


silvia.lehnert@topagrar.com

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