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Mit der Zwischenfrucht die Knollenqualität steuern

Lesezeit: 6 Minuten

Ein großer Versuch am LTZ Augustenberg zeigt, wie verschiedene Zwischenfruchtmischungen auf den Ertrag und die Qualität bei Kartoffeln wirken. Der Einfluss ist erstaunlich hoch.


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Welche Zwischenfrüchte am besten in Kartoffelfruchtfolgen passen, prüfte das LTZ Augustenberg an den Standorten in Biengen, Feldkirch und Donaueschingen von 2015 bis 2019. Dabei lag der Schwerpunkt auf der Beurteilung der Knollenqualitäten wie Schorf, Rhizoctonia, Eisenfleckigkeit und Fraßschädigungen durch Schnecken oder Drahtwürmer.


Welche Mischung schnitt hinsichtlich des Ertrages und der Knollenqualität am besten ab?


Je nach Art der Zwischenfrucht kann sie den Ertrag und die Qualität der Kartoffeln positiv, aber auch negativ beeinflussen. In unseren Versuchen konnte aber mit keiner der eingesetzten Mischungen ein statistisch abgesicherter Mehrertrag erzielt werden. Der Zwischenfruchtanbau dient allerdings ganz klar der Ertragssicherung, vor allem, wenn dadurch ertragsmindernde Bodeneigenschaften (Verschlämmungen, Verdichtungen, Abschwemmungen) ausgeschaltet werden können. Nach wie vor ist der Ölrettich als Zwischenfrucht in Kartoffelfruchtfolgen die erste Wahl. Als Mischungspartner wären Rauhafer oder Öllein gute Alternativen.


Warum sind Ölrettich-Rauhafer-Öllein-Mischungen gegenüber den anderen Produkten deutlich im Vorteil?


Diese Varianten wiesen den geringsten Rhizoctonia-Sklerotienbefall an den Knollen auf. Hervorzuheben ist, dass die Variante Ölrettich mit Rauhafer im Durchschnitt der Versuchsjahre die geringsten Probleme hinsichtlich Schorf und Drahtwurmfraß aufwies. Die Zwischenfruchtmischung mit Ölrettich und Öllein zeigte dagegen von allen geprüften den geringsten Anteil an DryCore-Knollen. Aufgrund der Förderung von Rhizoctonia aber auch von DryCore sollte kein Klee, auch kein Alexandrinerklee, vertreten sein. Das gilt erst recht für Reinsaaten mit Klee.


Auch der Pilz Rhizoctonia crocorum, der eng verwandt ist mit dem Erreger Rhizoctonia solani, wird durch Klee gefördert. Außerdem waren bei den Saatgutmischungen mit Anteilen an Kleearten und Lupinen die Knollen tendenziell stärker mit Drahtwurm-fraß befallen.


Können Sie die Ölrettich-Rauhafer-Variante unabhängig vom Standort uneingeschränkt empfehlen? Zu viel Reststickstoff im Boden ist für das Wachstum des Rauhafers nicht förderlich. Auf N-nachliefernden Böden bzw. humosen Böden ist deshalb der Anbau von Rauhafer nicht zu empfehlen. Ansonsten wäre eine Saatgutmischung aus Ölrettich und Rauhafer zur Bodenlockerung sehr vorteilhaft. Ölrettich bildet Pfahlwurzeln und lockert den Unterboden, Rauhafer dagegen bildet ein sehr intensives Wurzelwerk im Oberboden.


Wann bzw. auf welchen Standorten ist eine Stickstoff-Startgabe zur Zwischenfrucht unverzichtbar? Bei intensiver Bodenbearbeitung sowie auf Böden mit hohem N-Nachlieferungsvermögen kann auf eine N-Düngung verzichtet werden. Die Entwicklung der Zwischenfrucht hängt in erster Linie von der Wasserversorgung ab, nur bei ausreichender Feuchte können die Nährstoffe auch aufgenommen werden. Ist diese Voraussetzung erfüllt, kann auf wenig N-nachliefernden Böden oder wenn das Stroh auf dem Feld verblieben ist, eine N-Startgabe zu Zwischenfrüchten die Entwicklung unterstützen. Der gedüngte Stickstoff wird allerdings nicht vollständig von der Zwischenfrucht aufgenommen, sodass im Hinblick auf den Wasserschutz Einschränkungen bei der Düngung zu beachten sind.


Wie hoch sollte eine Stickstoff-Startgabe in etwa sein?


Die N-Aufnahme der Zwischenfrucht ist in Abhängigkeit von der Art, dem Aussaattermin, der Witterung sowie den Standorteigenschaften sehr variabel und so muss der Düngebedarf für die individuelle Situation eingeschätzt werden. Gemäß Düngeverordnung ist zu Zwischenfrüchten eine Düngung bis 1. Oktober mit maximal 30 kg/ha Ammoniumstickstoff oder 60 kg/ha Gesamtstickstoff zulässig sofern ein Bedarf besteht und die Zwischenfrucht spätestens am 15. September ausgesät wurde.


In Baden-Württemberg ist in Wasserschutzgebieten mit erhöhter und hoher Nitratbelastung lediglich die Andüngung von winterharten Zwischenfrüchten bis 15. September oder von abfrierenden Zwischenfrüchten auf den wenig auswaschungsgefährdeten Standorten zur Strohrotte erlaubt. Die Düngung von Festmist ist auch bei Strohabfuhr erlaubt.


Wie gut regulieren die einzelnen Mischungen Unkraut?


Für eine schnelle Etablierung der Zwischenfrucht ist die Massenbildung zu Beginn entscheidend. Mit diesem Merkmal lässt sich auch ihre Eignung als Spätsaat und ihr Beitrag zur Unkrautunterdrückung beurteilen. Je später der Aussaattermin, desto wichtiger ist dieser Aspekt. Die geprüften Zwischenfrüchte wiesen bereits vier Wochen nach der Aussaat unterschiedliche Bedeckungsgrade des Bodens auf. In den Versuchen hat sich gezeigt, dass generell über alle Mischungen hinweg gegenüber der Kontrolle eine deutliche Unkrautunterdrückung der Fall war (Übersicht 1). Wir haben allerdings auch festgestellt, dass der Samenanteil der verschiedenen Mischungspartner später nicht immer dem Deckungsgrad der aufgelaufenen Pflanzen entspricht. Beim Produkt Terralife SolaRigol beispielsweise gibt es deutliche Unterschiede (Übersicht 2).


Welche Mischung ist die Nummer-sicher-Mischung auf Problemstandorten oder für trockene Jahre?


Grundsätzlich sind Mischungen anpassungsfähiger an die Besonderheiten der Witterung eines Jahres als Reinsaaten. Bei Sommertrockenheit können Mischungspartner vorteilhaft sein, die mit wenig Wasser keimen und sich schnell entwickeln. Dazu zählt nach unseren Erfahrungen vor allem Senf, Ölrettich und das Ramtillkraut. In den vier Versuchsjahren sind nicht immer alle Arten in vollem Umfang aufgelaufen. Bei Mischungen mit z.B. weniger als 25% Samenanteil an Rauhafer wurde er von den sehr konkurrenzstarken Ölrettichsorten unterdrückt.


Welchen Mischungen geben Sie den Vorzug für Frühsaaten, welchen für Spätsaaten?


Können beim Ölrettich Frühsaaten (Ende Juli) realisiert werden, sind spät blühende Sorten zu empfehlen. Das Ramtillkraut bildet wie Ölrettich mit einem vergleichsweise geringen Samenanteil in der Mischung einen sehr schnellen und hohen Bestandsbedeckungsgrad. Auffallend war jedoch, dass Ramtillkraut sich in wärmeren Regionen deutlich stärker entwickelte, als dies im Höhengebiet am Standort Donaueschingen der Fall war. Für Spätsaaten wäre Sareptasenf in Mischung mit spätsaatgeeigneten Ölrettichsorten eine Alternative. Jedoch darf das Problem des Tabak-Rattle-Virus (TRV) nicht außer Acht gelassen werden, da frei lebende Wurzelnematoden häufig erhebliche Qualitätsprobleme durch Eisenfleckigkeit hervorrufen.


Was sollte im Hinblick auf die Krankheitsanfälligkeit bei den Mischungspartnern beachtet werden?


Die klassischen Zwischenfrüchte wie Senf und Phacelia dienen dem TRV als Wirt und gehören daher nicht in eine Kartoffelfruchtfolge. Da nach neuen Erkenntnissen nicht auszuschließen ist, dass auch Rauhafer ein Wirt für den Virus sein kann, sollte er auf Flächen mit hohem Druck nicht angebaut werden. TRV führt bei Kartoffeln zur virösen Eisenfleckigkeit. Vor allem Ausfallgetreide ist ein optimaler Zwischenwirt für TRV. Oberstes Ziel ist, durch eine schnell wachsende Zwischenfrucht Ausfallgetreide in Schach zu halten. Dazu eignet sich besonders Ölrettich sehr gut.


Welche Fehler beobachten Sie in der Praxis häufig im Zusammenhang mit dem Anbau von Zwischenfrüchten?


Für einen optimalen Zwischenfruchtbestand müssen die speziellen Mischungen – vor allem im Höhengebiet – früh und unter optimalen Bodenbedingungen ausgesät werden. Bei zu geringen Aussaatstärken stellen wir immer wieder fest, dass die Mischung das Ausfallgetreide nicht zufriedenstellend unterdrücken kann.


Eine Zwischenfrucht sollte niemals absamen, um unerwünschten Durchwuchs in der Folgekultur zu vermeiden. Wenn erste Früchte samenreif werden, kann sich sonst eine unangenehme Folgeverunkrautung bilden. Deshalb sollten z.B. die untersten Schoten beim Ölrettich keine Milchreife erlangen! Unverrottete Grünmasse fördert vor allem Rhizoctonia. Deshalb muss die Zwischenfrucht bei einem gut befahrbaren Boden unbedingt gemulcht und rechtzeitig eingearbeitet werden.


silvia.lehnert@topagrar.com

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