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topplus Aus dem Heft

Mit Hacke und Spritze

Lesezeit: 4 Minuten

In manchen Rübenbetrieben war sie nie weg: Die Kombination aus Bandspritze und mechanischer Hacke. Jetzt ist sie wieder in der Diskussion. Südplus hat Praktiker nach ihren Erfahrungen befragt.


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Bei der Unkrautbekämpfung in den Zuckerrüben überlässt Wolfgang Buchner nichts dem Zufall: „Wir arbeiten seit über dreißig Jahren mit Bandspritze und Hacke. Da wir es dabei sehr genau nehmen, ist unser Unkrautdruck auf den Flächen insgesamt sehr gering“, sagt der Ackerbauer.


Auch sein Berufskollege Alfred Krä ist überzeugt: „Der höhere Aufwand lohnt sich, auch weil die Hacke das Risiko der Verschlämmung auf den Weißlehmböden reduziert und die Verdunstung hemmt.“ Zudem verbessere sich die Nährstoffversorgung der Wurzeln.


Trotz dieser zahlreichen Vorteile gehören die beiden Landwirte inzwischen zu einer Minderheit unter den Rübenbauern. „Die Hacke nutzen die meisten nur noch für das Vorgewende oder für übersäte Reihen“, sagt Alfons Griesbauer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Zuckerrübenanbaus in Regensburg. Die Ackerbauern Buchner und Krä setzen drei Nachauflaufbehandlungen und hacken den Bestand in der Regel dreimal. Wolfgang Buchner: „Wenn nötig, kommt beim Schosserziehen Anfang August noch die Handhacke zum Einsatz.“


Die erste Bandspritzung erfolgt im Keimblattstadium der Rüben. Die Folgebehandlungen stehen im Abstand von 10 bis 14 Tagen an. Gehackt wird jeweils acht bis zehn Tage nach der jeweiligen Spritzung. Alfred Krä behandelt ebenfalls nur noch im Nachauflauf der Rüben. Für den dritten Hackdurchgang vor Reihenschluss setzt er auf die Handhacke.


Zeitfenster Muss passen


Die passenden Zeitpunkte für den jeweils anstehenden Arbeitsgang zu finden, ist für die beiden Betriebe mit ihren 16 und 21 ha Rüben in den meisten Jahren kein Problem. Für das Gut Seligenstadt in Unterfranken mit 200 ha Rüben dagegen schon: „Ich brauche eine Woche lang befahrbare Böden sowie ausreichend Manpower“, sagt Gutsverwalter Christian Regnet. Um später eventuell doch noch flächig behandeln zu können, legt er von vornherein 24 m-Fahrgassen an. Er ist überzeugt von der Kombination Spritze und Hacke, die Bestände seien genauso sauber wie beim Einsatz der Feldspritze: „Ertragsunterschiede können wir allerdings nicht feststellen“, sagt er, der den Vergleich hat. Das fünfjährige Mittel im Betrieb liegt bei 87,5 t/ha.


Berater bestätigen das. „Bei Starkregen oder sehr schluffigen Böden ist durch die Hacke ein deutlicher Ertragseffekt festzustellen. Ist die Witterung dagegen ideal, kann es aber auch keinen Unterschied geben“, sagt Robert Bohla, LBO Bamberg.


Die Herausforderungen


Für ein gutes Arbeitsergebnis mit Spritze und Hacke dürfe das Unkraut nicht zu groß und der Boden weder zu feucht noch zu trocken, aber auch nicht zu krümelig sein, so die Praktiker. Zudem müssten die Reihen exakt gesät sein, gleiche Arbeitsbreiten bei Sätechnik, Bandspritze und Hacke seien unverzichtbar. Leichte Technik ist natürlich von Vorteil, um flexibel zu sein. Mit Schutzschirmen an der Spritze sei stärkerer Wind kein Problem.


An ihre Grenzen komme die Hacke allerdings bei Unkräutern wie Ackerwinde, überwinternde Kamille oder Disteln. „Hier gehen wir am Vorgewende mit der Feldspritze und bei Disteln mit der Rückenspritze ran“, so Krä. Die Praktiker setzen auf die bewährten Kombinationen aus Blatt- und Bodenwirkstoffen. Zu Goltix Titan kommt Betanal als Mischungspartner. Im Gut Seligenstadt kommt zur Saat Rebell Ultra zum Einsatz, später Goltix mit Betanal.


40 % weniger Aufwandmenge


Die Betriebsleiter rechnen vor, dass sie bei einem Reihenabstand von 50 cm und einem Spritzband von 15 bis 18 cm Breite etwa 30 bis 40% der Aufwandmengen einer Flächenspritzung einsparen. „Wir konnten die Kosten für den Pflanzenschutz auf 120 bis 125 €/ha halbieren“, sagt Christian Regnet. Laut Berater Robert Bohla dürfte die Feldspritze unterm Strich inklusive Maschinenkosten dennoch günstiger abschneiden. Denn der Arbeitsaufwand für das Verfahren ist gewaltig. „Für einen Hackdurchgang brauchen wir einen Tag, für die Spritzung einen halben“, sagt Buchner. Da er wie Alfred Krä keine anderen Reihenkulturen hat, kann er diese Zeit aufbringen.


Für Gut Seligenstadt sieht das als Fremdarbeitsbetrieb dagegen anders aus. Hier wäre ein Kombigerät aus Hacke und Spritze ideal. Doch die Beratung hält davon wenig. „Durch das höhere Gewicht geht die Flexibilität verloren. Zudem passen die optimalen Witterungsbedingungen und die Geschwindigkeiten der Arbeitsgänge nicht zusammen“, warnt Dr. Rudolf Apfelbeck vom Verband bayerischer Zuckerrübenanbauer.


Die Experten geben dem Verfahren vor allem in ebenen Regionen mit großen Flächen und bei höheren Humusgehalten Chancen. Denn das Risiko für Erosion und für mehr Humusabbau steigt mit der häufigeren Bodenbearbeitung deutlich. Dr. Apfelbeck sieht durch das Hacken zudem die Gefahr von Verletzungen am Rübenkörper und damit von Rhizoctonia erhöht. Alfons Griesbauer: „Und auch mit der gewollten Mulch- oder Direktsaat wird die Rückkehr zur Hacke schwer.“ ▶


silvia.lehnert@topagrar.com

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