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Mit Sensoren schneller brünstige Kühe finden

Lesezeit: 7 Minuten

Technische Hilfsmittel können die Brunsterkennung deutlich unterstützen. Was bietet der Markt?


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Milchviehbetriebe, die ganz ohne technische Hilfsmittel zur Brunsterkennung arbeiten, muss man inzwischen suchen. Kein Wunder, denn sie können die Arbeit erheblich erleichtern. Komplett ersetzen können die Brunstmelder die visuelle Brunstbeobachtung nicht. Doch einige Systeme sind mittlerweile sehr treffsicher und zudem leicht zu handhaben. Auch beim Einsatz im Jungrinderbereich sind Brunsterkennungshilfen von Vorteil: Das Erstkalbealter lässt sich deutlich reduzieren und die Konzeptionsrate steigern. Das haben Studien gezeigt.


Farbe und Pflaster


Die einfachsten und günstigsten Hilfsmittel zur Brunsterkennung sind Fettstift, Brunstpflaster (z.B. Estrotect) oder Farbpatronen (z.B. Kamar-System), die im Schwanzbereich der Kühe aufgebracht werden. Sie zeigen durch eine Verfärbung oder durch Abrieb an, ob das Tier besprungen wurde.


Wesentlicher Vorteil dieser Farbmarkierungen ist, dass damit auch Kühe mit kurzen Brunsten und mehr stillbrünstige Tiere erkannt werden können. Die Fehlerquote ist allerdings hoch, da ein Scheuern des Tieres an der Stalleinrichtung oder an einer Kuhbürs-te zu falsch positiven Treffern führen kann. Farb- und Pflastersysteme eignen sich daher vor allem für die Weidehaltung. Mit einer hohen Verlustrate muss allerdings gerechnet werden.


Suchbullen


Sind brünstige Tiere in der Herde, zeigt der Bulle zunehmend Interesse und prüft durch wiederholte Aufsprungversuche, ob sie den Deckakt zulassen. Um die besprungenen Tiere zu markieren, wird dem Bullen ein Farbhalfter um den Hals gelegt.


Je nach Verlauf der Markierung auf dem Rücken bzw. an einer Seite der Kuh kann auf das Stadium der Brunst geschlossen werden. Suchbullen sollen die Kuh aber nicht decken. Das Verfahren ist zwar effizient, aber relativ aufwendig und gefährlich.


Aktivitätsmessung am Bein


Sensoren, die eine erhöhte Aktivität der Rinder in der Vorbrunst erfassen, sind wohl mittlerweile die am weitesten verbreiteten Hilfsmittel im Milchviehstall.


Die Auswahl ist riesig und die Entwicklung geht in diesem Bereich rasant voran. Untersuchungen haben ergeben, dass mit der Aktivitätsmessung etwa 80 bis 85% der Brunsten erkannt werden können.


Die einfachste Variante ist dabei die Messung der Schrittzahl per Pedometer am Bein der Tiere (z.B. BayernWatch, Fa. Bayern-Genetik; CowScout, Fa. GEA; Fullexpert, Fa. Lemmer-Fullwood).


Wenn man sich allerdings ausschließlich auf die Bewegungsaktivität verlässt, können Ereignisse wie Klauenpflege, Weidegang, Gruppenwechsel oder Baumaßnahmen eher zu falsch positiven Ergebnissen führen. Auch Hormonanwendungen zur Brunstsynchronisation können mehr Fehltreffer provozieren.


Sensoren am Hals oder im Ohr


Nicht zuletzt aus diesem Grund erfassen immer mehr Sensoren das brunstspezifische Halsspiel sowie die Wiederkauschläge der Tiere (u.a. Aktivitätsmessung, Fa. DeLaval; MooMonitor+, Fa. Dairymaster; CowControl, Fa. Nedap).


Während der Brunst ist die Bewegungsaktivität der Kühe am höchsten, die Wiederkauaktivität dagegen am geringsten. Durch diese Kombination der Daten erreichen Praktiker eine Trefferquote von 90 bis 95%.


Die Wiederkautätigkeit erlaubt zudem weitere Rückschlüsse auf die Tiergesundheit (z.B. auf Stoffwechselstörungen) oder auf eine bevorstehende Kalbung.


Als Alternative zu Halssensoren ist auch die automatische Aktivitätsmessung über batterielose Ohrsensoren (z.B. CattleData Plus, Fa. CattleData; CowManager, Fa. CowManager) möglich. Dabei zeichnet der Sensor die Ohrbewegungen des Tieres auf. Einzelne Hersteller bieten wahlweise Halsband- als auch Ohrmarken-Sensoren an, (z.B. SenseHub, Fa. Allflex). Die Verlustraten der Ohrsensoren können allerdings hoch sein.


Weitere Daten kombinierbar


Die meisten Sensoren – unabhängig davon, wo sie am Tier angebracht sind – können mittlerweile gleichzeitig zusätzliche Parameter zur Gesundheit der Tiere erfassen und auswerten. Dazu gehören neben der Identifikation etwa die Fress- und Ruhezeiten, die Temperatur, die Kuhortung oder das Abkalbeverhalten.


Aus der Kombination all dieser Daten mit anderen Werten aus dem Herdenmanagementprogramm, wie etwa mit der Milchmenge oder der Leitfähigkeit, lassen sich noch genauere Aussagen zur Tiergesundheit ableiten.


Übertragung in Echtzeit


Die Sensoren übertragen die erfassten Daten entweder in Echtzeit oder in regelmäßigen Zeitabständen an Antennen und von dort weiter an den Rechner. Ein Softwareprogramm bereitet sie grafisch für den Nutzer auf.


Zeigen die Messwerte Abweichungen von einem zuvor ermittelten kuhindividuellen Wert, erscheint das Tier auf einer Alarmliste am Computer oder per Push-Nachricht am Handy. Manche Systeme arbeiten dabei mit einem Ampelsystem und unterteilen in verschiedene Stufen der Aktivität.


Auch die Kombination mit Weidehaltung ist meistens kein Problem. Sobald die Tiere wieder in der Nähe der Antennen sind, erfolgt die Datenaktualisierung. Bei den Algorithmen und der Batterielaufzeit erzielten die Hersteller in den letzten Jahren erhebliche Verbesserungen.


Schnittstellen fehlen oft


Erhältlich sind die Sensorsysteme als Stand-alone-Lösungen oder – vor allem bei Melkroboterbetrieben – als Gesamtkonzept integriert in die Melktechnik, sodass die Ergebnisse automatisch ins Herdenmanagementprogramm einfließen (z.B. CowScout bei GEA oder Qwes Iso LD bei Lely). Bei Stand-alone-Lösungen fehlen bei verschiedenen Techniken dagegen oft die Schnittstellen zu anderen Programmen.


Viele Betriebe verlassen sich mittlerweile komplett auf diese Sensorsysteme und verzichten auf die konventionelle Brunstbeobachtung. Um aber den perfekten Besamungstermin zu bestimmen, empfehlen Experten dennoch nach wie vor zusätzlich die visuelle Brunstkontrolle.


Eine Untersuchung an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL Bayern) ergab, dass für die Mehrheit der Betriebe eine Investition in Aktivitätssensoren zur Brunsterkennung rentabel ist. Dabei wurden Herden mit einem Milchleistungsniveau von 7000 kg, von 9000 kg und von 11000 kg betrachtet. Entscheidend für den jeweiligen Mehrwert war dabei allerdings, wie erfolgreich schon vorher die visuelle Brunstkontrolle funktioniert hat und wie viel Arbeitszeit dafür aufgewandt wurde.


Pansenbolus


Neben den klassischen Varianten an Bein, Hals oder Ohr gibt es mittlerweile Sensorsysteme, die als batteriebetriebener Bolus im Netzmagen der Kuh die Bewegungs- und Wiederkauaktivität, die Pansenkontraktion sowie den pH-Wert und die innere Körpertemperatur messen (z.B. Smaxtec SX.2, Fa. Smaxtec; Dropnostixs, Fa. Dropnostixs). Mehrere Sender im Stall übertragen die Bolussignale in Echtzeit an die Basisstation. Die Trefferquote und die Qualität der Daten beurteilen Anwender als sehr gut und vergleichbar mit anderen Sensorsystemen. Die Hersteller geben eine Trefferquote von mindestens 80%, zum Teil über 90% an.


Die Methode ist verlustarm und wartungsfrei. Zur Brunsterkennung benötigt aber jede Kuh einen Bolus, sodass vergleichsweise hohe Kosten entstehen. Erste Firmen (z.B. Dropnostixs) haben ein Rückholsystem installiert, um die Boli aus dem Schlachthof zurückzuholen und mehrmals einsetzen zu können.


Milchprogesteron-Test


Das Hormon Progesteron ist in der Trächtigkeit und in der Gelbkörperphase in der Milch messbar. Der Wert liefert Hinweise zum Zyklusgeschehen, auch stillbrünstige Kühe oder Zystenkühe können besser erkannt werden. Der optimale Besamungszeitpunkt lässt sich damit allerdings nicht bestimmen.


Für die Messung gibt es Schnelltests, automatisierte Geräte sowie mittlerweile serienmäßig in automatische Melktechnik integrierte Systeme (z.B. RePro, Fa. DeLaval). Sie bedeuten keinen zusätzlichen Aufwand und die Messergebnisse werden direkt ins Herdenmanagementprogramm übernommen. Bei den Schnelltests und automatisierten Testgeräten müssen dagegen extra Milchproben gezogen und die Ergebnisse später eingepflegt werden.


Der Schnelltest (z.B. Hormonost, Fa. Biolab) zeigt anhand einer Farbreaktion an, ob Progesteron vorhanden ist. Möglich ist, die Ergebnisse dann per Handcomputer auszulesen.


Bei den automatisierten Messgeräten (z.B. eProCheck 2.0, Fa. Frimtec) wird eine Milchprobe eingegeben, in der mittlerweile außer Progesteron auch der Entzündungsmarker Haptoglobin bestimmt werden kann. Das Ergebnis lässt sich nach kurzer Zeit auf dem Display ablesen und soll laut Hersteller der Genauigkeit von Laborwerten entsprechen.


Um die Entwicklung des Gelbkörpers, der Progesteron produziert, verfolgen zu können, müssen zwei Proben im Abstand von mindestens zwölf Tagen genommen werden. Dies ist etwas länger als die Dauer des Progesteronplateaus. Sind beide Werte unterschiedlich, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Zyklus vor.


Videoanalyse


Kamerasysteme, die die Aufsprungversuche der Tiere im Stall aufzeichnen, haben sich bisher am Markt nicht breit durchgesetzt. Sie bedeuten meist einen hohen Aufwand für die eindeutige Identifikation der brünstigen Tiere und erfordern je nach Stallgeometrie mehrere Kameras. Kühe, die ihre Brunst nicht durch Aufsprungversuche zeigen, blieben oftmals unerkannt. Ganz abschreiben sollte man die Technik laut Experten aber wohl nicht. In ersten Ställen überwachen 3-D-Kameras bereits die Futteraufnahme der Kühe und leiten daraus die Stoffwechseleffizienz ab. Der Schritt zur Brunstbeobachtung ist da nicht mehr weit.


silvia.lehnert@topagrar.com

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