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Neue Herausforderungen überwinden

Lesezeit: 8 Minuten

Trockenphasen, Wegfall von Pflanzenschutzmitteln, Einschränkungen bei der Düngung – der Rapsanbau steht schon seit Längerem unter Druck. Doch es gibt praktikable Lösungsansätze.


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Die Kursrallye an den Warenterminbörsen und eine große Nachfrage nach Ölsaaten aus China ließen die Rapsnotierungen kürzlich explodieren. Die ebenfalls große Nachfrage nach gentechnikfreien Eiweißträgern und damit verbundene wesentlich höhere Erlöse in der Verarbeitung von Rapssaaten wirkten sich ebenfalls positiv auf die Erzeugerpreise aus. Zumindest aus ökonomischer Sicht machten diese Entwicklungen den Raps für viele Landwirte wieder zu einem attraktiven Fruchtfolgeglied.


Gleichzeitig sind aber viele Herausforderungen, die der Anbau von Winterraps mit sich bringt, nach wie vor nicht vom Tisch. Dazu gehören unter anderem:


  • Das Verbot der neonicotinoiden Beizwirkstoffe, aus dem ein erhöhter Kohlfliegenbefall resultiert,
  • fehlende Insektizidbeizen, die unter anderem verstärkt zu Fraßschäden durch den Erdfloh führen,
  • Auflagen für die Verwendungen von Clomazone-haltigen Produkten, die die Raukenbekämpfung erschweren,
  • neue Auflagen bei der Herbstdüngung, die vor allem die Stickstoffversorgung einschränken,
  • fehlende insektizide Wirkstoffe gegen den extremen Rapsglanzkäferbefall.


Die hohen Anforderungen an die Produktion haben in den vergangenen Jahren zu einem starken Einbruch der Anbaufläche in Deutschland geführt: von 1,47 Mio. ha im Jahr 2009 auf nun weniger als 978000 ha.


Kaum Alternativen


Nach wie vor suchen viele Landwirte Alternativen zum Rapsanbau. Konkurrierende Blattfrüchte wie Erbsen, Ackerbohnen oder auch die Sojabohne unterliegen allerdings wesentlich größeren jährlichen Ertragsschwankungen als der Winterraps.


Auch der Mais konnte anders als erwartet kaum vom Klimawandel profitieren. In einigen Regionen machte ihm vor allem die Trockenheit gepaart mit den sehr hohen Temperaturen in den Sommermonaten sprichwörtlich den Garaus. Dasselbe gilt für die Sojabohne: Für passable Erträge braucht sie von der Blüte bis zur Teigreife eine ausreichende Menge Wasser – vor allem also im Juli, im August und im September. Der Hauptwasserbedarf des Winterrapses liegt dagegen im Frühjahr, sodass er die Winterfeuchte hervorragend ausnutzen kann.


Auch wenn den pflanzenbaulichen wie ökonomischen Vorteilen gewisse Herausforderungen im Anbau gegenüberstehen, wird der Raps in den kommenden Jahren ein wichtiger Bestandteil vieler Fruchtfolgen bleiben. Im Anbau muss sich allerdings einiges ändern.


Neue Düngestrategien


Neue Strategien verlangt uns in erster Linie die neue Düngeverordnung ab: In roten Gebieten erfordert das Verbot der Herbstdüngung bzw. die Beschränkung auf maximal 30 kg NH4 und 60 kg Gesamtstickstoff (bei einer Ausbringung bis zum 30. September und bei einem vorher festgestellten Nmin-Gehalt von unter 45 kg/ha) neue Ansätze.


Bei der Mulchsaat geht hier zu viel Stickstoff für die Umsetzung des Getreidestrohs verloren. Je nach Getreideart werden bei einem Strohertrag von etwa 6 t/ha N-Mengen von 25 bis 35 kg/ha in der organischen Masse gebunden. Diese sind im Herbst nicht mehr für den Raps verfügbar und müssen von der gedüngten N-Menge abgezogen werden.


Zum Vergleich: Ein idealer Rapsbestand mit 30 gleichmäßig verteilten Pflanzen und einer Vorwinterentwicklung mit zwölf Blättern nimmt etwa 80 kg N/ha aus der Krume auf. Bei 50 Pflanzen kann die Stickstoffaufnahme auf bis zu 120 kg/ha ansteigen. Kann dieser Stickstoff aus der Krume nicht bereitgestellt werden, beginnt der Raps bereits im Herbst damit, Ertragsorgane zu reduzieren. Dies ist an einem verringerten Wurzelhalsdurchmesser und einem insgesamt geringeren Wurzelgewicht zu erkennen.


Um die N-Mineralisierung aus der organischen Substanz zu fördern und damit die N-Versorgung sicherzustellen, wird die intensive Bodenbearbeitung in Zukunft wieder eine größere Rolle spielen müssen. Die einfachste Methode, um Stroh als N-Sperre zu beseitigen und gleichzeitig die N-Mineralisierung im Boden zu forcieren, ist die Bodenbearbeitung mit dem Pflug vor der Rapsaussaat.


Auch die Einzelkornsaat kann die Stickstoffeffizienz erhöhen: Hier kann die Saatstärke auf 25 Pflanzen/m² reduziert werden. Dadurch fällt der N-Bedarf im Herbst von vornherein geringer aus, weil weniger vegetative Blattmasse erzeugt werden muss. Aufgrund der besseren Standraumverteilung konkurrieren die Einzelpflanzen zudem weniger um Nährstoffe. Das Düngungsniveau kann deutlich abgesenkt werden. Bei gleichem Entwicklungsstand ist so eine geringere N-Aufnahme von 30 bis 45 kg möglich.


Eine letzte Alternative wäre ein späterer Saattermin: Ein Anfang September gedrillter Rapsbestand bildet bis zum Vegetationsende noch acht Blätter.Bei einer Bestandsdichte von 50 Pflanzen/m² beträge die N-Aufnahme somit nur noch 35 kg N/ha. Die späte Saat birgt allerdings auch ein höheres Auswinterungsrisiko. Darüber hinaus findet die Knospendifferenzierung im Kurztag stark verkürzt statt, was später die Blütenzahl pro Knospe reduzieren kann. Die Ertragsfähigkeit ist somit von vornherein stark eingeschränkt. Eine Saatzeitverschiebung um zwei Wochen nach dem optimalen Termin reduziert die Ertragsleistung im Durchschnitt um 10 bis 20 %. Bei dieser Strategie sollte daher nach Möglichkeit auf schnellwüchsige Hybridsorten gesetzt werden, die eine späte Saat gut ausgleichen können.


Auf passenden Standorten könnte eine Mischsaat von Raps und Leguminosen eine Möglichkeit sein, um den Stickstoff im Herbst einzusparen und eine schnellere Bodenbedeckung zu erreichen. Der Anteil der Leguminosen in der Fruchtfolge, das in einigen Regionen begrenzte Wasser und die fehlenden Herbizidmöglichkeiten in der Mischung stellen den Landwirt dabei aber vor neue, schwer lösbare Aufgaben.


Belkar gegen Rauke


Auf Flächen mit Clomazone-Verbot kann zumindest die weit verbreitete Besenrauke mit dem blattaktiven Präparat Belkar ausreichend kontrolliert werden. Die ebenso stark verbreitete Wegrauke kann damit allerdings nur unterdrückt werden. Eine Kombination oder Spritzfolge mit Bifenox-haltigen Produkten verbessert zwar die Wirkung, erfordert aber sehr viel Fingerspitzengefühl.


Beizen fehlen weiterhin


Optionen wie ein später Saattermin, das Ausbringen von Kalkstickstoff oder die Verwendung des neuen Beizmittels Lumiposa können die fehlenden Insektizidbeizen nur in geringem Umfang ausgleichen. Unter sehr trockenen Bedingungen zeigt Lumiposa bisher nur geringe Wirkungsgrade gegen die Kohlfliege: Bei geringen Niederschlägen nach der Saat liegen die Wirkungsgrade wegen der fehlenden Ausbreitung des Beizhofes um das Saatkorn nur bei 50 bis 60 %.


In diesem Jahr ist in vielen Regionen der Befall mit Rapserdfloh vom Herbst 2020 zu erkennen. Vor allem Betriebe, die nach dem Vierblattstadium keine Insektizide mehr eingesetzt haben, melden hohe Befallsraten. Der Anteil der befallenen Pflanzen liegt zwischen 5 und 50 %. Mit nennenswerten Verlusten ist dabei schon ab 20 % Befall zu rechnen. Gerade bei den angestrebten geringeren Bestandsdichten erhöht sich dadurch natürlich der Ertragsverlust deutlich. Um den Rapserdfloh ausreichend lange zu unterbinden, sind häufig bereits im Herbst zwei Anwendungen mit Pyrethroiden notwendig.


Wenig Optionen gegenRapsglanzkäfer


Auch bei der Rapsglanzkäferbekämpfung zur Rapsblüte werden wir zukünftig neue Wege gehen müssen, um dem steigenden Druck noch Herr werden zu können. Nach dem Wegfall von Biscaya und Mospilan stehen hier nur Mavrik Vita und Evure zur Verfügung. Deren Wirkstoff weist allerdings einen wesentlich geringeren Wirkungsgrad auf als die gewohnten Neonicotinoide.


Landwirte mit größeren Flächenstrukturen drillen im Vorgewende gerne Sorten mit deutlich früherer Blüte. Die frühere Blüte des Schlagrandes soll die Rapsglanzkäfer dorthin locken, sodass sie den Großteil der Fläche verschonen. Zudem kann bei geringerem Befall eine Insektizidanwendung im Randbereich ausreichen. In den kleiner strukturierten Regionen Süddeutschlands ist die Praktikabilität dieses Verfahrens allerdings fragwürdig.


Grundsätzlich gilt: Bei einem Starkbefall weisen sehr gut entwickelte Rapspflanzen mit sehr vielen Knospenanlagen die geringsten Ertragsverluste auf. Dies bestätigt die Notwendigkeit einer guten Herbstentwicklung der Einzelpflanzen.


Kaum verzichtbaresFruchtfolgeglied


Auch wenn der Rapsanbau immerherausfordernder wird, dürfen wir seine zahlreichen pflanzenbaulichen Vorteile nicht außer Acht lassen. Rapswurzeln erzeugen ein exzellentes Krümelgefüge und stabilisieren den vor der Aussaat tief gelockerten Boden. Darüber hinaus kann Raps über seine Wurzelausscheidungen im Boden gealterten Phosphor erschließen. Er ist die einzige Marktfrucht, die zehn Monate in die Tiefe wächst und dorthin verlagerte Nährstoffe und Wasser aufnehmen kann. Selbst die beste Zwischenfrucht schafft hiervon allenfalls ein Drittel.


Lebend oder auch abgestorben dienen die Rapswurzeln nach der Ernte als natürliche Drainage für zeitweilige Übernässe und als Wegbereiter für die Wurzeln der Folgefrucht. Es gilt: „Wo einmal eine Wurzel war, wächst wieder eine hin.“ Diese Eigenschaften machen den Raps gerade in Maisfruchtfolgen zu einer Notwendigkeit, um eine tiefe Durchwurzelung zu gewährleisten.


Das Rapsstroh ist zudem ein echter Nährstoffspeicher, von dem vor allem die Folgefrüchte (Winterweizen, Wintergerste) eklatant profitieren. Die Getreideerträge in Rapsfruchtfolgen im Vergleich zu reinen Halmfruchtfolgen fallen deutlich höher aus, zumal der Winterraps auch das Aufbauen von Fruchtfolgekrankheiten unterbindet.


Sofern es die Nmin-Werte erlauben bietet der Rapsanbau in roten Gebieten nahezu noch die einzige Möglichkeit, im Herbst noch organischen Dünger auszubringen. Das macht ihn vor allem für tierhaltende Betriebe mit viel organischem Dünger wieder interessant.


andreas.holzhammer


@topagrar.com

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