Das Staatsgut Schwarzenau hat neue Ställe mit Außenklima, Festflächen und strukturierten Buchten in Betrieb genommen. Wir zeigen die wichtigsten Details aus dem Deck-, Warte- und Aufzuchtbereich.
Die Anforderungen an die Schweinehaltung haben sich in den letzten 20 Jahren rasant geändert. Während bei der Planung neuer Ställe bis vor wenigen Jahren die Arbeitseffizienz im Vordergrund stand, müssen Ställe heute ein besonders hohes Maß an Tierwohl bieten, damit sie gesellschaftlich akzeptiert werden.
Wie rasch sich dieser Wandel vollzogen hat, zeigen die Stallungen im Versuchs- und Bildungszentrum Schwarzenau der Bayerischen Staatsgüter. Der 2008 neu errichtete Sauenstall war damals hochmodern, heute entspricht er in einigen Bereichen nicht einmal mehr den gesetzlichen Anforderungen.
Um den Landwirten Tierwohlställe zeigen und in diesen angewandte Forschung betreiben zu können, hat Schwarzenau unter anderem einen Deck-/Wartestall mit insgesamt 78 Plätzen und drei verschieden gestaltete Aufzuchtställe für insgesamt 300 Ferkel neu gebaut.
In den Ställen sind die Buchten in Liege-, Fress- und Beschäftigungsbereiche strukturiert. Die Ställe haben Außenklima und werden über eine zentrale Anlage automatisch eingestreut. Die Liegebereiche sind als Festflächen ausgeführt und mit Fußbodenheizungen ausgestattet.
Festflächen für Sauen
Der Deck- und Wartestall mit je 39 Deck- und Warteplätzen hat einen mittigen Kontrollgang (siehe Übersicht auf Seite 44). Er ist beidseitig als 3-Flächenbucht ausgeführt, wobei alle Böden Festflächen haben. Das soll Verletzungen bei Rangkämpfen und während der Rauschephase vorbeugen. Im Deck- und Wartebereich können 6er-, 8er- und 9er-Sauengruppen nach Größe und Kondition sortiert werden.
Die wandständigen Liegekisten mit einer Deckelhöhe von 1,4 m und Vorhang bieten jeder Sau rund 1,3 m2 Platz. Sie haben ein Gefälle von 3% und eine Stufe von 15 cm zum Laufgang. Den Bereich an der Außenwand versorgt die Einstreuanlage über Zuführrohre regelmäßig mit Stroh.
Im Deckzentrum sind Einzelstände mit unterschhiedlichen Verschlussmechanismen (Gillig&Keller, IBO) installiert. Die Standbreite von 75 cm ist nach den ersten Erfahrungen nicht optimal, weil oft zwei Tiere gleichzeitig in einen Stand drängen.
Die Stände im Wartebereich stammen von Schauer und Hörmann und lassen sich jeweils gruppenweise verschließen.
Oberflurentmistung mit Schieber
Ein Schieber entmistet den mittigen Laufgang oberflur, und zwar immer dann, wenn die Sauen fressen. Der Gang selbst hat ein Gefälle von 3% zur Harnrinne in der Mitte. Über dem Laufgang hängen Kunststofffässer mit Löchern, aus denen die Schweine Heu zupfen können. Die Fässer werden ebenfalls automatisch befüllt.
Im Deckbereich stehen jeder Sau circa 6 m2, im Wartebereich circa 4 m2 zur Verfügung.
Der Stall soll zeigen, wie funktionssicher die Außenklimahaltung ist und wie sie im Vergleich zur Haltung im Warmstall abschneidet. Zudem soll geprüft werden, wie sich die Gruppenhaltung im Deckzentrum auf den Besamungserfolg und die Anfälligkeit für Verletzungen auswirkt.
Verschiedene Aufzuchtställe
Zwei Aufzuchteinheiten haben einen überdachten Auslauf. An dessen offene Seite ist ein Wind- und Vogelschutznetz angebracht. Der Boden des Auslaufes ist zweigeteilt. Die Fläche, die an den Innenraum des Stalles angrenzt, ist planbefestigt, die restliche Fläche hat einen erhöhten Dreikantgitterrost. Darunter befindet sich ein Kanal mit Unterflurschieber.
Der Futterautomat mit maximal vier Tieren pro Fressplatz steht auf der Festfläche. Gegenüber sind wabenförmige Raufen angebracht, die der Einstreuautomat automatisch mit Heu befüllt.
Flexible Liegefläche
Die eingestreute Liegefläche im ersten Stallabteil befindet sich unmittelbar an der Auslauftür und ist nicht abgedeckt. Sie kann durch eine verschiebbare Rückwand an die Größe der Ferkel angepasst werden. Ein Vorhang aus Kunststoffstreifen schützt den Durchgang zum Auslauf. Eine Tür würde sich von den Ferkeln nicht öffnen lassen.
Im zweiten Stallabteil sind die Liegeflächen abgedeckt, wobei in die Deckel Strahlungsheizungen integriert sind. Die Größe der Buchten ist in diesem Abteil so bemessen, dass jedem Ferkel eine Fläche von 1 m2 zur Verfügung steht, was dem Ökostandard entspricht.
Eine weitere Besonderheit in beiden Abteilen ist die geringe Buchtenbreite von 1,80 m, die die Sauberhaltung der Buchten verbessern soll.
Die Haltungssysteme in den Aufzuchtställen sollen Erkenntnisse dazu bringen, wie die Systeme untereinander und im Vergleich zum Warmstall in Bezug auf Schwanzverletzungen, Wachstum und Futterverbrauch sowie den Arbeitszeitbedarf abschneiden. Zudem soll untersucht werden, wie sich die Futteraufnahme bei Minusgraden entwickelt und welche Temperaturen im Liegebereich der Ferkel herrschen.
klaus.dorsch@topagrar.com
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Das Staatsgut Schwarzenau hat neue Ställe mit Außenklima, Festflächen und strukturierten Buchten in Betrieb genommen. Wir zeigen die wichtigsten Details aus dem Deck-, Warte- und Aufzuchtbereich.
Die Anforderungen an die Schweinehaltung haben sich in den letzten 20 Jahren rasant geändert. Während bei der Planung neuer Ställe bis vor wenigen Jahren die Arbeitseffizienz im Vordergrund stand, müssen Ställe heute ein besonders hohes Maß an Tierwohl bieten, damit sie gesellschaftlich akzeptiert werden.
Wie rasch sich dieser Wandel vollzogen hat, zeigen die Stallungen im Versuchs- und Bildungszentrum Schwarzenau der Bayerischen Staatsgüter. Der 2008 neu errichtete Sauenstall war damals hochmodern, heute entspricht er in einigen Bereichen nicht einmal mehr den gesetzlichen Anforderungen.
Um den Landwirten Tierwohlställe zeigen und in diesen angewandte Forschung betreiben zu können, hat Schwarzenau unter anderem einen Deck-/Wartestall mit insgesamt 78 Plätzen und drei verschieden gestaltete Aufzuchtställe für insgesamt 300 Ferkel neu gebaut.
In den Ställen sind die Buchten in Liege-, Fress- und Beschäftigungsbereiche strukturiert. Die Ställe haben Außenklima und werden über eine zentrale Anlage automatisch eingestreut. Die Liegebereiche sind als Festflächen ausgeführt und mit Fußbodenheizungen ausgestattet.
Festflächen für Sauen
Der Deck- und Wartestall mit je 39 Deck- und Warteplätzen hat einen mittigen Kontrollgang (siehe Übersicht auf Seite 44). Er ist beidseitig als 3-Flächenbucht ausgeführt, wobei alle Böden Festflächen haben. Das soll Verletzungen bei Rangkämpfen und während der Rauschephase vorbeugen. Im Deck- und Wartebereich können 6er-, 8er- und 9er-Sauengruppen nach Größe und Kondition sortiert werden.
Die wandständigen Liegekisten mit einer Deckelhöhe von 1,4 m und Vorhang bieten jeder Sau rund 1,3 m2 Platz. Sie haben ein Gefälle von 3% und eine Stufe von 15 cm zum Laufgang. Den Bereich an der Außenwand versorgt die Einstreuanlage über Zuführrohre regelmäßig mit Stroh.
Im Deckzentrum sind Einzelstände mit unterschhiedlichen Verschlussmechanismen (Gillig&Keller, IBO) installiert. Die Standbreite von 75 cm ist nach den ersten Erfahrungen nicht optimal, weil oft zwei Tiere gleichzeitig in einen Stand drängen.
Die Stände im Wartebereich stammen von Schauer und Hörmann und lassen sich jeweils gruppenweise verschließen.
Oberflurentmistung mit Schieber
Ein Schieber entmistet den mittigen Laufgang oberflur, und zwar immer dann, wenn die Sauen fressen. Der Gang selbst hat ein Gefälle von 3% zur Harnrinne in der Mitte. Über dem Laufgang hängen Kunststofffässer mit Löchern, aus denen die Schweine Heu zupfen können. Die Fässer werden ebenfalls automatisch befüllt.
Im Deckbereich stehen jeder Sau circa 6 m2, im Wartebereich circa 4 m2 zur Verfügung.
Der Stall soll zeigen, wie funktionssicher die Außenklimahaltung ist und wie sie im Vergleich zur Haltung im Warmstall abschneidet. Zudem soll geprüft werden, wie sich die Gruppenhaltung im Deckzentrum auf den Besamungserfolg und die Anfälligkeit für Verletzungen auswirkt.
Verschiedene Aufzuchtställe
Zwei Aufzuchteinheiten haben einen überdachten Auslauf. An dessen offene Seite ist ein Wind- und Vogelschutznetz angebracht. Der Boden des Auslaufes ist zweigeteilt. Die Fläche, die an den Innenraum des Stalles angrenzt, ist planbefestigt, die restliche Fläche hat einen erhöhten Dreikantgitterrost. Darunter befindet sich ein Kanal mit Unterflurschieber.
Der Futterautomat mit maximal vier Tieren pro Fressplatz steht auf der Festfläche. Gegenüber sind wabenförmige Raufen angebracht, die der Einstreuautomat automatisch mit Heu befüllt.
Flexible Liegefläche
Die eingestreute Liegefläche im ersten Stallabteil befindet sich unmittelbar an der Auslauftür und ist nicht abgedeckt. Sie kann durch eine verschiebbare Rückwand an die Größe der Ferkel angepasst werden. Ein Vorhang aus Kunststoffstreifen schützt den Durchgang zum Auslauf. Eine Tür würde sich von den Ferkeln nicht öffnen lassen.
Im zweiten Stallabteil sind die Liegeflächen abgedeckt, wobei in die Deckel Strahlungsheizungen integriert sind. Die Größe der Buchten ist in diesem Abteil so bemessen, dass jedem Ferkel eine Fläche von 1 m2 zur Verfügung steht, was dem Ökostandard entspricht.
Eine weitere Besonderheit in beiden Abteilen ist die geringe Buchtenbreite von 1,80 m, die die Sauberhaltung der Buchten verbessern soll.
Die Haltungssysteme in den Aufzuchtställen sollen Erkenntnisse dazu bringen, wie die Systeme untereinander und im Vergleich zum Warmstall in Bezug auf Schwanzverletzungen, Wachstum und Futterverbrauch sowie den Arbeitszeitbedarf abschneiden. Zudem soll untersucht werden, wie sich die Futteraufnahme bei Minusgraden entwickelt und welche Temperaturen im Liegebereich der Ferkel herrschen.