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Neuer Biomaststall

Lesezeit: 7 Minuten

Rindermäster Martin Woywod stellte seinen Betrieb auf ökologische Landwirtschaft um. Sein altes Stallgebäude riss er ab und baute einen neuen Tretmiststall, in dem er 320 Färsen und Bullen mästet.


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Martin Woywod macht keine halben Sachen. Der 43-Jährige bewirtschaftet einen Hof in Mellrichstadt (Bayern) mit 290 ha Außenwirtschaft, Rindermast und einer 75 kW-Biogasanlage. Der Betrieb gehörte früher zu einem Gutshof. Beim Kauf der Betriebsstelle im Jahr 1962 umfasste der Hof 33 ha. Im Jahr 2008 übernahm Martin Woywod den Betrieb mit 63 ha. „Seitdem ist kein Jahr vergangen, in dem ich nichts umgebaut habe“, sagt der gelernte Landwirt.


Vor zwei Jahren entschied er sich für die bisher größte Veränderung: „Ich habe beschlossen, den Hof ökologisch zu bewirtschaften.“ Dem Rindermäster gefiel die biologische Landwirtschaft schon immer gut: „Ich habe viele Biolandwirte in meinem Freundeskreis und tausche mich regelmäßig mit ihnen aus“, erklärt er. Der endgültige Entschluss für die Umstellung kam aber durch die Diskussionen um das Mercosur-Abkommen: „Ich kann und will nicht mit dem Weltmarkt konkurrieren“, begründet er seine Entscheidung. „Meine Motivation ist, das zu produzieren, was die Gesellschaft will.“


Zuletzt mästete Woywod konventionell bis zu 500 Bullen in Stallgebäuden aus dem Jahr 1962. Klar war, dass der Stall für die Umstellung auf Bio entweder umgebaut oder abgerissen werden muss. Woywod entschied sich für den Abriss.


3000 € pro Platz


Für den Neubau musste der alte 16 x 60 m große Stall sowie die in die Jahre gekommene Fahrsiloanlage weichen. Die Abrissarbeiten begannen im Februar 2019. Zwei Monate später, im April, starteten die Bauarbeiten für den neuen Stall. Und zwar ausschließlich mit Handwerksbetrieben aus der Region. Darauf legt der Betriebsleiter großen Wert. „Das stärkt nicht nur die Region, sondern ich weiß, was ich bekomme“, erklärt er.


Das Gebäude ist in den Hang gebaut. Da er deshalb keine Möglichkeit hatte, nach hinten einen Auslauf zu bauen, ist der Stall mit einem 2,20 breiten Offendach versehen (siehe Stallplan). Das sorgt für Licht und Frischluft und „ersetzt“ den Außenbereich.


Insgesamt hat der Tretmiststall eine Größe von 3600 m². Der Futtertisch ist 120 m lang und hat von einem zum anderen Ende einen Höhenunterschied von 2,40 m. „Der Stall erfüllt alle Anforderungen der JGS-Anlagenverordnung“, erklärt Woywod. So hat er beispielsweise an beiden Seiten Mistkammern eingeplant, aus denen er den Mist für die Biogasanlage entnehmen kann.


Die Investitionskosten für die 320 Plätze lagen inkl. Abriss bei rund 1 Mio. € netto. Das sind etwas mehr als 3000 € pro Platz. Die Förderungssumme belief sich auf 100000 €. Auf Automatisierung verzichtete der Landwirt. „Das war mir zu teuer“, begründet er. Zu hoch war ihm außerdem das Risiko, dass die Technik streikt. „Ich habe einen zuverlässigen Mitarbeiter, mit dem ich die Arbeit erledigen kann“, sagt Woywod.


Eine Stunde arbeit am Tag


Die tägliche Routinearbeit kostet ihn weniger als eine Stunde am Tag. „Wir legen den Tieren zweimal täglich frisches Futter vor. Zusätzlich schieben wir die Ration drei- bis viermal an“, so der Mäster.


Das Einstreuen des Liegebereichs steht ebenfalls täglich auf dem Programm. Dazu benötigt der Betriebsleiter täglich vier Rundballen (4 bis 4,5 kg Stroh/Tier und Tag). „Ich setze auf Rundballen, weil das die Ernte entspannt“, erklärt er. „Wenn Rundballen Regen abbekommen, ist das nicht so schlimm, wie bei Quaderballen.“ Insgesamt zählt der Betrieb 3,5 Arbeitskräfte (Ak). Davon sind 1,5 AK Familien-Ak und zwei Fremd-Ak. Martin Woywod erhält von seiner Frau Lena Unterstützung im Büro.


Der Mäster setzt auf feste Betriebsabläufe: Jeden Dienstag mistet sein Mitarbeiter den Stall aus. Dazu separiert er die Tiere im Strohbereich ab und schiebt den Laufgang mit einem Radlader sauber. Den Mist sammelt er auf den vorgesehenen Mistplatten am Ende des Stalls. Von dort geht dieser in die 75 kW-Biogasanlage.


Getrennt nach Geschlecht


Im neuen Stall mästet Woywod sowohl Färsen als auch Bullen. Die ersten Tiere zogen ein halbes Jahr nach Baubeginn, nämlich im September 2019, ein. „Ich kaufe fast ausschließlich Tiere aus der Mutterkuhhaltung“, sagt der Mäster. Eine bestimmte Rasse favorisiert er nicht. „Hauptsache es ist eine Fleischrassekreuzung“, so seine Überzeugung.


Die Tiere kommen im Alter von sechs bis acht Monaten und einem durchschnittlichen Gewicht von 280 kg zu ihm auf den Hof. „Wir stallen die Absetzer in dem kürzeren Stallteil in 18er-Gruppen auf. Von Anfang an trennt er die Gruppen nach Geschlechtern. Behornte und hornlose Tiere stallt er dagegen zusammen auf. „Die Buchten sind groß“, erklärt Woywod. „Die Tiere können sich gegenseitig ausweichen. Bisher gab es keine Probleme.“


Der Mäster hat den Stall so geplant, dass die Tiere vom Einstallen bis zum Ausstallen einmal durch jede Bucht „wandern“. Deshalb sind diese unterschiedlich groß: Ab der Gewichtsklasse „bis 600 kg“ stehen die Rinder nur noch mit zehn Tieren zusammen. In der Gewichtsklasse 580 kg bis 700 kg sind sie nur noch zu acht in den Buchten.


Der Betriebsleiter wiegt die Fleischrinder beim Ein- und Ausstallen gruppenweise. Die Tageszunahmen liegen bei den Färsen etwa bei 1100 g pro Tag. Bullen nehmen im Schnitt täglich 1400 g zu. Der Landwirt setzt beim Einkauf auf großrahmige und schwere Tiere: „Da muss ich nur noch Fleisch dranfüttern“, ist er überzeugt.


Die Ration besteht aus Mais, Gras, Stroh und Kraftfutter. Die Futterkosten liegen bei rund 1,50 €/Tier und Tag. Nicht nur eine ausgewogene Fütterung ist dem Landwirt wichtig, auch auf die Tränkwasserqualität legt er großen Wert. „Mithilfe der Abwärme der Biogasanlage liegt die Wassertemperatur konstant bei 18 °C“, erklärt er. Zusätzlich erhitzt Woywod das Wasser in den Tränken alle vier Wochen auf 70 °C, um Legionellen abzutöten.


Holpriger Start


Woywod legte bei der Stallplanung viel Wert auf Tierkomfort. Das spiegelt sich im Verhalten der Rinder wieder: Beim Betreten des Stalles ist es ruhig. Einige Tiere fressen am Futtertisch, andere liegen im hinteren Strohbereich und käuen mit dösigem Blick wieder.


Doch es lief nicht von Anfang an rund: „Die Curtains kamen erst drei Wochen, nachdem die ersten Tiere eingezogen waren“, sagt Woywod. Die Folge: Es war zugig im Stall. Der Mäster musste acht Totalverluste verbuchen.


Schon vorher führte Woywod rege Diskussionen um die Wirtschaftlichkeit des neuen Tretmiststalls: „Die Berater haben mir empfohlen, für weniger Tiere zu bauen“, erklärt er. Ihre Befürchtung war, dass die Menge an Biofleisch schwer zu vermarkten ist. Der Landwirt ließ sich allerdings nicht von seinem Plan abbringen.


Die ersten Tiere verkaufte er im Mai 2020. „Bis jetzt konnte ich trotz Corona alles vermarkten“, sagt er und räumt ein: „man muss sich aber etwas mehr bemühen.“ Er verkauft die Rinder über den Anbauverband Naturland und über die Online-Plattform „www.kaufnekuh.de“. Während des Lockdowns fiel die Nachfrage nach Rindfleisch durch Gastronomiebetriebe weg. Gleichzeitig kauften aber mehr Privathaushalte hochwertiges Rindfleisch für den Eigenbedarf. „Über den Onlinehandel setze ich inzwischen rund ein Viertel meiner Tiere ab“, erklärt Woywod.


Färsen sind gefragter


Grundsätzlich lassen sich Färsen besser vermarkten, so die Erfahrung des ÖkoLandwirts. „Färsenfleisch ist marmorierter“, erklärt er die höhere Nachfrage. Bullen kosten im Einkauf zwar mehr, haben dafür aber etwa 0,30 ct/kg weniger Schlachterlös als Färsen. „Während ein Bulle 4,30 €/kg Schlachtgewicht (SG) bringt, bekomme ich für eine Färse 4,60 €/kg SG“, erklärt er. Ob er mit Färsen oder Bullen mehr verdient, kann er noch nicht sagen. Dazu hat er noch zu wenige Tiere vermarktet.


Seitdem der Landwirt den Hof im Jahr 2008 übernahm, investierte er rund 2,8 Mio. € in den Betrieb. Die Eigentumsfläche ist inzwischen auf rund 90 ha gewachsen. Zusätzlich zu den Rindern in dem neuen Tretmiststall will er weitere Altgebäude tiergerecht umbauen. Mein Ziel ist, 400 Rinder im Jahr zu vermarkten“, sagt er. Gemeinsam mit seiner Frau will er zusätzlich die Direktvermarktung von Rindfleisch vorantreiben – allerdings eher als Hobby, anstatt als echten Betriebszweig.


Der zweifache Familienvater ist überzeugt, dass trotz der Arbeit genügend Zeit für die Familie bleiben muss. Zukünftig will er den Schwerpunkt auf die Optimierung des Betriebs legen: „Ich will den Hof eines Tages auf gesunden Füßen an einen meiner Söhne weitergeben.“ kirsten.gierse-westermeier@topagrar.com

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