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Rindfleisch: Noch Potenzial bei der Vermarktung

Lesezeit: 5 Minuten

Eine Umfrage unter bayerischen Mutterkuhhaltern zeigt, wie die Betriebe aufgestellt sind und welche Herausforderungen sowie Lösungsansätze es für die Rindfleischvermarktung gibt.


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Kälber, aufgezogen von den Kühen, extensive Haltung, Weidegang und eine hohe Qualität – Fleisch aus Mutterkuhhaltung erfüllt viele Wünsche der Verbraucher. Trotzdem ist eine rentable Vermarktung schwierig. Woran liegt das? Eine Umfrage unter bayerischen Mutterkuhhaltern zeigt, wie sie ihr Rindfleisch vermarkten und wo dabei die größten Herausforderungen und Chancen sind.


Fast 500 Teilnehmer


An der Umfrage, die im Rahmen einer Bachelorarbeit im März 2020 stattfand, nahmen 492 und damit etwa 7% der bayerischen Mutterkuhhalter teil. Etwa 50% der Befragten waren Biobetriebe. Nur 17% wirtschaften im Vollerwerb. Knapp 40% der Befragten halten 5 bis 20 Tiere. Die häufigsten Rinderrassen sind Angus (22%), Fleckvieh-Simmental (21%) und Limousin (20%). 68% der Mutterkühe sind im Sommer und 28% ganzjährig auf der Weide. Die Absetzer sind bei fast 50% der Betriebe im Sommer draußen. Etwa 72% der Betriebe mästen die eigenen Absetzer.


Die meisten verkaufen ab Hof


Die meisten Mutterkuhhalter lassen ihre Tiere bei einem Metzger schlachten (55%) – unabhängig von der Betriebsgröße (Übersicht 1). Die zweithäufigste Antwort war der Schlachthof.


Viele Rinderhalter nutzen parallel verschiedene Absatzwege. Bei der Frage zu dem hauptsächlich genutzten Vermarktungsweg gaben 47% der Betriebe den Ab-Hof-Verkauf ohne Laden an (Übersicht 2). Knapp 12% nutzen vor allem einen Metzger. Nur 3,7% der Mutterkuhhalter vermarkten den Großteil direkt im Lebensmitteleinzelhandel, dies sind vor allem Biobetriebe.


Etwa 70% der Direktvermarkter bieten 10-kg-Mischpakete an. Diese enthalten verschiedene Teile vom Suppenfleisch bis zur Lende. Fast 60% der Mutterkuhhalter verkaufen die Pakete für 11,50 € bis 15,50 € pro kg. Einzelne verlangen bis zu 35 €/kg, wobei die hohen Preisangaben von Wagyu-Haltern stammen.


Auf die Frage, warum die Betriebe das Fleisch selbst vermarkten, erklärte fast die Hälfte bisher noch keinen geeigneten Vermarktungspartner gefunden zu haben. Immerhin 11% geben an, keinen Partner zu benötigen, weil sie genügend Kunden haben.


Zur Vermarktung der Absetzer kritisieren die Landwirte, dass Qualität, Rasse und Herkunft unberücksichtigt bleiben. Höhere Erlöse seien nur mit Vermarktungsgemeinschaften durchsetzbar, existierende Gemeinschaften aber für kleine Erzeuger nicht geeignet.


Vermarktungspartner fehlen


Die Umfrage erfasste auch, wo die größten Herausforderungen bei der Fleischvermarktung sind (Mehrfachnennung möglich). 38% gaben an, dass sie keinen geeigneten Partner für den Verkauf finden und 34% der Betriebe haben zu wenig Zeit, um sich um die Vermarktung kümmern zu können. Fast genauso häufig genannt wurden die Aussagen „zu wenig Tiere, um richtig vermarkten zu können“ und „keine kontinuierliche Fleischlieferung aus dem Betrieb möglich (saisonal)“.


Mehr als drei Viertel der Befragten gaben an, dass Nachfrage und Angebot ausgeglichen sind oder die Nachfrage das Angebot übersteigt. 170 Landwirte wollen ihre Vermarktung nicht ausweiten, weil sie in Bezug auf Arbeit, Zeit und Fläche ausgelastet sind. Doch 156 Teilnehmer würden gerne mehr vermarkten und hätten die nötigen Kapazitäten.


Zum Thema Marketing meinen drei Viertel der Landwirte, dass der Begriff „Fleisch aus Mutterkuhhaltung“ für Verbraucher ansprechend ist. Gleichzeitig sagen aber auch viele Mutterkuhhalter, dass Verbraucher oft nicht wissen, was Mutterkuhhaltung bedeutet.


Das fordern die Betriebe


Was muss sich ändern, damit Mutterkuhhalter ihr Rindfleisch besser vermarkten können? Die Forderungen der Teilnehmer sind:


  • Eine gemeinsame Marke: Am häufigsten genannt war die Einführung einer Marke für Rindfleisch aus extensiver Weidehaltung. Diese sollten alle Mutterkuhhalter in Bayern nutzen und Werbematerial erhalten können.
  • Bürokratie verringern: Viele fordern weniger Bürokratie für kleine Betriebe und die Direktvermarktung, wie die Verpackungsverordnung oder die steuerliche Regelung für den Verkauf von Rinderhälften.
  • Weideschlachtung vereinfachen: Die Weideschlachtung sollte auch für Tiere mit Sommerweide möglich sein. Bisher ist das nur bei ganzjährigem Weidegang erlaubt.
  • Regionale Metzger: Den Mutterkuhhaltern fehlen Metzger mit eigenem Schlachthaus in ihrer Region. Der Nachwuchs müsse gefördert und die Auflagen reduziert werden.
  • Vermarktungsstrategie: Die Betriebe wünschen sich eine gemeinsame Strategie für die Vermarktung von Fleisch aus bayerischer Mutterkuhhaltung, z.B. über eine Plattform oder einen überregionalen Vermittler für Großkunden.
  • Höhere Erlöse: Für die längere Aufzucht von Absetzern und die bessere Qualität des Fleisches sollten Abnehmer mehr zahlen, beispielsweise über einen Rassezuschlag.
  • Beratung und Unterstützung: Die Mutterkuhhalter wünschen sich mehr Beratung von öffentlichen Stellen und fordern finanzielle Hilfen, beispielsweise für die Haltung von besonderen Rassen.


Ein Label für Bayern


Abgeleitet aus den Ergebnissen und den Forderungen der Mutterkuhhalter gibt die Autorin der Bachelorarbeit einige Handlungsempfehlungen.


Eine einheitliche Marke mit Name und Logo für Rindfleisch aus bayerischer Mutterkuhhaltung könnte die Vermarktung optimieren. Der Begriff Mutterkuhhaltung ist zu überdenken, da Verbraucher diesen oft nicht verstehen. Wichtiger ist, die positiven Aspekte der Erzeugung zu vermitteln, wie Regionalität, artgerechte Haltung, Genuss und Qualität. Eine entsprechende Werbekampagne sollte das Bayerische Landwirtschaftsministerium (StMELF) initiieren.


Sinnvoll scheinen auch überregionale Vermittler zwischen Mutterkuhhaltern und Fremdvermarktern. Sie könnten bei der Produktion beraten, Kontakte aufbauen und Vermarktungsgemeinschaften von Landwirten, die in einer Region die gleichen Rassen unter ähnlichen Bedingungen halten, koordinieren.


Nicht zuletzt würden geringere Kosten und Auflagen für die mobile Schlachtung die Vermarktung von kleinen Partien erleichtern.


anke.reimink@topagrar.com

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