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Roboter übernimmt Routinearbeiten

Lesezeit: 7 Minuten

Christian Hückl hat mit seiner Familie einen Stall für 240 Bullen mit automatischer Einstreuanlage und einem Fütterungsroboter gebaut. Das entlastet ihn und seine Mitarbeiter.


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Seit 2017 gehört ein Tretmiststall für 240 Bullen zum Hof Weihersmühle in Fladungen in der Rhön (Bayern). Landwirt Christian Hückl hat sich für vollautomatisierte Arbeitsabläufe entschieden. Ein Fütterungsroboter übernimmt das Mischen und Vorlegen der Ration, eine automatische Einstreuanlage sorgt zweimal täglich für trockene und weiche Einstreu. Der 32-Jährige begründet die Entscheidung zur Automatisierung so: „Jede Minute kostet Geld und es ist schwer, gute Mitarbeiter zu finden.“ Die guten Angestellten, die er hat, möchte er nicht täglich mit Routinearbeiten konfrontieren.


Zahlreiche Standbeine


Zum Betrieb gehört nämlich nicht nur der Bullenstall, sondern auch eine Biogasanlage, ein Lohnunternehmen, die Außenwirtschaft mit rund 370 ha, Färsenmast sowie ein Hofladen und Ferienwohnungen. Christian Hückl führt den landwirtschaftlichen Betrieb zusammen mit seinem Vater Bernd. Um die anfallende Arbeit zu stemmen, beschäftigen sie einen Auszubildenden und drei Festangestellte. Am Wochenende haben die Mitarbeiter frei. Der junge Familienvater schätzt die durch die Automatisierung gewonnene Flexibilität: „Ich muss nicht um 18 Uhr vom Acker fahren, weil ich füttern oder streuen muss. Auch am Wochenende schafft die Automatisierung Freiraum.“


Wieso ein neuer Bullenstall, wenn ohnehin bereits genug Arbeit vorhanden ist? Die Intention des Landwirts klingt simpel: „Mit dem Gesamtkonzept können wir alles, was wir im Betrieb an Aufwuchs haben, gut verwerten.“ Den Mais, den er eigentlich für die Biogasanlage anbaut, veredelt er nun über die Bullen und nutzt anschließend den Mist zur Energiegewinnung.


Die 370 ha Bewirtschaftungsfläche teilen sich auf in 230 ha Ackerland und 140 ha Grünland. Davon sind rund 45 ha Naturschutzflächen. Dort darf der Bullenmäster nicht vor dem 1. Juli mähen. „Wir ernten Heu von den extensiven Flächen und nutzen es als Rohfaser für die Bullen“, erklärt er. Dadurch muss er kein Futterstroh zukaufen und kein Heu verkaufen.


Hohe Tierqualitäten


Im April 2017 fiel der Startschuss für den Stallbau. Im Oktober desselben Jahres zogen die ersten Tiere ein. Er setzt auf reinrassige Fleckviehbullen. „Wir haben aber auch einige Charolais x Fleckviehkreuzungen im Stall“, sagt Hückl. Die Absetzer bekommt er im Herbst. Zu dem Zeitpunkt ist die Qualität der Tiere am besten, findet der Landwirt: „Auf unserem Partnerbetrieb kommen die Kälber im Mai/Juni zur Welt. Im Oktober haben sie dann etwa 200 kg erreicht.“


Ein Mutterkuhhalter ist sein fester Lieferant für die männlichen Absetzer. „Er wiegt jedes einzelne Tier und die schwersten bekomme ich“, schildert Hückl die Vereinbarung.


Darüber hinaus bekommt der Bullenmäster Fresser von einem Händler. Auch da legt er Wert auf beste Tierqualität: „Es ist schon mal vorgekommen, dass er Tiere wieder abholen musste, weil ich mit der Auswahl nicht zufrieden war“, sagt Hückl. Das Einstallgewicht der Zukauftiere liegt bei 220 bis 240 kg ein. Im Schnitt nehmen die Tiere bei ihm 1500 g/Tag zu. „Die Zunahmen bei Fressern und Absetzern sind identisch“, so seine Erfahrung. „Absetzer haben aber eine höhere Ausschlachtung. Dafür machen die Fresser von Milchviehbetrieben nach dem Einstallen weniger Probleme, weil sie geimpft sind und Maissilage kennen.“


Die Tierkontrolle übernimmt er selbst. „Drei- bis viermal am Tag laufe ich den Futtertisch rauf und runter“, erklärt der gelernte Landwirt. Um die Tiere noch besser beobachten zu können, hat er einen Steg in den Stall gebaut. „Die Tierkontrolle nimmt viel Raum ein, da die Bullen nicht aufstehen und an den Futtertisch stürzen, wenn ich reinkomme.“ Weil der Fütterungsroboter viermal täglich frisches Futter vorlegt, gibt es keinen Konkurrenzdruck am Futtertisch. Es herrscht eine ausgeglichene Ruhe im Stall.


Phasenfütterung


Im Kern besteht die Ration aus Maissilage, Heu, Körnermais, Rapsschrot, und Weizen. Die Rationsberechnung erstellt Hückl mithilfe des Landeskontrollverbands Bayern. Täglich passt der Roboter die Futterkurve an. „Wenn ich bei einem Rundgang sehe, dass der Trog leer ist, sage ich dem Roboter, dass er mehr füttern soll“, erklärt Hückl. Außerdem kann er gruppenindividuell Einstellungen vornehmen.


Mithilfe der Einstreumaschine rieselt zweimal täglich trockenes, gehäckseltes Stroh in die Buchten. „Pro Tag benötigen wir etwa 600 kg Stroh zum Einstreuen.“ Den planbefestigten Bereich vor dem Futtertisch schiebt eine Entmistungsanlage mehrmals täglich ab. Der angefallene Mist sammelt sich auf einer Querachse am hinteren Ende des Stalls. Der Landwirt fährt diesen zweimal täglich mit dem Radlader zur Biogasanlage.


Der Bullenstall ist etwa 22 m breit und 71 m lang. Im vorderen Teil befindet sich der Futterbehälter, wo der Roboter täglich mehrfach die Rationen zusammenstellt. Daneben, auf der anderen Stallseite, steht die Strohannahmestelle für die automatische Einstreuanlage. Links und rechts vom Futtertisch erstrecken sich die Buchten, in denen je 20 Tiere untergebracht sind.


Während der Mastdauer bleiben die Gruppen fest zusammen. „Die Bullen stehen etwa ein Drittel vom Jahr in der kleineren Bucht, die restliche Zeit verbringen sie in den größeren Abteilen“, erläutert Hückl. In den kleineren Buchten hat jedes Tier etwa 3,5 m² zur Verfügung. Die Buchten, in die die Bullen vier Monate nach dem Einstallen wechseln, sind mit 4,5 m² pro Tier größer. „Den Gang, in dem der Schieber läuft, nutzen wir beim Ein- und Aus- sowie beim Umstallen als Treibgang“, erklärt der Landwirt. Ein zusätzliches dreizehntes Abteil hat Hückl als Selektionsbereich vorgesehen, falls mal ein Tier krank wird.


Die Wände sind im oberen Bereich mit Curtains ausgestattet, um flexibel auf die Witterungseinflüsse eingehen zu können. Die Steuerung erfolgt nicht automatisch. „Nur wenn die Einstreumaschine läuft, gehen sie von alleine zu und anschließend wieder auf“, sagt der Mäster. Die Wasserversorgung stellen Schalentränken sicher, die der Betriebsleiter mit einer griffbereiten Bürste bei jedem Stalldurchgang reinigt.


Hohe Investitionskosten


Hückl investierte rund 750000 € in den Tretmiststall inkl. der Kosten für den Fütterungsroboter. „Die Investitionskosten sind mit der Automatisierung höher“, räumt er ein. Er ist allerdings sicher, dass sich die Mehrausgaben auf lange Sicht bezahlt machen: „Wir sparen Arbeitszeit, benötigen keinen Schlepper vor einem Futtermischwagen und sparen dadurch auch noch Diesel“, so seine Begründung.


„Wenn der Stall einen Auslauf hätte, würde das dem Biostandard entsprechen“, erklärt Hückl. Aktuell plant er allerdings nicht, den Betrieb umzustellen. „Wir sind QS-zertifiziert und der Stall ist ausgezeichnet für besonders artgerechte Tierhaltung“, so der Mäster. Deshalb bekam er 35% Förderung auf die Investitionssumme.


Die Bullen vermarktet er an den Schlachthof in Bayreuth sowie an einen regionalen Metzger im 20 km entfernten Wülfershausen. „Die Bullen sind maximal ein Jahr bei uns“, sagt Hückl. Sie verlassen den Betrieb im Schnitt mit 800 kg Lebendgewicht. „Mein Ziel ist ein Schlachtgewicht von höchstens 480 kg“, erklärt der Mäster.


Der Landwirt plant bereits neue Projekte. Er möchte die weiblichen Tiere auf lange Sicht in Kooperation mit einem regionalen Metzger zu 100% direkt vermarkten. „Außerdem denke ich über einen neuen Färsenstall mit Auslauf nach“, erklärt Hückl.


Zurzeit kommen die weiblichen Tiere in das Altgebäude auf dem Hof, nachdem sie auf der Weide geboren und gesäugt wurden. „Der alte Stall bietet nicht den Komfort eines neuen Stalls“, ist der Landwirt sicher. „Das Gebäude könnten wir gut als Schwimmbad für unsere Feriengäste umfunktionieren. Das ließe sich gut mit der Abwärme unserer Biogasanlage heizen und wir könnten die Synergieeffekte des Betriebs noch besser nutzen.“


kirsten.gierse-westermeier@topagrar.com

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