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Silphie: Mais-Alternative mit Vorteilen

Lesezeit: 7 Minuten

Auch wenn sie bei der Masse- und Methanausbeute nicht an den Mais herankommt, ist die Durchwachsene Silphie eine beachtenswerte Alternative. Denn einmal etabliert macht sie weniger Arbeit, braucht weniger Dünger und fördert gleichzeitig das Bodenleben und den Humusaufbau.


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Die Durchwachsene Silphie ist wie verschiedene andere Dauerkulturen längst keine Unbekannte mehr in der Bioenergieerzeugung. Bisher war aber unklar, wie sich ihre Erträge über mehrere Jahre unter verschiedenen Standortbedingungen entwickeln und für welche Bedingungen sie besonders geeignet oder ungeeignet ist. Deshalb hat das Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (TFZ) in Straubing diese Fragen in den Jahren 2014 bis 2019 untersucht.


Für das Projekt wurden mehrjährige Energiepflanzen im Vergleich zu einer Kontroll-Fruchtfolge in 100 m² großen Parzellen an sechs bayerischen Standorten angebaut – in zwölf Varianten mit je vier Wiederholungen. In diesem Artikel werden nur die Daten zu den als Biogas genutzten Dauerkulturen, insbesondere zur Durchwachsenen Silphie vorgestellt. In den Versuchen standen aber auch zur Brennstofferzeugung genutzte Arten wie Miscanthus.


Im Jahr 2014 (Wolferkofen erst 2015) wurden die Parzellen mit Durchwachsener Silphie, Riesenweizengras, Sida und Switchgras etabliert und pa-rallel Parzellen mit den rotierenden Fruchtfolgegliedern (Silomais, Weizen, GPS-Roggen, Zwischenfrucht Ramtillkraut) angebaut. Die Standorte Wolferkofen, Aholfing, Rosenau, Hötzelsdorf, Parsberg und Gelchsheim deckten ein breites Spektrum verschiedener Bodenverhältnisse und Klimabedingungen ab.


Jede Kultur wurde möglichst zu ihrem kulturspezifischen Optimalzeitpunkt beerntet. Dabei erhob man jeweils den Frisch- und Trockenmasseertrag (FM bzw. TM), den Trockensubstanzgehalt (TS), das BBCH-Stadium, die Wuchshöhe, Lager sowie andere Mängel und analysierte anschließend die Substratqualität.


Ertragsmeister Silphie


Lässt man die Etablierungsjahre 2014 und 2015 außen vor, war die Durchwachsene Silphie im Mittel der Jahre 2016 bis 2019 die ertragreichste mehrjährige Energiepflanze in diesem Projekt (Übersicht). Auf den Standorten, für die sie geeignet ist, erreichte sie Erträge zwischen 134 und 187 dt TM/ha.


Auf dem kalten und flachgründigen Standort Hötzelsdorf hingegen waren es nur 121 dt TM/ha. Hier begann die Vegetationsperiode zu spät und das Wasserangebot war sehr begrenzt. Deutlich abgeschlagen lag die Silphie auch in Aholfing hinter den Kulturen Switchgras (134 dt TM/ha) und Riesenweizengras (133 und 108 dt TM/ha): Hier erreichte sie nur 108 dt TM/ha. Die ausdauernden Gräser konnten die ausgeprägte Sommertrockenheit auf dem kiesig-sandigen Standort besser überstehen, während die Silphie im Trockenjahr 2018 fast vollständig eintrocknete.


Auf dem Niedermoorstandort Rosenau mit hoher N-Nachlieferung konnten die Silphiepflanzen hingegen den Höchstertrag produzieren. Dabei gingen sie regelmäßig ins Lager. Dies stellte mit der passenden Erntetechnik allerdings kein Problem dar.


Natürlich erreicht der züchterisch optimierte Silomais im Mittel der Jahre und Standorte höhere TM-Erträge im Bereich von 157 bis 217 dt TM/ha. Der GPS-Roggen dagegen lieferte Erträge zwischen 102 und 137 dt TM/ha – dieses Niveau erreichen oder übertreffen auch Silphie, Riesenweizengras und Switchgras. Übersicht 1 zeigt die Trockenmasseerträge der Kulturen im jährlichen Mittel, das Trockenjahr 2018 zeichnet sich bei nahezu allen Kultu-ren – außer Switchgras – ab.


Untersaat meist sinnvoll


Im ersten Jahr bildet die Silphie lediglich eine Blattrosette ohne beerntbare Blütentriebe und ist generell konkurrenzschwach. Sie wird als Untersaat unter Mais mit verringerter Kornzahl etabliert. Auf diese Weise kann der Betrieb im ersten, sonst ertragslosen Jahr eine Maisernte einfahren und Pflanzenschutz (Verträglichkeit der Herbizide beachten!) und Stickstoffdüngung an die Deckfrucht Mais anpassen.


In den ersten Erntejahren kann ihr Ertrag geringer ausfallen, da sie nach der Maisernte schwächer entwickelt ist als eine in Reinsaat etablierte Silphie. Für Standorte, an denen mit Sommertrockenheit gerechnet werden muss, ist die Reinsaat risikoloser. So können sich die Pflanzen ohne Konkurrenz etablieren. Zudem steht ein längeres Zeitfenster zur mechanischen Beikrautbekämpfung zur Verfügung.


Weniger Methan als Mais


Die Beerntung erfolgt in der Regel von Ende August bis Ende September. Viele Landwirte kombinieren sie mit der Silomaisernte auf benachbarten Schlägen. Obwohl die TS-Gehalte der Silphie nur bei 25 bis 27% liegen, ist die Silierung verlustarm möglich. Für die Biogasnutzung sollte beachtet werden, dass die Methanausbeute etwa 15 bis 25% geringer ist als die von Mais. Dies ist auf die höheren Aschegehalte, die geringere Verdaulichkeit und den geringeren Energiegehalt zurückzuführen. Zusammen mit dem niedrigeren TM-Ertrag erreicht ein Hektar Silphie so meist nur 50 bis 75 % des Methanertrags eines Hektars Mais.


Ähnliches gilt für den Futterwert: Er liegt nur etwa auf dem Niveau von Stroh. Der Silagegeruch, die harten Stängelteile und die rauen Blätter erschweren die Futterakzeptanz zusätzlich. Eine Verfütterung ist daher, besonders für hochleistende Tiere, nicht sinnvoll. Wenn nach dem Umbruch einer Silphiefläche noch Pflanzen in nachfolgendem Mais oder GPS-Getreide durchwachsen, ist dieser Besatz jedoch völlig unschädlich für die Verwertung als Tierfutter.


Dauerkulturen wie die Silphie belegen die Fläche über mehrere Jahre. Das heißt auch, dass man auf den Markt oder auf Änderungen im Betrieb nicht sofort reagieren kann. Zudem muss sich der Anbauer um die Nutzung oder Vermarktung selbst kümmern. Beim Anbau für andere Landwirte sind langfristige Lieferverträge sinnvoll.


Ebenso sollte die Laufzeit des Pachtvertrags sowie eine eventuelle Dränung der Fläche beachtet werden. Denn die tief reichenden Wurzeln können die Drainagerohre verstopfen. Eine durchdachte Flächenauswahl und -vorbereitung durch den Anbau konkurrenzstarker Kulturen vorab hilft ungemein. Auf einem mit Problemunkräutern belasteten Standort sollte die Silphie nicht zum Einsatz kommen.


Arbeitsaufwand Sinkt


Für das Etablierungsjahr sowie das Folgejahr ist es ratsam, ausreichend Arbeitszeiten einzuplanen: Regelmäßige Bestandskontrolle und gut terminierte mechanische und eventuell auch chemische Beikrautkontrollen sind notwendig.


Die arbeitswirtschaftlichen Vorteile setzen ein, sobald die Etablierung gelungen ist: Der Bestand benötigt eine Düngegabe im Frühjahr und die Beerntung. Soweit es die Vorgaben der Düngeverordnung zulassen, ist noch eine geringe Gabe organischer Dünger im Herbst möglich. Mehr ist nicht zu tun. Die jährliche Bodenbearbeitung entfällt und nach der Etablierungsphase werden meist keinerlei chemische Pflanzenschutzmittel angewendet.


Ökologische Vorteile


Bekannt ist die Silphie für ihre lang andauernde Blüte im Spätsommer bis zur Ernte. Honigbienen, Wildbienen und andere Insekten fliegen ihre Blüten gerne an. Allerdings liefert die Silphie keine hohen Honigerträge, sondern reduziert eher nur den Bedarf des Zufütterns, da andere Pflanzenarten wie Klee oder auch Springkraut ergiebiger sind. Für die Wildbienen und auch die in der Nahrungskette nachfolgenden Tiere ist die Silphie trotzdem eine wichtige Bereicherung der Kulturlandschaft.


Neben dem Blütenmeer ist die nahezu dauerhafte Bodenbedeckung ein großer ökologischer Vorteil. Nicht nur Regenwürmer profitieren nachweislich von der jahrzehntelangen Bodenruhe. Zusammen mit der intensiven Durchwurzelung fördert sie den Humusaufbau im Boden – vor allem in den tiefen Bodenschichten, in denen der Humus weniger dem Auf- und Abbaukreislauf unterliegt. Einige Praktiker verkaufen bereits CO2-Zertifikate für den Humusaufbau unter der Silphie.


Stabil auf tiefgründigen Standorten


Die Silphiepflanze erschließt sich das Bodenwasser dank ihres deutlich über zwei Meter tief reichenden Wurzelwerks aus tiefen Schichten, auf tiefgründigen Böden ist sie entsprechend ertragsstabil. Auf flachgründigen Standorten muss sie hingegen mit den fallenden Niederschlägen auskommen und gerät nach TFZ-Erfahrungen schnell in Trockenstress. Für solche Standortbedingungen oder generell trockene Regionen kann nach den Projektergebnissen das Riesenweizengras sowie bei ho-hen Temperaturen das Wärme liebende Switchgras empfohlen werden.


Für Betriebe mit hängigen Flächen ist der nahezu ganzjährige Erosionsschutz durch die Silphie ein entscheidender Vorteil. Da sie bereits zeitig im Frühjahr und auch nach der Ernte im Herbst noch Stickstoff bindet und in den Wurzeln und Nachaustrieb einlagert, wurden auch in Wasserschutzgebieten sehr positive Erfahrungen gemacht.


Fazit


Der Einstieg in den Silphieanbau lohnt sich vor allem für Betriebe, die noch längerfristig Biogassubstrat verwerten oder verkaufen können. Ungünstige Flächenzuschnitte, weite Hof-Feld-Entfernungen oder ein grundsätzlicher Wunsch nach einer Kultur mit geringem Pflegebedarf machen den Anbau der Durchwachsenen Silphie trotz der im Vergleich zu Mais geringeren Erträge noch attraktiver. Ökologische Gesichtspunkte wie die Förderung der Artenvielfalt und der Boden- sowie Gewässerschutz tragen dazu ebenso bei.


andreas.holzhammer


@topagrar.com

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