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So machen Sie Ihre Böden klimafit

Lesezeit: 10 Minuten

Können sich Landwirte im Ackerbau auf den Klimawandel vorbereiten? Mit welchen Maßnahmen lassen sich die Erträge absichern? Ackerbauer und Berater Hans Gerhard Gnauer gibt Denkanstöße.


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Hitze, Trockenheit, Starkregen: Die letzten zwei Jahre haben uns drastisch vor Augen geführt, welche Auswirkungen der fortschreitende Klimawandel mit sich bringt. Können wir Landwirte uns irgendwie darauf vorbereiten?


Klare Antwort: Ja, können wir. Zwar ist es natürlich unmöglich, es in einem Gebiet auf Wunsch regnen zu lassen. Aber es gibt Maßnahmen, die man setzen kann, um mehr Wasser in seinen Böden zu speichern bzw. Starkregen besser zu verwerten.


Zwei Wege Wasser zu sparen


Uns stehen prinzipiell zwei Möglichkeiten zur Verfügung, wie wir Wasser „einsparen“ können: Entweder dämmen wir die unproduktive Verdunstung ein oder ergreifen Maßnahmen, um die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens zu verbessern sowie die Infiltrationsrate bei Starkregen zu erhöhen. Dadurch wird der Oberflächenabfluss verringert.


Beide Wege führen zu mehr Wasser im Boden. Das wiederum steht für das Wachstum der Pflanzen zur Verfügung. Doch wie können wir das schaffen? Dazu müssen wir lernen, unsere bisherige Arbeit am Feld weiterzuentwickeln. Diese stellt den gesunden und intakten Boden in den Mittelpunkt. Wir müssen lernen, „Bodenaufbau“ zu betreiben. So gelangen unsere Böden in einen besseren Zustand und sind in der Lage, mehr Wasser und Nährstoffe zu speichern. Wie funktioniert nun dieser „Bodenaufbau“?


Wie Boden Aufbauen?


Bodenaufbau funktioniert nicht von heute auf morgen. Das dauert mehrere Jahre, bei manchen Böden auch länger, bis die gewünschten Effekte eintreten. Am leichtesten ist eine Anpassung der Bearbeitung weg vom Pflug hin zu anderen Bearbeitungssystemen bei schweren und mittleren Böden.


Diese gewöhnen sich meist binnen drei bis fünf Jahren an andere Bearbeitungsweisen. Am schwersten ist das bei sehr leichten Schluff- und Sandböden. Sie können fünf bis 15 Jahre für die Anpassung brauchen. Viel schneller geht die Anpassung der Böden, wenn man Mist oder Kompost zur Verfügung hat.


Bodenaufbau bedeutet, das Bodenleben zu fördern und zu unterstützen, wo es nur geht. Denn nur ein starkes und intaktes Bodenleben kann uns bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels helfen. Dazu gehören eine vielfältige Fruchtfolge und ein intensiver Zwischenfruchtanbau, um genügend Nahrung für das Bodenleben zur Verfügung zu stellen (siehe Kästen Seite 25).


So schonend wie möglich


Die Anwendung von Mulch- und Direktsaat bietet gleich zwei Vorteile: Es werden beide „Wassersparmöglichkeiten“ vereint, indem die unproduktive Verdunstung durch die Zwischenfruchtreste eingedämmt und die Infiltrationsrate bei Starkregen verbessert wird. Dadurch nimmt der Oberflächenabfluss deutlich ab. Die Direktsaat ist der Mulchsaat vorzuziehen. Auch eine ausgewogene Düngung kann helfen, die Struktur der Böden zu verbessern und mehr Porenvolumen zu erreichen. Hier kommt vor allem Kalzium und Magnesium eine zentrale Bedeutung zu. Aber auch Kali, Phosphor und Schwefel sowie bei Bedarf auch Spurenelemente dürfen nicht vergessen werden. Das Ziel aller Maßnahmen soll ein intakter, gut strukturierter und lebendiger Boden sein mit großem Speichervermögen für Wasser und Nährstoffe.


MulchDecke nach der Ernte


Eine gute schützende Mulchschicht nach der Getreideernte bremst die Verdunstung. Diese Schicht erreichen Sie durch Nachmulchen des Strohs sowie eine möglichst gute Verteilung. Dazu eignen sich am besten Mulcher mit Hammerschlegeln oder Klingen als Werkzeug.


Das Mulchmaterial darf aber nicht zu stark zerkleinert werden. Das Ziel sind mundgerechte Stücke für den Regenwurm von 5 bis max. 10 cm Länge. Nachdem der Mähdrescher das Stroh meist nicht gut verteilt, ist auch über den Einsatz von Schwerstriegeln nachzudenken. Damit lassen sich die Lücken füllen und zu viel Stroh an einer Stelle vermeiden. Die gleichzeitige Bodenbearbeitung verbessert die Strohrotte.


Nebenbei bringen Sie dadurch auch das Ausfallgetreide besser zum Keimen und mehrfache Striegelüberfahrten beseitigen es. Das funktioniert aber nicht immer und nicht in allen Jahren zufriedenstellend. Jedenfalls aber erfolgt eine stark verbesserte Strohrotte.


Dadurch können am Stroh sitzende Krankheiten wie Fusarien oder Rhizoctonia nicht so leicht ins neue Anbaujahr überwechseln. Mulcher und Striegel sind hier neben dem Wasserspargedanken also auch als Hygienemaßnahme zu sehen. Auch von den Kosten her sind diese Maßnahmen überschaubar. Die Flächenleistung eines Schwerstriegels mit 7,2 m Arbeitsbreite ist mit ca. 20 bis 30 min pro 5 ha enorm. Ein Mulcher mit variablen Schnittlängen kann auch mit ca. 15 km/h gefahren werden. Das bedeutet eine ansprechende Flächenleistung bei gleichzeitig guter Arbeitsqualität.


Um den Boden schonend zu bearbeiten, heißt die oberste Maxime: Nie zu feucht arbeiten! Schmierhorizonte sind Gift für das Bodenleben und die Pflanzenwurzeln. Am besten prüft man die Bodenverhältnisse vor den Arbeiten mit einem Spaten und entscheidet dann.


Verdichtungen Vermeiden


Prinzipiell muss man sich vor einer Bodenbearbeitung fragen: Ist sie wirklich nötig? Was ist das Ziel? Was brauche ich dazu und welche Intensität reicht aus? Darüber hinaus sind auch die eingesetzten Maschinen und Traktoren hinsichtlich des Gewichts zu hinterfragen. Wären gezogene Maschinen eventuell unproblematischer in Bezug auf Schadverdichtungen? Mit welchem Reifendruck fahre ich?


Hier ist ganz klar eine Reifendruckregelanlage zu empfehlen. Nur so lässt sich auf dem Feld schnell mit angepasstem Reifendruck fahren und eine um bis zu 80% höhere Aufstandsfläche als auf der Straße erzielen. Das vermeidet nicht nur Verdichtungen, sondern spart auch noch Treibstoff und erhöht die Zugkraft.


Bei den Anbaugeräten gilt es, auf die Qualität der Arbeitswerkzeuge zu achten. Jedes Werkzeug hinterlässt seine typischen Sohlen im Feld. Mit stumpfen Werkzeugen nehmen dann auch die Schmierhorizonte im Feld zu. Die Erde wird mehr zusammengedrückt und verdichtet als mit scharfen Werkzeugen und sauberen Schnitten. Unweigerlich entstehende Bearbeitungssohlen muss man mit anderen, nicht vollflächig arbeitenden Werkzeugen dann aber wieder aufbrechen.


Was können Breitscharhobel?


Eine interessante Alternative zu bisherigen Bodenbearbeitungsgeräten ist der Einsatz eines Breitscharhobels. Dieser schneidet den Boden ab ca. 2 bis 3 cm vollflächig durch und unterbricht die Kapillarität effektiv. So kann die Verdunstung noch stärker reduziert werden als bei einer reinen Strohschicht. Im sehr trockenen Sommer 2018 war es nach dem Einsatz des Gerätes in ca. 3cm Bearbeitungstiefe immer feuchter als bei allen anderen Techniken. Mit 15 bis 25 km/h und 4,5 m Arbeitsbreite ist die Flächenleistung mit ca. 5 ha pro Stunde sehr anständig. Die Unkräuter und Ausfallpflanzen werden dabei sehr gut an der Wurzel durchschnitten und wachsen nicht mehr weiter.


Letztlich bedarf es dadurch weniger Bodenbearbeitung. Man kann mit der entsprechenden Sätechnik auch gleich in die so bearbeiteten Flächen säen. Das hat im sehr trockenen Sommer 2018 sehr gut funktioniert. Wichtig ist, darauf zu achten, das Gerät nicht bei zu feuchten Verhältnissen einzusetzen, sonst kommt es zu Schmierhorizonten. Sie sind zu vermeiden, auch wenn sie mit jedem anderen Gerät danach sehr leicht aufzubrechen wären.


Von Nachteil ist beim Breitscharhobel allerdings, dass hier sehr viel feine und lose Erde obenauf liegt. Diese ist durch Starkregen gefährdeter als bei anderen Bearbeitungsweisen.


Üppige Zwischenfrüchte


Um ausreichend Futter für das Bodenleben zu bekommen (siehe Kasten), ist eine üppige Zwischenfrucht wichtig. Hier sind besonders Mischungen mit unterschiedlichen Stärken gefragt, die alle Bereiche unter- und überirdisch ausfüllen können. Wir brauchen Pflanzen, die schnell abdecken, den Bestand dicht machen, die groß und rahmig werden und solche, welche die Zwischenräume füllen.


Unterirdisch brauchen wir tief wurzelnde Pflanzen, die den Boden lockern und lüften. Wichtig sind auch Pflanzen, die viele Feinwurzeln bilden und so eine tolle Lebendverbauung und Krümelstruktur fördern. Der Rest dazwischen sollte ebenfalls mit ausreichend Wurzelmasse gefüllt sein. Diese Zwischenfrucht soll in der Lage sein, Ausfall und Unkraut zu unterdrücken. Der Lohn ist ein massiver Futterberg für das Bodenleben und eine exzellente Bodenstruktur. Zudem befindet sich dadurch über das ganze Jahr mehr Wasser im Boden!


Das zeigen langjährige Messungen der Bodenwassergehalte in 0 bis 90 cm Tiefe bei unterschiedlichen Zwischenfruchtmischungen gegenüber Schwarzbrache an der Universität für Bodenkultur in Wien. Bei Zwischenfruchtanbau standen gegenüber Schwarzbrache selbst in Jahren mit knapper Wasserversorgung die gleichen Wassergehalte zur Aussaat der Folgefrucht im Boden zur Verfügung. Bei besserer Wasserversorgung lagen die Mischungen bei den Bodenwassergehalten vorn.


Zwischenfrucht mulchen?


Mit diesem Wissen erscheint es befremdlich, ja fast sogar vollkommen unverständlich, dass sich in den letzten Jahren im trockenen Osten Österreichs mehr und mehr die Praxis etabliert, die Zwischenfrucht zu mulchen und/oder einzupflügen. Denn dabei werden ihre positiven Wirkungen auf den Boden gleich wieder zerstört. Außerdem stellt sich die Frage: Unter welcher Zwischenfrucht ist es im Herbst überhaupt trocken genug, um ohne Schmierhorizonte und Verdichtungen zu fahren? Zudem beraubt man sich selbst der positiven Wirkung der Zwischenfrucht. Es ist dann kein vernünftiger Erosionsschutz in der Folgekultur mehr möglich! Auch das Abmulchen der Begrünung ist kritisch zu hinterfragen. Einerseits geht dabei die Struktur der Böden durch Verdichtungen und Spuren wieder verloren. Zudem kostet diese Maßnahme Geld. Neben unausweichlichen Stickstoffverlusten und unnötigem Dieselverbrauch, stellt man Ausfallgetreide und Unkräuter erst recht ins Licht.


Falls bis zum Frühjahr keine Bodenbearbeitung erfolgt, wachsen sie zu echten Wasser- und Nährstoffräubern heran. Für den Wassergehalt im Boden, die Struktur und das Bodenleben wäre es am besten, wenn die gesamte Ackerfläche grün über den Winter gehen würde. Entweder mit einer Winterung oder als Zwischenfrucht.


N-Verluste begrenzen


Nachdenken sollte man darüber, wie sich die N-Verluste begrenzen lassen. Es kann durchaus Sinn machen, die Zwischenfrucht deshalb bei guten, trockenen Verhältnissen mit Walzen niederzudrücken, die den Boden nicht bearbeiten. Dadurch beginnt das Bodenleben in wärmeren Phasen schon mit dem Abbau der Grünmasse und Stickstoff bleibt erhalten. Der Nachteil ist, dass womöglich zu wenig Masse für den Erosionsschutz im Frühjahr bleibt.


Zudem kann der Lichteffekt wie beim Mulchen auf Ausfallsamen und Unkraut wirken. Untersuchungen der Bioforschung Austria zeigen, dass diese N-Verluste vornehmlich von Kreuzblütlern (v.a. Senf) verursacht sind. Einfacher als Niederwalzen wäre sicherlich, keinen oder nur wenig Senf in der Mischung (max. 0,5 kg/ha) zu verwenden.


Um die vollen Vorteile der Zwischenfrucht zu nutzen, sollte man deren Rest im Frühjahr als Erosions- und Verdunstungsschutz nützen. Am besten in Form einer Direktsaat in den abgestorben-en Zwischenfruchtbestand. Außerdem kann die Bodenstruktur aufgrund der größeren Poren und vielen Regenwurmgänge Starkregen besser aufnehmen und speichern.


Auf diese Weise können Rüben, Mais, Sonnenblumen, Getreide oder Alternativkulturen bestellt werden. Einzig bei Kürbis und Kartoffeln ist eine Mulchsaat nötig. Mit der entsprechenden Kartoffellegetechnik kann sie aber auch direkt in die Zwischenfruchtreste erfolgen. Die Stängelteile und Fasern stabilisieren den Damm, machen ihn widerstandsfähiger gegenüber Starkregen und verbessern die Infiltrationsrate. Das bedeutet mehr Wasser für die Pflanzen! In Versuchen der landwirtschaftlichen Fachschule Hollabrunn wurden Kartoffeln direkt im Frühjahr in im Herbst vorgezogene und begrünte Dämme gelegt. Die Ergebnisse zeigen bessere Erträge bei gleichzeitig weniger Erdanteil. Die Größenverteilung scheint optimaler zu sein. Bei Kürbis sind noch Versuche nötig. Die Maschinenhacke steht den meisten Ansätzen entgegen.


Um einen guten Erosionsschutz sowie ein gutes Pflanzenwachstum ohne Unkräuter und Ausfallsamen zu ermöglichen, bedarf es weiterhin der Anwendung von Glyphosat vor oder nach der Saat. Alternative Ansätze sind noch nicht ausgereift.


Im Frühjahr abwarten


Ganz wichtig ist es im Frühjahr, die Nerven zu behalten, wenn andere schon säen. Unter der Zwischenfrucht ist es länger feucht und man kann bei zu früher Saat viel kaputt machen und so Ertragsverluste provozieren.


Daher warten Sie unbedingt auf optimale Feuchtigkeitsverhältnisse, auch wenn es schwerfällt. Natürlich hat nicht jeder die dafür nötige Technik zur Verfügung. Aber das überbetriebliche Angebot nimmt zu. Nutzen Sie das!Torsten Altmann


silvia.lehnert@topagrar.com

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