Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus Aus dem Heft

Spanische Schweine auf Stroh

Lesezeit: 5 Minuten

Weil er die Abnahme von Ibérico-Schweinen zu einem Festpreis zugesichert bekam, baute ein junger Landwirt aus Mittelfranken einen Tierwohlstall und mästet dort die Genetik aus Spanien.


Das Wichtigste zum Thema Süd extra freitags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Schweinehalter mit neuen Tierwohlställen tun sich oft schwer, eine Vermarktung zu finden, mit der sie kostendeckende Erlöse erzielen können. Bei Simon Wörrlein (32) war das anders: Er baute seinen neuen Strohstall erst, nachdem er den Absatz seiner Schlachtschweine zu einem Festpreis garantiert bekam.


Bisher 1500 Plätze


Der Schweinemäster aus Herbolzheim im Landkreis Neustadt/Aisch mästete bereits bisher Schweine in einem klimatisierten Kammstall mit 1500 Plätzen nach den Vorgaben der Initiative Tierwohl. Den Stall mit Futterzentrale hatte Wörrleins Vater Richard, der im Rahmen einer GbR am Betrieb beteiligt ist, schon vor 20 Jahren teilausgesiedelt.


Die Schlachttiere vermarktet Wörrlein seit jeher über die Erzeugergemeinschaft „Steigerwälder Bauernschwein“ an die MEGA, eine Einkaufs- und Liefergenossenschaft für Metzger und Gastwirte in Baden-Württemberg, die in Göppingen einen eigenen Schlachthof betreibt.


Weil einige MEGA-Kunden begeistert von der Fleischqualität der Ibérico-Schweine waren, suchte diese nach Lieferanten für die spanische Genetik. Simon Wörrlein fragte seinen Ferkellieferanten, ob dieser nicht einige Kreuzungssauen aus Deutscher Landrasse mal Edelschwein mit Iberico-Ebern besamen könnte.


„Wir haben diese Kreuzungstiere dann einige Jahre in unserem Spaltenbodenstall gemästet“, erzählt Wörrlein. „Die MEGA fand das Produkt hervorragend, wollte aber noch mit einer besonderen Haltungsform werben.“


Die Metzgergenossenschaft bot deshalb an, alle Ibério-Schweine aus einem 500er Außenklimaststall zu einem garantierten Festpreis abzunehmen, wenn dieser komplett planbefestigt und eingestreut ist und in der Endmast 1,5 m2 pro Tier bietet.


Nur 45% Magerfleischanteil


Daraufhin kalkulierte Wörrlein die Kosten für den Stallbau, die Arbeitskosten und die variablen Kosten für die Mast der Iberico-Kreuzungen. Auch Letztere sind höher als bei den herkömmlichen Rassen, weil die Leistungen schlechter sind. So erreichten die Kreuzungstiere schon im Spaltenbodenstall nur durchschnittlich 650 g Tageszunahmen und 45% Magerfleischanteil.


Der studierte Agrartechniker kam zum Schluss, dass der Festpreis alle Kosten abdeckt und beschloss, den Stall zu bauen. Er entschied sich für einen Offenstall nach dem Vorbild des Naturland-Kistenstalls, der auch die Kriterien für die Biohaltung erfüllen würde.


Höhenverstellbare Deckel


Die Buchten des Stalls bestehen aus einem Liegebereich, der in der Regel mit einem höhenverstellbaren Deckel abgedeckt ist (siehe Übersicht S.43). Darin schließt sich zu den Außenwänden hin jeweils der Laufbereich an, der eingestreut ist und zweimal pro Woche entmistet wird.


Bei dieser Arbeit unterstützt Wörrlein ein Mitarbeiter, den er auf 450-€-Basis beschäftigt hat. Zusammen sperren sie die Schweine zunächst mit den einschiebbaren Schwenktoren in den Liegebereich. Den Mist laden sie auf einen Kipper und transportieren ihn anschließend zur Biogasanlage eines Berufskollegen. So kann sich Wörrlein die Mistplatte und die Technik für die Festmist-ausbringung sparen.


Die Futterautomaten befinden sich an den Übergängen von der Kiste zum Laufbereich. Tränken sind zusätzlich an der Außenwand angebracht, damit die Schweine hauptsächlich dort harnen.


Da der Stall an den Längswänden nur mit einem Windschutznetz geschützt ist, wärmt Wörrlein das Tränkewasser mit einem Durchlauferhitzer. Zudem gelangt das Wasser über eine Ringleitung zu den Tränken. „Im Winter funktioniert der Stall zu 100%“, so der Landwirt.


Sandwichplatten kühlen


Und im Sommer ist es nach seiner Erfahrung um einige Grad kühler als draußen, weil das Dach aus isolierten Sandwichplatten besteht und die Querlüftung gut funktioniert. Das letzte Drittel der Dachfläche über dem Laufgang an der Wand, das ursprünglich offen war, um den Biokriterien zu entsprechen, hat Wörrlein abgedeckt, weil das Stroh am Laufgang so besser trocken bleibt.


Insgesamt benötigt der Landwirt rund 400 g Stroh pro Tier und Tag, wobei er den Laufgang deutlich stärker einstreut als die Liegefläche unter den Kisten. Den Arbeitszeitbedarf beziffert er auf 1,3 bis 1,5 Akh pro Mastplatz.


Er stallt wöchentlich 25 Tiere ein und aus, wobei er die Tiere etwas schwerer macht als sonst. „Mein Ziel sind 130 kg Lebendgewicht“, so Wörrlein.


800 € pro Stallplatz


Wegen des hohen Flächenangebots von 1,5 m2 war der Stallplatz teurer als ein herkömmlicher Stall. Die Gesamtkosten lagen bei brutto 800 € pro Mastplatz einschließlich der kompletten Einzäunung und der 150 m langen Futterblasleitung von der vorhandenen Futterzentrale. Noch nicht berücksichtigt ist der Zuschuss von 25% der Nettokosten über das Agrarinvestitionsförderungsprogramm.


Nach einem Jahr im neuen Stall zieht der junge Betriebsleiter ein positives Fazit: „Meine Rechnung geht auf. Ich erwirtschafte nach Abzug aller sonstigen Kosten pro eingesetzte Arbeitsstunde etwa den gleichen Betrag wie im konventionellen Stall.“


Zugleich weist Wörrlein darauf hin, dass es sich hier um eine sehr enge Nische handelt: „Die MEGA nimmt alle Schweine zum vereinbarten Preis ab, aber eine Aufstockung der Mengen ist zurzeit nicht geplant.“


Falls dies der Fall wäre, könnte der Schweinehalter den Stall einfach um 350 Plätze erweitern. Die Baugenehmigung dafür hätte er.


klaus.dorsch@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.