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Stoppelbearbeitung: Alles auf einmal geht nicht

Lesezeit: 6 Minuten

Nutzen Sie das Zeitfenster zwischen Ernte und Einsaat für eine gezielte Bodenbearbeitung. Wir zeigen, wie Sie Ihre Strategie für 2020 finden.


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Stoppelbearbeitung – das ist mehr als nur den Acker „braun“ zu machen und das Ausfallgetreide zum Keimen anzuregen. Wer sich dabei im Vorfeld konkrete Ziele setzt und die passenden Maßnahmen wählt, kann dieses Zeitfenster für eine effiziente Bodenbearbeitung nutzen. So sollten Sie Schritt für Schritt vorgehen:


Bestand aufnehmen


Eine effiziente Stoppelbearbeitung orientiert sich immer an den Gegebenheiten des Standorts. Nehmen Sie daher Parameter wie die Bodenstruktur und die Begleitvegetation noch vor bzw. direkt nach der Ernte auf.


  • Bodenzustand: Der Garezustand ist der erste, sichtbare Indikator für den Gesundheitszustand eines Bodens. Eine gute Bodengare weist eine Vielzahl an rundlichen, biologisch verbauten Krümeln auf, die von einem dichten Netz an Feinwurzeln überzogen sind. Diese Krümelstruktur erstreckt sich fast über die gesamte Krume. Danach findet ein langsamer, aber natürlicher Übergang in den Unterboden statt. Dort wird die Struktur kantiger, aber Wurzeln können die dichter gelagerten Schichten erschließen.


Ein verbesserungswürdiger Garezustand weist in den ersten 10 cm rundliche Krümel auf, die teilweise mit Feinwurzeln überzogen sind. Danach sind scharfkantige Krümel in der Mehrzahl, in der Tiefe sind sie zunehmend bröckelig. Der Übergang zum Unterboden ist plattenartig, Pflanzenwurzeln können diese Schicht nur noch sehr eingeschränkt durchstoßen.


  • Begleitvegetation: Wurzelunkräuter wie zum Beispiel Disteln, Ampfer und Quecke lassen sich über die Bodenbearbeitung regulieren. Ebenso können ausdauernde Samenunkräuter, wie Ackerfuchsschwanz, durch mehrfaches Bearbeiten in den oberen Schichten reduziert werden. Schätzen Sie ab, welches Unkraut in welcher Anzahl vorhanden ist:


a)nicht bis unbedenklich vorhanden;


b)teilweise vorhanden oder Flächenstücke mit hohem Besatz;


c)häufig bis flächendeckend vorhanden.


Konkrete Planung


Sind die Parameter aufgenommen, geht es an die Planung der Bodenbearbeitungsstrategie. Stimmen Sie den Zwischenfruchtanbau und die Nachfrucht so gut wie möglich darauf ab. Orientieren Sie sich dabei an den im Vorfeld aufgenommenen Ergebnissen:


  • Bodenzustand: Ist eine mechanische Lockerung des Bodens nötig?14


  • Begleitvegetation: Sind Unkräuter vorhanden, die (teil-)flächig reguliert werden müssen?15


Kombinieren Sie diese mit den äußeren Umständen, um Prioritäten zu setzen: Steht ausreichend Zeit zur Verfügung, zum Beispiel durch eine späte Sommerung wie Mais als Nachfrucht, oder ist die Spanne durch die folgende Winterung eng?


Zudem hat das Wetter Einfluss: Ist es zu nass, kann eine Bodenbearbeitung schnell Strukturschäden verursachen und sollte daher auf ein Minimum begrenzt werden. Ist es zu trocken, werden manche Böden unbearbeitbar.


Nicht alle Ziele auf einmal


Die im Folgenden vorgestellten Einzelmaßnahmen lassen sich zu einer Bodenbearbeitungsstrategie kombinieren. Zwei beispielhafte Strategien finden Sie auf Seite 22. Es können aber nur selten alle Ziele wunschgemäß kombiniert werden. Gehen Sie dann den Weg der Anpassung – vielleicht können Sie ja im folgenden Jahr das nicht erreichte Ziel – z.B. die gewünschte Bodenlockerung – realisieren.


Was ist Ihr konkretes Ziel?


  • Erster Stoppelsturz: eine flache Bodenbearbeitung, die Ausfall- und Unkrautsamen zum Keimen anregt und zudem Kapillaren bricht, um den Wasserhaushalt des Bodens zu regulieren. Die Priorität sollte hier eine flache Bearbeitung (max. 6 cm, besser 3 bis 4cm), eine gute Enterdung sowie eine leichte Rückverfestigung der oberen, lockeren Bodenschicht haben. Dies schafft bessere Keimbedingungen für Ausfall- und Unkrautsamen.


Bei hohen Mengen an Ernterückständen eignet sich dazu eine Scheibenegge bzw. Spatenrollegge sehr gut, da diese Geräte verstopfungsfreier arbeiten. Alternativ ist ein Mulchen des Strohs möglich, damit auch Grubber mit flach schneidenden Gänsefußscharen ebenfalls verstopfungsfrei arbeiten können. Die erste Bearbeitung sollte so zeitnah wie möglich erfolgen – sobald der Acker geräumt (Strohbergung) oder bearbeitbar (Witterung) ist.


  • Regulierung von Samenunkräutern: Wie bei allen Unkräutern bestimmt die Anzahl über das Maß der Bekämpfung. Bei normalem Vorkommen reicht häufig der erste Stoppelsturz zur Regulierung aus. Nachfolgend auflaufende Samenunkräuter werden dann durch die Konkurrenz der Zwischenfrucht reguliert. Tritt dennoch ein Samenunkraut, wie z.B. der Ackerfuchsschwanz, verstärkt auf, ist eine mögliche Regulierungsstrategie das mehrfache, flache Bearbeiten der oberen Bodenschicht. Zur Reduktion des Samenpotenzials eignet sich der Einsatz von Scheibenegge oder Gänsefußschargrubber auf 5 cm eingestellt im Abstand von ein bis zwei Wochen – je nach Witterung. Leichtes Rückverfestigen verbessert die Keimbedingungen.
  • Regulierung von Wurzelunkräutern: Disteln und Ampfer haben die Eigenschaft, hohe Austriebkräfte über eingelagerte Reservestoffe in tieferen Wurzelteilen zu generieren. Mit Abnahme der Reservestoffe lässt auch die Wuchskraft nach.


Dies kann der Landwirt gezielt nutzen: Je öfter das Unkraut mit einem Bodenbearbeitungsgerät abgeschnitten wird, desto öfter muss es mithilfe der Reservestoffe über die Wurzel austreiben. Der Reservepool wird ausgezehrt, die Durchwuchskraft nimmt ab. Wichtig ist hier ein ganzflächiges Unterschneiden (Grubber mit Gänsefuß- oder Flügerschar). Jeder weitere Arbeitsgang sollte etwas tiefer als die vorherige Bearbeitung erfolgen, Wurzelteile locker an der Oberfläche ablegen und nur wenig rückverfestigen, z.B. durch nachlaufende Striegel.


  • Die Bodenlockerung: Ziel einer mechanischen Lockerung ist meistens das Aufbrechen dichtlagernder Schichten. Sie sollen so weit aufbrechen, dass erstes Wurzelwachstum überhaupt möglich ist. Eine trockene Witterung ist dabei unabdingbar – zu nasser Boden bricht nicht auf, es entstehen neue Verdichtungsschichten.


Bearbeiten Sie nur so tief wie nötig: Die Tiefe gibt Ihnen der Blick mit dem Spaten in den Boden vor. Ist nur die Krume zu lockern (Indikator: bröckelige, feste Struktur) reicht häufig eine Bearbeitung in 15 bis 20 cm Tiefe aus. Ist eine vorhandene Pflug- oder Bearbeitungssohle aufzubrechen (Indikator: Wurzeln erschließen Unterboden nur bedingt) können Sie diese Sohle leicht unterfahren.


Eine tiefere Bearbeitung im Unterboden ist nur bei extremen Verdichtungen nötig und erfordert eine genaue Einstellung der Technik und Terminierung. Sie sollte eine absolute Einzelfallmaßnahme bleiben!


Beachten Sie, dass eine mechanische Lockerung im Anschluss immer mit Pflanzenwurzeln biologisch stabilisiert werden muss! Das könnte z.B. eine tief wurzelnde Zwischenfrucht sein. Vergraben Sie zudem keine zu große Masse an Organischer Substanz – dies kann zu Fäulnisschichten im Boden führen.


silvia.lehnert@topagrar.com

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