Darum geht’s: Umweltverbände, kirchliche Gruppen und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) fordern in einer Petition strengere Vorschriften für das bayerische GQB-Siegel.

Das Siegel „Geprüfte Qualität – Bayern“ (GQB) soll Vorreiter für die stufenübergreifende Qualitätssicherung regionaler Lebensmittel sein. Doch was steckt hinter dieser Anpreisung? In der Tierhaltung im Wesentlichen nur, dass die Tiere in Bayern geboren, gehalten, geschlachtet und verarbeitet wurden.

Doch interessiert die Verbraucher/innen nicht vielmehr, ob auch das Futter aus Bayern stammt, wie die Tiere gehalten wurden, ob sie auch handwerklich verarbeitet wurden? Darüber informiert GQB nicht. Es kann also jeder, der einen Stall innerhalb der bayerischen Landesgrenzen betreibt seine Tiere unter GQB verkaufen, egal wie die Haltungsbedingungen aussehen und woher auf der Welt das Futter stammt, solange geltendes Gesetz eingehalten wird.

Zweck eines Qualitätssiegels ist es, Kunden über besondere Vorzüge der Produkte zu informieren und vom restlichen Angebot abzugrenzen. Erst damit wird es Verbrauchern überhaupt ermöglicht, an der Ladenkasse über die Art der Produktion zu entscheiden.

Deshalb die Forderungen der Petition „Qualität aus Bayern – Futtermittel aus Europa und mehr Tierschutz“, dass mindestens 50% des Futters vom eigenen Betrieb stammen, alle Futtermittel gentechnikfrei und europäischer Herkunft sind. Die Haltung soll mindestens Stufe 1 des staatlichen Tierwohlkennzeichens entsprechen.

Viele bayerische Betriebe erfüllen diese Kriterien längst und müssen davor bewahrt werden, mit agrarindustriellen Betrieben, die es auch in Bayern gibt, in einen Topf geworfen zu werden. Dafür sollte auch der Freistaat als Träger des Siegels sorgen.

GQB wird als Inbegriff von Regionalität von unseren Abnehmern geschätzt und auch honoriert. Selbst QS kann dies nicht bieten, da 11 Mio. Ferkel aus Nachbarländern in dieses System einfließen.

Die garantierte Herkunft aus Bayern vom Ferkel bis zur Verarbeitung, unterlegt durch ein funktionierendes Kontrollkonzept, ist für ein breites Kundenspektrum eine wichtige Grundlage für die Kaufentscheidung. Diese ist mit einer beachtlichen Wertschöpfung für Ferkelerzeuger und Mäster verbunden. Und sie stellt für unsere eher kleinstrukturierten Ferkelerzeugerbetriebe eine Absatzgarantie dar.

Die Nachfrage nach GQB ist groß. Sie kann ausreichend bedient werden, weil rund zwei Drittel der Mastschweine und ein großer Anteil der Rinder in Bayern nach GQB-Kriterien erzeugt werden. Eine Verschärfung der Produktionskriterien würde zu einer Reduzierung der Angebotsmengen führen und dieses Erfolgsmodell gefährden.

Trotzdem kann Bewährtes weiterentwickelt werden. So ist z.B. eine Differenzierung zwischen Rind und Schwein denkbar. Bei Rindern nimmt die Fütterung ohne Gentechnik bereits einen breiten Raum ein. Bei Schweinen haben wir aber damit einen Totalflop erlebt. Das Alleinstellungsmerkmal für tierische Erzeugung in Bayern infrage zu stellen oder gar in Initiative Tierwohl (ITW) aufgehen zu lassen, wäre ein schwerer Fehler. Denkbar sind aber Ergänzungen zum bewährten System. Wie beim AMA-Gütesiegel in Österreich könnte GQB als Basismodul dienen, das gegen Aufpreis durch Zusatzmodule, die sich an den ITW-Kriterien orientieren, aufgewertet wird.