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Neue Chancen für Schweinehalter?

Die Zuschläge für regionale Schlachtschweine und Ferkel steigen. Zudem lancieren der LEH, Metzger und sogar Landwirte selbst neue Marktsegmente mit regionalen und besonders artgerecht gehaltenen Schweinen.

Lesezeit: 6 Minuten

Die Zuschläge für regionale Schlachtschweine und Ferkel steigen. Zudem lancieren der LEH, Metzger und sogar Landwirte selbst neue Marktsegmente mit regionalen und besonders artgerecht gehaltenen Schweinen.


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Angesichts der bevorstehenden Gesetzesänderungen zur betäubungslosen Kastration oder zur Haltung im Kastenstand ist vielen in der Branche in Süddeutschland klar, dass eine erfolgreiche höherwertige Vermarktung künftig einen größeren Stellenwert haben muss.


Was planen die Landesregierungen in Baden-Württemberg und Bayern zur Stärkung der süddeutschen Schweinestrukturen?


Was kann die Politik für die Qualitätsprogramme und zur Stärkung der Betriebe beitragen und welche Pläne haben die Landwirtschaftsministerien in Stuttgart und München ganz konkret? Top agrar-Südplus hat nachgefragt. Hier die Antworten in Auszügen:


Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Stuttgart (MLR)


Das Qualitätsprogramm QZBW leiste bereits einen wesentlichen Beitrag zur Unterstützung sowie zur Profilierung der Agrar- und Ernährungswirtschaft in Baden-Württemberg. Aus Sicht des MLR gelte es, den Marktzugang sicherzustellen und die Alleinstellungsmerkmale der Ferkel regionaler Herkunft sowie der GVO-freien Fütterung mit regionalen bzw. europäischen Eiweißfuttermitteln als Profilierung gegenüber den überregionalen Wettbewerbern als Chance zu nutzen und eine Wertschöpfung zu generieren.


Die Landesregierung könne die Akteure der Wertschöpfungskette begleiten sowie deren Projekte unterstützen und fördern (z. B. PORCUS-Programm "Ohne Gentechnik", Regionalität-Chancennutzung zur Unterstützung der Schweinesektors und verbesserten Versorgung mit heimischem Eiweiß). Die Praxis zeige jedoch, dass die Initiative für Aktivitäten sowie die Vernetzung der Partner aus dem Markt selbst kommen müsse, um nachhaltig erfolgreich zu sein.


Durch ein vielfältiges Maßnahmenpaket würden die regionalen Absatzmärkte gestärkt. Dazu gehöre auch, die Akteure der Wertschöpfungskette bei der Erschließung von Teilmärkten (Bio, Regional usw.) zu unterstützen. Beispielsweise werde mit dem Projekt "Bauer mit Gesicht" der Kontakt sowie das gegenseitige Verständnis zwischen Verbraucher, Landwirt und Lebensmitteleinzelhandel gefördert. Derzeit werde zudem eine Verbraucherkampagne mit den Qualitätsprogrammen des Landes vorbereitet.


Konkret fördere das Land die Schweinehalter beispielsweise über folgende Maßnahmen:


  • tiergerechtes Bauen (Ferkelerzeugung, Ferkelaufzucht und Schweinemast) über das Agrarinvestitionsförderungsprogramm (AFP)
  • besonders tiergerechte Haltungsverfahren (Schweinemast) über das Förderprogramm Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT)
  • Beratung.Zukunft.Land.: Konkrete Beratungsangebote für den Bereich der Schweinehaltung sind die Module „Grundmodul Schweinehaltung“, „Einstiegsmodul Schweinehaltung Produktionstechnik“, Spezialmodul „Optimierung Tierwohl“, „Spezialmodul Umstellung auf höhere Tierschutzstandards“ oder das „Spezialmodul Stallbau“.
  • Europäische Innovationspartnerschaften (EIP): fünf Projekte im Bereich der Schweinehaltung
  • Maßnahmen zur Verbraucheraufklärung (Verbraucherkampagne)
  • Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ):
  • Praxisorientierte Projektanstellungen
  • Aus-, Fort- und Weiterbildung / Wissenstransfer in die Praxis


 


Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, München


Mit dem GQ-Siegel sei es Verbrauchern möglich, gezielt nach regionalen Produkten aus Bayern zu greifen. Die Nachfrage steige, so seien 2016 insgesamt mehr als 3,65 Millionen „GQ-Schweine“ geschlachtet worden. Dies entspreche rund 70 000 Tieren pro Woche. Gegenüber dem Vorjahr bedeute das ein Plus von 5,6 Prozent, gegenüber 2014 sogar von 17,4 Prozent.


Die Bekanntheit des Siegels sei bereits sehr hoch. Bereits 73 Prozent der Verbraucher würden es kennen. Verbraucherverbände setzten es zudem als empfehlenswertes Regionalzeichen mit hoher Transparenz und Verlässlichkeit ein. Es habe sich auch gut am Markt etabliert und werde zunehmend vom Lebensmitteleinzelhandel eingesetzt. Deutschlandweit sei es das bedeutendste Regionalprogramm und wohl auch in der EU neben dem AMA-Gütesiegel in Österreich das Wichtigste.


Um die Bekanntheit des Siegels weiter zu steigern, habe die Agentur für Lebensmittel-Produkte aus Bayern (alp Bayern) verschiedene Kampagnen gestartet, auch im Bereich Schweinefleisch. Zudem werde in Kooperation mit dem Lebensmitteleinzelhandel eine ganze Reihe von Werbemaßnahmen umgesetzt. Neben Messeauftritten und Anzeigenkampagnen würden zum Beispiel Landfrauen in Geschäften darüber informieren.


Die Landesregierung will mit folgenden Maßnahmen vor allem die Ferkelerzeuger stützen: Mit der Schwerpunktberatung Ferkelerzeugung, einer attraktiven Investitionsförderung sowie angewandter Forschung und Bildung im Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Schweine in Schwarzenau. Allein im vergangenen Jahr hätten über 1 000 Schweinehalter, Berater und Studierende an den Fachveranstaltungen in Schwarzenau teilgenommen. Allein in den letzten beiden Jahren haben die Fachzentren Schweinezucht und -haltung an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten über 400 Ferkelerzeuger einzelbetrieblich und kostenlos beraten.


Die Zukunft des Agrarstandorts Bayern sieht die Landesregierung nicht vorrangig in der Produktion austauschbarer Grundprodukte. Um die Wertschöpfung für die bayerischen Erzeuger und Verarbeitungsbetriebe zu steigern, brauche es neben einem breiten Qualitätsangebot auch das Premiumsegment. Deshalb will Landwirtschaftsminister Helmut Brunner mit seiner kürzlich gestarteten Premiumstrategie spezielle Wertschöpfungsketten für hochwertige Produkte, wie zum Beispiel Stroh-Schweine, voranbringen.


Österreich: Strohschweine öffentlich gefördert


Auch in Österreich entwickeln sich derzeit bei Schweinefleisch neue Marktsegmente, die laut Dr. Johann Schlederer, Geschäftsführer der Österreichischen Schweinebörse, durchaus Erfolgsaussichten haben. So könne z.B. das neue „Tierwohl-Schwein“-Programm, das seit Jahresbeginn mit ÖPUL-Geldern in Höhe von 6 bis 7 Euro pro Schlachtschwein gefördert werde, in zwei bis drei Jahren durchaus auf einen Marktanteil von 5 % kommen, schätzt der Experte.


Eine Strohschwein-Schiene gibt es seit 15 Jahren auch beim Qualitätsprogramm Gustino, das den Erzeugern rund 10 ct mehr pro kg SG verspricht. Weitere 7 bzw. 8 ct gibt es für die Fütterung mit Donau-Soja. An der Theke sei das Fleisch rund 10 % teurer als konventionelles. Hofer (Aldi in Österreich) hat gemeinsam mit dem Fleisch- und Wurstspezialist Hütthaler mit 13 Schweinehaltern das Programm: „Fairhof“ aufgelegt, das unter anderem Ausläufe, das Verbot des Schwanzkupierens und den Einsatz von Donau-Soja vorsieht. Der Mehrerlös betrage ca. 30 ct/kg SG.


Bei den meisten Programmen würden die Mehrerlöse aber gerade einmal die Mehrkosten bei den Erzeugern decken, so Schlederer. Insgesamt schätzt er den möglichen Marktanteil der Regional- und Qualitätsfleischprogramme mit konventionellem Fleisch in Österreich auf ca. 10 %. Bei Bio-Schweinefleisch stagniere der Anteil seit Jahren bei ca. 1,5 %: „Auch wenn man in den Medien oft einen anderen Eindruck bekommt, stagniert Bio-Schweinefleisch bei uns seit 20 Jahren.“ Alle genannten Programme basieren auf dem landesweiten AMA-Gütesiegelprogramm, das mit dem deutschen QS-Standard vergleichbar ist. In Österreich werden derzeit ca. 50 bis 60 % der Schweine mit dem AMA-Gütesiegel vermarktet.

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