Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus Aus dem Heft

Umdenken im Deckzentrum

Lesezeit: 6 Minuten

Bei der Haltung der Sauen im Deckzentrum stehen neue gesetzliche Vorgaben an. Die Versuchsstation Haus Düsse hat deshalb zwei Varianten der Gruppenhaltung mit Kurzzeitfixierung erprobt.


Das Wichtigste zum Thema Süd extra freitags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die meisten Ferkelerzeuger halten die Sauen im Deckzentrum für rund vier Wochen einzeln in etwa 70 cm breiten Kastenständen. Dieses System soll aber mit der Überarbeitung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung der Vergangenheit angehören.


Nach derzeitigem Verordungsentwurf sollen die Sauen nur noch etwa für acht Tage im Stand fixiert werden dürfen. Außerdem müssen die Kastenstände entweder deutlich breiter sein oder die Sauen überwiegend in Gruppen gehalten werden.


Neue Herausforderungen


Über Details und Übergangsfristen wird zwar noch diskutiert. Aber es scheint klar, welche Herausforderungen die Sauenhalter bewältigen müssen:


  • Durch breitere Kastenstände und die Umstellung auf die Gruppenhaltung mit verkürzten Fixierungszeiten wird in den meisten Fällen mehr Platz pro Sau benötigt. Das kostet Geld und erfordert in manchen Fällen eine neue Baugenehmigung.
  • Landwirt und Sauen müssen sich an ein neues Haltungsverfahren mit verändertem Produktionsmanagement gewöhnen. Die größte Umstellung dürfte der Wechsel auf die Gruppenhaltung nach längstens acht Tagen Fixierung bedeuten. Schließlich gibt es bei der Zusammenstellung der Gruppen nach dem Absetzen unweigerlich Rangordnungskämpfe, die zu Verletzungen und Frühaborten führen können.
  • Daher kann es sinnvoll sein, die Gruppenbildung direkt nach dem Absetzen zu terminieren, denn in dieser Zeit kann es zumindest keine Fruchtverluste geben. Um die Verletzungen im Rahmen zu halten, sollten die Rangkämpfe dabei optimalerweise in einem Bereich mit rutschfestem Boden und viel Platz zum Ausweichen stattfinden (4 bis 6 m2/Sau). Die Sauen werden erst mit dem Beginn der Vorbrunst in die Besamungsstände aufgestallt.
  • Diese Stände sollen künftig deutlich breiter werden. Im Gespräch sind 0,65 bis 0,85 m oder noch mehr, je nach Größe des Tieres. Das Problem der Unfallgefahr durch Umdrehversuche im Stand ist bislang nicht gelöst.


Brünstige Sauen fixieren


Um diesen Unwägbarkeiten aus dem Weg zu gehen und um die notwendigen Investitionskosten möglichst gering zu halten, planen einige Betriebe eine generelle Gruppenhaltung der Sauen auch im Deckzentrum – ähnlich einem Wartestall mit Selbstfang-Fressbuchten.


Dies ermöglicht es dem Personal, die Sauen kurzzeitig zur Brunstkontrolle und zur Belegung im Einzelstand zu fixieren. Der Vorteil dieses Verfahrens: Die Selbstfangbuchten bieten flüchtenden Sauen einen ausreichenden Schutz beispielsweise gegenüber brünstigen Buchtengenossinnen, die aufzureiten versuchen.


Die Fixierung der Sauen in den Selbstfangbuchten reduziert das Unfallrisiko für das Stallpersonal und erleichtert Tierkontrolle und Besamung. Das haben entsprechende Düsser Versuche mit „freier Besamung“ in der Gruppe schon vor Jahren gezeigt. ▶


Haus Düsse verglich deshalb ein Jahr lang zwei Gruppenbelegungsbuchten mit Einzelständen. Dort werden die Sauen nach dem Absetzen für acht Tage gehalten, bevor sie in die dynamische Großgruppe mit Abrufstation wechseln. Die beiden Buchten unterscheiden sich in der Ausführung der Einzelstände und im Platzangebot je Sau deutlich voneinander (siehe Übersicht 1):


KontrollGang Als Laufgang


Bei der als „Stall A“ bezeichneten Variante handelt es sich ursprünglich um ein herkömmliches Deckzentrum mit 70 cm breiten Besamungsständen. Als Laufbereich dient in dieser Gruppenbucht der 1,60 m breite Kontrollgang hinter den offenen Besamungsbuchten.


Diese Einzelbuchten haben zwar Selbstfangtüren, aber keine Entriegelungsmechanik, die einer Sau das selbstständige Verlassen der Bucht ermöglicht. Daher müssen die Buchtentüren so eingestellt werden, dass sie frei pendeln. Geschlossen werden die Buchten nur, wenn die Tiere zur Kontrolle oder Besamung festgesetzt werden sollen.


Zu allen übrigen Zeiten können die Sauen die Buchten betreten oder verlassen. Flüchtende Sauen finden allerdings in den Buchten keinen ausreichenden Schutz. Außerdem kommt es gelegentlich zu Doppelbelegungen der Buchten.


Selbstfangstände in Jungsauenabteil


Bei „Stall B“ handelt es sich um ein ehemaliges Jungsauenabteil mit Abrufstation, Liegekesseln und Laufbereich. Diese Bucht misst 5,70 x 13 m und wurde für die Erprobung mit 14 Selbstfang-Besamungsständen ausgestattet. Diese sind jeweils 0,60 m breit und dienen nur der kurzfristigen Fixierung.


Allerdings finden flüchtende Sauen in diesen Einzelständen jederzeit ausreichend Schutz: Die Buchtentüren schließen sich automatisch hinter den Sauen und öffnen sich beim Verlassen der Bucht. In Stall B werden die Sauen über die vorhandene Abrufstation gefüttert.


Der Laufbereich hinter den Selbstfangbuchten ist 3,70 m breit. Davon sind 2 m perforiert und 1,70 m als Liegekessel mit Trennwänden ausgeführt. Bei einem weiteren Liegekessel ist ein Schwenkgitter angebracht, um bei Bedarf einen Sucheber zur Brunstkontrolle nahe an die Sauen zu bringen.


Ein Jahr lang wurden die beiden Buchten im wöchentlichen Wechsel als Gruppenbucht betrieben. Dabei wurde der Brunstverlauf der Sauen vom Aufstallen bis zum Ende der Brunst bonitiert und die Belegungen erfasst (siehe Übersicht 2).


In beiden Stallvarianten wiesen die jüngeren Sauen höhere Umrauschquoten auf. Dies liegt vermutlich daran, dass diese Tiere zum Teil stärker abgesäugt ins Deckzentrum kamen.


Ein anderer Faktor könnte im größeren Stress für jüngere und damit schwächere Sauen in der Gruppenhaltung zu suchen sein. Denn die Buchten konnten im Versuch nicht in mehrere Konditionsgruppen aufgeteilt werden: Junge Sauen und „alte Damen“ teilten sich dieselbe Bucht und treffen regelmäßig aufeinander. In der Gesamtbetrachtung gab es indessen keine signifikanten Unterschiede bei den Umrauschquoten zwischen Stall A und B.


fixierung funktioniert


Vielmehr verhielten sich die Sauen trotz der Brunst die meiste Zeit ruhig und friedlich. Lediglich in der Zeit rund um die Kontrolle bzw. Besamung zeigten die Tiere ein deutlich aktiveres Brunstverhalten. Das Verfahren mit Kurzzeitfixierung der Tiere nur während der Brunst bzw. Besamung scheint also zu funktionieren.


Auffällig war, dass im Stall A mit dem geringeren Flächenangebot etwa 60% der Sauen zu Beginn der Kontrolle in den Ständen lagen. In der Gruppenbucht mit mehr Bewegungsfläche (Stall B) lagen nur rund 30 % der Sauen in den Ständen. Im Raum hinter den Einzelständen fanden die Tiere in Stall A offensichtlich nicht genug Ruhe.


Damit diese sich zum Liegen in einen geschützten Bereich zurückziehen können, wären auch hier Selbstfangbuchten notwendig. Die vorhandenen Besamungsbuchten mit Pendeltüren eignen sich nicht wirklich gut für eine Gruppenhaltung mit kurzzeitiger Fixierung.


Auch deshalb wurde Stall A umgestaltet. Der Laufbereich bietet mehr Platz und es wurden Buchten mit variabler Breite (60 bis 90 cm) und mit Selbstfangtüren installiert. Der Stall entspricht dem aktuellen Stand des Verordnungsentwurfs.Reinhard Schulte-Sutrum, Tobias Scholz, LWK NRW


Heinz Georg Waldeyer


klaus.dorsch@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.