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Unkraut in Zuckerrüben: Was bringt Conviso Smart?

Lesezeit: 4 Minuten

Das Conviso Smart-System besteht aus einer Sulfonylharnstoff-resistenten Zuckerrübensorte und dem passenden Herbizid dazu. Jetzt liegen erste Erfahrungen damit aus der Schweiz vor.


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Eine Sulfonylharnstoff-resistente Zuckerrübensorte von KWS und ein Herbizid mit Wirkstoffen aus der Klasse der ALS-Inhibitoren von Bayer. Das ist das sogenannte Conviso Smart-System, mit dem die Unkrautbekämpfung in den Rüben vereinfacht werden soll. In der Schweiz ist die Innovation – anders als in Deutschland – bereits zugelassen. Herr Bertschi, auf wie viel Hektar bauen die Schweizer bereits solche ALS-resistenten Zuckerrüben an?


Andreas Bertschi: Im ersten Verkaufsjahr 2019 erreichte die Rübensorte Smart Belamia 15% Marktanteil. In diesem Jahr sind es 25%.


Wie sauber bekommt man die Bestände damit?


Bertschi: Wir haben in der Schweiz einen hohen Unkrautdruck. 100 Unkräuter oder mehr pro Quadratmeter sind eher normal als die Ausnahme. Die Kontrollvariante entspricht daher oft einem Unkrautteppich. Die Praxiserfahrungen mit Conviso Smart sind bis auf ein paar Ausreißer sehr positiv. Aber auch bei diesem System gilt: Der Bodenzustand und die Rübenentwicklung müssen stimmen, sonst kann eine späte Gräserbekämpfung, insbesondere gegen Bluthirsen, nötig werden. Der zum Teil nicht bekämpfbare Ackerehrenpreis war dagegen nie ein Problem.


Wie schnitten die Rüben im Ertrag bzw. Bereinigten Zuckerertrag (bZE) ab?


Bertschi: Ein direkter Vergleich ist schwierig, da pro Parzelle entweder das eine oder andere Verfahren angewandt wurde und es selten die gleichen Vorfrüchte, Saat- und Erntetermine oder Bodenarten gab. Häufig testeten die Landwirte das neue Verfahren zudem auf den problematischsten Feldern. Aber ich kenne keinen, der 2020 wieder auf eine Standardsorte zurückkehrte. Das sagt mehr aus als nackte Zahlen! In den Versuchen lag Smart Belamia beim bZE im dreijährigen Schnitt knapp 10% unter der leistungsstärksten Standardsorte. Bei qualitätsorientierter Bezahlung lagen die Werte nur noch 5% darunter.


Was sind die Stärken und Schwächen der Conviso-Sorte Belamia?


Bertschi: Die Stärke dieser Sorte liegt neben der guten Leistung klar bei der sehr guten Blattgesundheit. Davon profitiert das ganze System. Die Schwäche liegt in der Blattmasse, was sich ab und zu auf trockenen Standorten in einem Hirse-Spätbefall zeigte.


Was ist beim Anbau die größte Herausforderung?


Bertschi: Die größte Herausforderung bleibt nach wie vor das gute Saatbett, das die Basis für hohe Erträge bildet. Noch wichtiger als bisher ist bei Conviso Smart, dass Schosser zu 100% entfernt werden. Denn Unkrautrüben sind durch keinen der weitverbreiteten Sulfonylharnstoffe in anderen Kulturen bekämpfbar. Das ist für mich das größere Risiko als Sulfonylharnstoff-resistente Unkräuter. Vielleicht braucht es künftig eine Herbizidanpassung in den Folgekulturen. Weiter ist bei der Spritzenreinigung ein erhöhter Aufwand nötig.


Welche konkreten Maßnahmen sind in der Folgekultur notwendig?


Bertschi: Noch haben wir diesbezüglich wenig Erfahrung. Bestimmt ist es aber ein Vorteil, wenn nach Smart-Rüben eine intensive Bodenbearbeitung und dann eine Frühjahrskultur folgt. Wohl entwickeln sich aus kleinen Rübenköpfen nur selten Schosser, aus großen Köpfen und liegen gebliebenen Rüben hingegen können sie bis zur Samenreife kommen. Eine chemische Bekämpfung in Getreide dürfte wegen fehlender oder schlecht erreichbarer Blattmasse nicht einfach sein. In jedem Fall ist im Vorsommer eine Feldkontrolle nötig. Bis ins Stadium 29 steht Metribuzin (Sencor), bis 39 Fluroxypyr (Starane) als Mischpartner im Vordergrund. Im Mais oder Sommergetreide kann ein Sulfonylharnstoff-Produkt den Durchwuchs beseitigen. In Kartoffeln, Leguminosen, Sonnenblumen oder Feldgemüse gibt es dagegen keine chemische Bekämpfungsmöglichkeit. Der Druck in einer Frühjahrskultur wird jedoch generell geringer sein. Bei einer rechtzeitigen Kontrolle (Kultur maximal kniehoch) kann/muss man überlebende Rüben von Hand ausreißen oder hacken. Auf keinen Fall dürfen sich keimfähige Samen bilden!


Wie schneidet das System im Kostenvergleich ab?


Bertschi: Bei uns kostet das Saatgut plus Herbizid Conviso One rund 600 CHF/ha (ca. 570 €). Mindestens ebenso viel kostet das konventionelle Verfahren. Da bei Smart Belamia aber mindestens zwei bis drei Behandlungen wegfallen, rechnet sich das! Insbesondere bei Pflanzenschutz in Lohnarbeit.


Unter welchen Bedingungen hat Conviso Smart Zukunft?


Bertschi: Das System passt perfekt zu unserer Agrarpolitik! Reduzierter Pflanzenschutz wird vom Schweizer Bund bezuschusst und da hilft ein sicheres Herbizid mit großem Anwendungsspielraum enorm. Sollten Kontaktherbizide im Rübenbau wegfallen, wird Conviso Smart bei uns sehr schnell in Richtung 100% gehen. Ich möchte Ihre Frage eher umdrehen: Meiner Ansicht nach kann das Verfahren nur gebremst werden, wenn die Landwirte die Gruppe der Sulfonylharnstoffe zu häufig anwenden. Ich denke da an Resistenzen bei Unkräutern und dazu gehören auch nicht bekämpfte Smart-Rüben in Folgekulturen. Die Alternative ist, dass die Leistung und Blattgesundheit der Standardsorten stärker steigt als die der Smart-Sorten, was kaum zu erwarten ist.


silvia.lehnert@topagrar.com

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