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Verbindliche Zusagen fehlen noch

Lesezeit: 5 Minuten

Mit Hochdruck arbeiten Lebensmitteleinzelhandel, QM-Milch und die Molkereien an der neuen Haltungsform-Kennzeichnung bei Handelsmarken. Was kommt auf die Milchbauern zu?


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Der LEH bekommt, was er will. Zwar diesmal nicht wie geplant zum 1. Januar 2022, aber vermutlich kann er seinen Kunden schon ab April die Milchprodukte seiner Handelsmarken aus den Haltungsformen 2, 3 und 4 anbieten. Im ersten Schritt bei Trinkmilch, weitere Molkereiprodukte wie Schnittkäse oder Joghurt werden wohl sukzessive folgen.


Diese Haltungsform-Kennzeichnung, auf die sich die LEH-Unternehmen in der Initiative Tierwohl (ITW) geeinigt haben, besteht aus den folgenden vier Stufen:


  • Haltungsform 1 steht für Milch aus Laufstall-, ganzjähriger Anbinde- oder aus Kombinationshaltung (Übersicht).
  • Haltungsform 2 entspricht Milch aus Laufstall- oder Kombihaltungsbetrieben mit Bewegung für die Tiere an mindestens 120 Tagen im Jahr, für täglich zwei Stunden.
  • Haltungsform 3 lobt Milch von Kühen aus Offenfrontställen oder aus Laufstallhaltung mit ganzjährig nutzbarem Laufhof oder mit Weidegang an mindestens 120 Tagen im Jahr aus.
  • Haltungsform 4 entspricht den Anforderungen der Biomilchviehhaltung. Die Kühe stehen im Laufstall, haben ganzjährig Auslauf in einem Laufhof und zusätzlich Weidegang während der gesamten Vegetationsperiode.


Wer Zertifiziert?


Aktuell laufen die Vorbereitungen für die Haltungsformkennzeichnung bei Milch auf Hochtouren. Parallel dazu wird ITW Rind vorangetrieben.


Molkereien, die Trinkmilch für Handelsmarken abfüllen, haben bereits im laufenden Jahr bei ihren Mitgliedern abgefragt, wie schnell sie Milch für die verschiedenen Stufen liefern könnten. Erste Milchkaufverträge beinhalten entsprechende Zuschläge.


Für das Gros der Milch, nämlich Haltungsformstufe 2, können sich Landwirte und Molkereien wohl schon in Kürze nach den Kriterien des neuen Tierwohlmoduls „QM+“ von QM-Milch zertifizieren lassen. Für die Stufen 3 und 4 steht das neue Tierwohllabel der DLG in den Startlöchern. Beide Anbieter warten nur noch auf die Anerkennung durch das Kennzeichnungssystem. Bisher akzeptiert es lediglich das Tierschutzlabel des Tierschutzbundes für die Stufen 3 und 4.


Knackpunkt Überbelegung


Die Kriterienkataloge der Zertifizierungsprogramme sind in weiten Teilen identisch. Beide möchten ihr System mittelfristig durchgängiger machen: Die DLG will ihr Label im Frühjahr auch für Stufe 2 anbieten und QM-Milch erweitert auf Stufe 3. Damit erleichtern sie letztlich auch die Mengenplanung der Molkereien, die dann bei saisonalen Produkten Übermengen über eine niedrigere Stufe vermarkten könnten.


Experten schätzen, dass die meisten Laufstallbetriebe im Süden die Kriterien für Stufe 2 aus dem Stand erfüllen. Ein häufigerer Knackpunkt könnte das Thema Überbelegung sein. Bei der Zahl der geforderten Audits müssen nicht nur die Betriebe schlucken, die Auditoren befürchten vor allem mehr Leerfahrten: Innerhalb der Laufzeit des Zertifikats von drei Jahren sind zwei große Audits sowie jährlich ein unangekündigter Bestandscheck vorgesehen.


Streitfrage Finanzierung


Aber wie viel zertifizierte Milch benötigt der Handel überhaupt in den einzelnen Stufen? Auf eine verbindliche Antwort auf diese Frage warteten die Molkereien zum Redaktionsschluss Anfang Dezember immer noch. Daher sei letztlich auch die Frage nach einheitlichen Finanzierungsmodellen offen. Fakt ist aber, dass im LEH nur knapp 40% der deutschen Milch landet und ein nicht unerheblicher Anteil über Herstellermarken verkauft wird. Daher kann letztlich nur ein Teil der Milchbauern vom neuen Programm profitieren.


Aktuell sollen sie für ihren Mehraufwand in Stufe 2 bundesweit einen Zuschlag von 1,2 ct/kg Milch erhalten. Für Milch aus Tierwohlprogrammen, die der Stufe 3 entsprichen, werden rund 3ct pro kg gezahlt und für Stufe 4 gibt es bisher bei der Premiumstufe des Tierschutzlabels 4ct/kg. Ob es diese Zuschläge auch für Schlachtkühe gibt, die in der jeweiligen Stufe über ITW Rind vermarktet werden, ist offen.


Die Crux dabei: Laut LEH gibt es die Zuschläge nur für die Milch, die tatsächlich in Produkten mit dem neuen Label im Regal landet und nicht etwa für die gesamte gelieferte Jahresmenge der Landwirte. Daher muss die erfasste Milchmenge an die Absatzsituation angepasst werden. „Sicherzustellen, dass jedes gelabelte Produkt mit der für die jeweilige Haltungsform zertifizierten Milch hergestellt wurde, verkompliziert und verteuert das System für uns“, sagt ein bayerischer Molkereivertreter.


Statt eine Clearingstelle sollen nun doch die Molkereien die Zuschläge an die Bauern auszahlen. Ihren eigenen Mehraufwand für die Milchtrennung und Zertifizierung bekommen sie offenbar über eine Branchenvereinbarung vom LEH entschädigt. Er trägt zudem die Systemkosten bei QM-Milch.


Was passiert mit den Marken?


Dass die neue Kennzeichnung Molkereien mit profilierten Herstellermarken nervös macht, ist verständlich. Der Druck auf sie steigt. Auch sie werden um ein entsprechendes Label für ihre Produkte wohl nicht herumkommen. Ob sie dafür allerdings auch Mehrerlöse bekommen, ist offen.


Die Abwärtsspirale dreht sich munter weiter: Mit neuen Alleinstellungsmerkmalen setzen sich die Markenmolkereien zwar wieder eine Zeit lang ab. Sie erhöhen damit aber gleichzeitig den Druck auf die Handelsmarken zur Umstellung von Haltungsstufe 2 auf 3: „Und da sind wir im Süden durch vielfach fehlende Weidemöglichkeiten erneut im Hintertreffen“, befürchtet Dr. Hans-Jürgen Seufferlein vom Verband der Milcherzeuger Bayern.


Zur Frage, ob und wie lange der LEH auch Milch der Haltungsformstufe 1 aus ganzjähriger Anbindehaltung listet, gehen die Meinungen in der Branche auseinander. Insider sind optimistisch: Zumindest zu Beginn werde dem Handel aufgrund der fehlenden Mengen nichts anderes übrig bleiben.


silvia.lehnert@topagrar.com

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