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Warum günstige Ställe günstig sind

Lesezeit: 7 Minuten

Es gibt fünf Hauptgründe dafür, dass mancher Stall weniger kostet als der andere. Das zeigen die langjährigen Baukostenauswertungen der LfL Bayern.


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1. An Raum sparen


Mit dem umbauten Raum steigen grundsätzlich die Baukosten. Entsprechend gilt es, effizient und sparsam mit Fläche und Raum umzugehen. Dass hier ein Widerspruch zur Entwicklung hin zu mehr Platz und mehr Luft für die Tiere entsteht, ist offenkundig. Im Zweifel gilt: Mehr Tierwohl führt zu einer besseren Tiergesundheit, zu einer längeren Nutzungsdauer und zu sinkenden Bestandsergänzungskosten.


Wird für jedes geborene weibliche Tier Platz vorgehalten, ist ein teurer Stall vorprogrammiert. In den teuren Projekten wird oft auch „Pufferplatz“ beim Liegen, Fressen und Melken eingebaut, der erst im Falle einer Aufstockung genutzt wird.


Unabhängig vom Umfang der Nachzucht sparten die günstigen Projekte auch auf der Kuhseite Platz. In einigen Fällen konnten die Transitkuhgruppe oder Technikbereiche im Altgebäude untergebracht werden.


Ökonomisch macht das Einsparen von Platz vor allem dann Sinn, wenn es gelingt, „tote“ Räume zu vermeiden. So kann über eine Außenfütterung der riesige Luftraum über dem mittigen Futtertisch ins Freie gelegt werden. Oder über ein Futterband entfällt der befahrbare Futtertisch. Wer stattdessen in die automatische Grobfuttervorlage investiert, spart teure Arbeitszeit und Futtertischbreite. Diese Überlegungen bestätigen, dass mehrhäusige Ställe meist kostengünstiger sind als einhäusige.


Zu hinterfragen sind Sparmaßnahmen, die auf Kosten anderer Aspekte erkauft werden. So sollten z.B. keine Kompromisse zu stark auf Kosten des Tierwohls gehen, arbeitswirtschaftliche Probleme mit sich bringen oder Aspekte wie Energieverbrauch und Emissionen negativ beeinflussen. Beispiele für durchdachte Baudetails sind:


  • Ein Arbeitsplatz für die Klauenpflege oder zur Behandlung der Tiere ist vorhanden und passt optimal in den täglichen Ablauf. Den Mehrkosten stehen Einsparungen beim Zeitaufwand und ein Gewinn beim Tierwohl gegenüber.
  • Es gibt keine Sackgassen, die über erhöhten Tierstress zu ungenutztem Raum führen. Unruhe und Leistungseinbußen werden vermieden.
  • Ein großer Abkalbebereich und eine eigene Krankenbucht mit Sichtkontakt zur Herde sind zentral integriert.
  • Die Nutzung von Altgebäuden führt oft zu einer Reduzierung der Bau- und Unterhaltskosten sowie zu weniger Flächenversiegelung, darf aber zu keiner Mehrarbeit, Stress oder Nachteilen bei der Tierbeobachtung führen.
  • Die Investition in eine energieeffiziente Technik (Melken, Lüftung, Beleuchtung, Wärmerückgewinnung etc.) reduziert die laufenden Betriebskosten und spart Ressourcen.
  • Maßnahmen zur Emissionsminderung werden vorausschauend in die Planung und Realisierung einbezogen.


Um verschiedene Baulösungen miteinander vergleichen zu können, braucht es eine erste Kostenprognose. Die Quadrat- bzw. Kubikmeterpreise eignen sich für die überschlägige Baukostenschätzung: die Kosten der Gebäudehülle als Basis, zzgl. Technik-, Lagerraumerweiterung- und Nebenkosten (siehe Übersicht 5, Seite 36).


2. Verhandeln Sie und setzen Sie Profis ein!


Einige Betriebsleiter besitzen ein überdurchschnittliches Verhandlungsgeschick. Dies kann das gezielte Einholen von vergleichbaren Angeboten ebenso beinhalten wie das geschickte Nutzen von Kontakten zu Landwirten oder Händlern und die gekonnte Gesprächsführung. Auch wenn in Zeiten guter Baukonjunktur der Verhandlungsspielraum eng ist, zeigt allein die extreme Spreizung bei standardisierten Gewerken, wie bei Güllegruben, dass es sich lohnt, Angebote einzuholen, zu hinterfragen und sie mit dem Anbieter konkret zu diskutieren.


Wer hier wenig Erfahrung mitbringt und keine Zeit dazu hat, sollte speziell bei großen Baumaßnahmen überlegen, erfahrene Baubüros einzubeziehen.


Auch im Alpenraum geht es mittlerweile um große Projekte. Professionelle Planung, Gewerksvergabe und kontinuierliches Kostencontrolling bieten (in der Regel) die Gewissheit, keine bösen Überraschungen erleben zu müssen. Nicht zu vergessen ist, dass sich ein professionelles Bauprojektmanagement positiv beim Rating und damit auf die Zinskonditionen auswirken kann.


Grundsätzlich gilt: Zeitdruck ist Gift in der Planungsphase. Angebote haben oft nur eine begrenzte Gültigkeit. Das Bauzeitfenster sollte stehen und ggfs. auf die Förderung abgestimmt sein.


3. Bis ins Detail planen


Die Optimierung der Stallsysteme ist ein stetiger Prozess. Es gilt, neue Erkenntnisse in die Stallplanung einfließen zu lassen. Gute Stalllösungen sind oft das Ergebnis einer jahrelangen Auseinandersetzung mit der eigenen Planung sowie dem Einbezug von unabhängigen Fachexperten.


Um eine nachhaltige Finanzierung des Vorhabens sicherzustellen, ist eine langfristige, wirtschaftlich tragbare Betriebsstrategie erforderlich. Vor allem bei teuren Projekten zeigt sich oft, dass die Planung während des Baus geändert wurde oder von vornherein nicht durchdacht war. Auch viele individuelle Ausführungsdetails können die Baukosten erheblich erhöhen. Damit entstehen bei der Schnittstelle von Gewerken, Funktionsbereichen und Einrichtungen Unstimmigkeiten, die Zeit, Ärger und Geld kosten. Nur einige Fragen von vielen:


  • Wurde der Bauuntergrund vorher bezüglich Stabilität untersucht?
  • Sind Ausrichtung, Abmessungen, Gestaltung von Fassaden und Dächern so gewählt, dass die natürliche Belüftung und Beleuchtung des Stalles ausreicht?
  • Passen die betonierten Boxenmaße, sodass auch die Aufstallung optimal zu montieren ist?
  • Ist ein optimaler Kuhverkehr gewährleistet?
  • Ist ein effizientes Arbeiten möglich?
  • Sind im Plan alle nötigen Wasser- und Elektroanschlüsse enthalten?
  • Sind am Klauenpflegestand die Steckdosen und die Beleuchtung am richtigen Platz?
  • Ist ein gewisser Zeitpuffer zwischen den einzelnen Gewerken eingebaut, um zeitliche Kollisionen zu vermeiden?
  • Liegt ein mit allen Beteiligten abgestimmter Werkplan vor? Wurden Einsparmöglichkeiten geprüft?


4. Nur hochwertige Eigenleistung einbringen


Die Baudurchführung muss von der Unternehmerfamilie als Top-Up zum Arbeitsalltag geleistet werden, zusätzlich sind Umbauten oft mit Mehrarbeit verbunden.


Eine manuelle Eigenleistung ist oft nur im begrenzten Umfang möglich. Trotzdem zeichnen sich nicht wenige günstige Projekte durch überdurchschnittliche Eigenleistung oder überdurchschnittlich gute und preisgünstige Bauteams aus. Entscheidend ist folgende Prioritätenliste:


  • Gründliche Planung und Vorbereitung: Angebotsvergleich, Koordination der Gewerke, Bauhelfergewinnung und -koordination, Bauholzgewinnung;36


  • Sicherung der Liquidität und des Status quo;37


  • Bauleitung und -betreuung geht vor Eigenleistung;38


  • manuelle Eigenleistung, um Bauhelfer-Stundenlöhne einzusparen.39


Eigenleistung macht nur dann Sinn, wenn teure Facharbeiter- oder Leitungsstunden mit vertretbarem Zeiteinsatz bei gleicher Qualität ersetzt werden können.


Wenn während der Bauphase das Herdenmanagement leidet, wird die Eigenleistung zum Bumerang. Ein Abfall der Milchleistung, höhere Krankheitsraten oder schlechtere Fruchtbarkeit fressen im Einzelfall eingesparte Fremd-Arbeitsstunden schnell wieder auf und das alte Niveau muss im neuen Stall mühsam wieder aufgebaut werden.


Führt die Eigenleistung zusätzlich zu einem verzögerten Stallbezug, gehen die geplanten Umsatz- und Gewinnsteigerungen während dieser Phase verloren. Auswertungen von LKV-Daten während der Bauphase zeigen eindeutig, dass es vielen Betriebsleitern nicht gelingt, die Produktionstechnik im Stall hoch zu halten, weil sie zu viel Zeit in den Stallbau investieren. Viel wichtiger ist eine gute Vorplanung (siehe Punkt 2), damit das Kerngeschäft Kuhstall nicht leidet.


5. Verzicht auf unnötigen Luxus


Der Bereich der Technisierung, Automatisierung und Digitalisierung wächst im Kuhstall immer weiter. Vom „High-End-Melkstand“ bis zur vollautomatisierten Fütterung, die per Smartphone steuerbar ist, gibt der Markt alles her. Wer möchte nicht Kühe per GPS-Signal schnell orten und selektieren oder über Sensoren keine Brunst mehr übersehen. Für den Einzelbetrieb gilt: Wenn die eingekaufte Technik tatsächlich genutzt wird und das Herdenmanagement unterstützt oder Arbeitsbelastungen reduziert, kann sie sich auch bei höheren Anschaffungskosten rechnen.


Bringt sie allerdings nur zusätzliche, nicht genutzte Daten hervor und ist störungsanfällig, steht sie für unnötige Mehrkosten. Automatisches Füttern sollte beispielsweise nicht nur die Arbeitsstunden reduzieren, sondern auch das Controlling von Ration und Futteraufnahme erleichtern sowie die Futteraufnahme erhöhen.


Wichtig dabei ist, vom ersten Spatenstich bis zum Einzug in den Stall konsequent zu bleiben. Manche erliegen der Versuchung, gegen Ende der Baumaßnahme noch das eine oder andere aufzusatteln, nachdem die ersten Bauabschnitte gut bewältigt werden konnten. Auch wenn der eine oder andere „Förder-Euro“ mit konsequentem Kostencontrolling nicht genutzt werden sollte: Ziel der Investition ist ein für Tier und Mensch voll funktionsfähiger und zugleich günstiger Stall, der eine rentable Milcherzeugung ermöglicht.-sl-


Wichtig dabei ist, vom ersten Spatenstich bis zum Einzug in den Stall konsequent zu bleiben. Manche erliegen der Versuchung, gegen Ende der Baumaßnahme noch das eine oder andere aufzusatteln, nachdem die ersten Bauabschnitte gut bewältigt werden konnten. Auch wenn der eine oder andere „Förder-Euro“ mit konsequentem Kostencontrolling nicht genutzt werden sollte: Ziel der Investition ist ein für Tier und Mensch voll funktionsfähiger und zugleich günstiger Stall, der eine rentable Milcherzeugung ermöglicht.-sl-


In der nächsten Südplus stellen wir Ihnen zwei besonders günstige Kuhställe vor.

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