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Was tun gegen Trespe und Windhalm?

Lesezeit: 7 Minuten

Im Windschatten des Ackerfuchsschwanzes machen sich Trespen und Windhalm breit. Wie akut ist die Lage? Es berichtet Kerstin Hüsgen, LTZ Augustenberg.


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In Baden-Württemberg lag der Fokus der Gräserbekämpfung im Getreide in den letzten Jahren ganz klar auf der Kontrolle des Ackerfuchsschwanzes. Denn er ist in 90 % der Fälle das dominierende Konkurrenzgras im Getreide. Der Fuchsschwanz profitiert vom starken Anbau von Wintergetreide in der Fruchtfolge, der zunehmend pfluglosen Bodenbearbeitung sowie den vorherrschenden Standortgegebenheiten mit schweren Böden. Trespen-Arten treten aber ebenfalls bevorzugt an diesen Standorten und in dieser Fruchtfolge auf, sodass auch sie sich mittlerweile zunehmend ausbreiten. Auf lehmigen stickstoffhaltigen Böden dominiert die Taube Trespe und die Roggen-Trespe, auf trockenen nährstoffreichen Sand- und Lehmböden tritt bevorzugt die Weiche Trespe auf. Ein Ungras, das zwar auch bevorzugt in getreidereichen Fruchtfolgen zu finden ist, aber bisher eher von leichten, kalkarmen Böden bekannt war, ist der Windhalm. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen allerdings, dass er auch auf schweren Böden mit dem Ackerfuchsschwanz und den Trespen vergesellschaftet vorkommen kann. Windhalm breitet sich aus: Bisher blieb der Windhalm meist unbemerkt, weil er durch die eingesetzten Gräserherbizide in den meisten Fällen miterfasst wurde. Seit ein paar Jahren verändert sich dieses Bild allerdings. Der Windhalm, der im Frühsommer durch den braun-rötlichen Schleier gut zu erkennen ist, breitet sich weiter aus. Eine der Hauptursachen dafür liegt in der Entwicklung von Resistenzen. Untersuchungen der Samenproben von Flächen mit starkem Windhalm-Vorkommen haben gezeigt, dass sich hier mittlerweile Resistenzen gegenüber Sulfonylharnstoffen (ALS-Hemmer) entwickelt haben. In Deutschland ist das Auftreten von ALS-Resistenzen bei Windhalm seit 2005 bekannt, das Problem hatte bisher im Südwesten jedoch wenig Bedeutung. In den betroffenen Regionen wurden gegen den Windhalm hauptsächlich im Frühjahr Sulfonylharnstoffe (Husar, Broadway etc.) eingesetzt. In Baden-Württemberg ist die Resistenz-Entwicklung ebenfalls auf den verstärkten Einsatz von Sulfonylharnstoff-Herbiziden (z.B. Atlantis WG, Broadway) zurückzuführen – besonders im Winterweizen gegen Ackerfuchsschwanz und Trespe. Somit wird der Selektionsdruck auf den Windhalm erhöht und das Risiko von Resistenzentwicklungen gegen die ALS-Hemmer (HRAC-Klasse B) steigt. Bevor Resistenzen gegenüber den Sulfonylharnstoffen bekannt waren, wurde bereits im Jahr 1997 IPU-resistenter Windhalm in Norddeutschland gefunden. Wie vorgehen? Wie muss eine Gräserbekämpfung aussehen, wenn sich ALS-resistenter Windhalm auf Trespen- und Ackerfuchsschwanz-Standorten entwickelt hat? Und wie kann die einwandernde Tres­pe zurückgedrängt werden? Die meisten Maßnahmen zur Reduzierung des Windhalmbesatzes decken sich mit denen gegen Ackerfuchsschwanz: Verzicht auf extreme Frühsaaten bei Wintergetreide: Durch diese Maßnahme wird der Besatz deutlich reduziert. Auflockerung von Wintergetreide-intensiven Fruchtfolgen durch Wechsel zwischen Blatt- und Halmfrucht sowie Wechsel zwischen Sommerung und Winterung. Infrage kommen z.B. die Sommerungen Hafer, Sommergerste oder Sojabohnen.Der Einsatz des Pfluges kann bei Windhalm ebenfalls den Besatz reduzieren, da die Samen vergraben werden. So fehlt Licht zur Keimung. Hinzu kommt, dass die Samen nicht solange keimfähig bleiben wie beim Ackerfuchsschwanz. Für die Wahl der Herbizide und Behandlungstermine sind Maßnahmen entscheidend, die der Vorbeugung und Vermeidung von Resistenzen dienen (siehe Übersicht, Seite 20). Dazu gehören folgende Kriterien: Einsatz von Bodenherbiziden im Herbst und ggf. Nachbehandlung mit Blattherbiziden im Frühjahr auf Standorten mit hohem Besatz von Ackerfuchsschwanz;nur einmal in der Fruchtfolge Sulfonylharnstoff-Herbizide einsetzen;Wechsel zwischen den verschiedenen Wirkstoffgruppen der Herbizide in der Fruchtfolge; einseitigen Einsatz von Mitteln aus derselben Wirkstoffgruppe unbedingt vermeiden!Wichtig ist eine Regulierung im Herbst! Dieser Termin bietet sich aus verschiedenen Gründen für eine Herbizid-Behandlung an. Zum einen sind die Ungräser noch klein und im Normalfall einfach zu bekämpfen. Bodenwirkstoffe sind weniger resistenzgefährdet als die Blattherbizide und sollten daher bevorzugt eingesetzt werden. Außerdem lässt eine Herbstbehandlung dem Landwirt im Frühjahr genügend Zeit, bei Bedarf eine notwendige Nachbehandlung durchzuführen. Windhalm miterfassen: Reine Windhalm-Standorte sind in Baden-Württemberg nur in wenigen Regionen zu finden, sodass in den meisten Fällen


gleichzeitig Ackerfuchsschwanz bekämpft wird. Daher müssen für eine gute Wirkung die höheren Aufwandmengen gewählt werden, der Windhalm wird dabei sicher miterfasst. Hier werden vorrangig Lösungen ohne Sulfonylharnstoff im Herbst empfohlen, um den Selektionsdruck zu verringern. Gegen Ackerfuchsschwanz haben sich Herbizideinsätze mit einem der folgenden bodenwirksamen Mitteln bewährt: Bacara forte + Cadou SC (0,75 + 0,3 l pro ha); Herold SC (0,6 l/ha); Herold SC + Boxer (0,5 + 3,0 l/ha);Malibu (3,0 bis 4,0 l/ha). Wichtig ist ein früher Einsatztermin möglichst im Vorauflauf bis zum 1-Blattstadium des Getreides. Der Wirkungsgrad der Bodenherbizide ist bei bereits bestockten Ungräsern deutlich geringer. Bei Herbiziden mit Bodenwirkung ist ein feinkrümeliges, gut abgesetztes Saatbett mit gutem Bodenschluss sowie ausreichende Feuchte wichtig, um die volle Wirkungsleistung ausschöpfen zu können und die Kulturverträglichkeit zu gewährleisten. Falls die Böden trocken und feinkrümelig sind, empfiehlt es sich, blatt- und bodenwirksame Präparate zu kombinieren. Optimaler Einsatztermin ist dann das 2- bis 3-Blattstadium des Getreides. Besonders in der Wintergerste bieten sich die Kombinationen aus Axial 50 (0,9 l/ha) mit Herold SC (0,5 l pro ha) oder mit Malibu (4,0 l/ha) an.Gewässer-Auflagen beachten: Alternativ zu den genannten Mitteln können IPU- oder CTU-haltige Herbizide auf Flächen eingesetzt werden, auf denen noch die volle Wirksamkeit mit den Photosynthesehemmern IPU und CTU bei Ackerfuchsschwanz und Windhalm erzielt wird. Mischungen aus Herold SC + Arelon flüssig (0,5 + 1,0 l/ha), Addition + Arelon flüssig (2,5 + 3,0 l/ha) oder Picona + Arelon flüssig (2,5 + 1,5 l/ha) sind hier möglich. Dabei ist zu prüfen, ob auf den Flächen der Einsatz dieser beiden Wirkstoffe möglich ist. Im Rahmen der Zulassung wurden IPU- und CTU-haltige Mittel mit zahlreichen Auflagen versehen, um den Schutz des Grund- und Oberflächenwassers zu gewährleisten. Auch die Trespen treten hauptsächlich in Gebieten mit intensivem Wintergetreideanbau und bevorzugt auf Flächen mit Minimalbodenbearbeitung auf. Sie wandern entweder langsam und unbemerkt vom Ackerrand ein


oder ihre Samen werden durch einen überbetrieblichen Maschineneinsatz eingeschleppt. Einmal etabliert, fördert insbesondere eine Minimalbodenbearbeitung die Ausbreitung der Trespen-Population auf dem Schlag. Pflug vergräbt Samen: Bei der Bekämpfung von Trespen stehen ackerbauliche Maßnahmen (Bodenbearbeitung, Stoppelmanagement, Fruchtfolge, Feldrandhygiene) im Vordergrund, um das Samenpotenzial bzw. den Besatzdruck dieser Ungräser zu begrenzen. Durch den Pflug werden die Samen in tiefere Bodenschichten vergraben und sterben ab. Bei pflugloser Bewirtschaftung werden sie durch mehrmalige flache Bodenbearbeitung zum Keimen angeregt und – wenn nötig – anschließend mit Glyphosat-haltigen Herbiziden bekämpft.Hin und wieder treten zwei bis drei Trespen-Arten miteinander vergesellschaftet auf. Das erschwert die Bekämpfung, denn nicht alle drei Arten werden von den verfügbaren Herbiziden gleich gut erfasst. Versuchsergebnisse der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen zeigen, dass die Taube Trespe mit Herold SC (0,6 l/ha) im Vorauflauf im Herbst bekämpft werden kann. Bei der Roggen-Trespe ist eine Behandlung mit dem Attribut-Wirkstoff Propoxycarbazone im Frühjahr effektiver. Ackerbauliche Maßnahmen sind auch deshalb entscheidend, weil nur begrenzt Trespen-wirksame Mittel zur Verfügung stehen und diese zudem nicht in allen Getreide-Arten eingesetzt werden können. Das heißt, die Trespen müssen über die Fruchtfolge vor allem in den Blattfrüchten bekämpft werden. FOP bei Winterraps: Im Winterraps und in den Zuckerrüben ist die Bekämpfung mit den verschiedenen FOP-Mitteln möglich. Als Resistenzbrecher sollte im Winterraps bevorzugt ein Propyzamid-haltiges Mittel (zum Beispiel Kerb Flo, Groove, Cohort etc.) gewählt werden, das sehr gute Trespen-Wirksamkeit hat und zur Resistenzvorbeugung beiträgt. Der Anwendungstermin vom Propyzamid ist im Spätherbst bis Winter. Kühles Wetter und genügend Bodenfeuchte sichern dabei die Wirkung.

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