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Weniger Pflug, mehr Fruchtfolge

Lesezeit: 5 Minuten

Wer den Pflug weglassen will, muss auch an anderen Stellen nachjustieren. Wie die geringere Bearbeitungsintensität durch erweiterte Fruchtfolgen ausgeglichen werden kann, lesen Sie in Teil 2 unserer Serie.


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Was einst mit Drei-Felder-Wirtschaft begann, hat sich bis heute in vielen Betrieben fest etabliert: erweiterte Fruchtfolgen. Die Gründe dafür sind einfach: Je vielfältiger die Fruchtfolge, desto vielfältiger sind Begleitflora und -fauna. Hinzu kommen positive Vorfruchteffekte einiger Kulturarten, die erst richtig nutzbar werden, wenn sie in einer sinnvollen Fruchtfolgerotation zueinander stehen.


Gleichgewicht auf dem acker


Vielfältige Fruchtfolgen bedeuten Abwechslung. Durch den konstanten Wechsel stellt sich ein natürliches Gleichgewicht ein, sogenannte Lebensgemeinschaften entstehen. Beispiel Beikraut und Kulturpflanze:


  • Einjährig frühjahrskeimende Beikräuter und -gräser mit hoher Wärmebedürftigkeit und dadurch später Keimphase (z.B. Franzosenkraut, Hirsearten) sind häufig in Kulturen wie Mais und Soja anzutreffen.
  • Einjährig überwinternde Beikräuter und -gräser mit geringer Wärmebedürftigkeit und früher Keimphase in Herbst bzw. Winter (z.B. Klatschmohn, Ackerfuchsschwanz, Kornblume, Ehrenpreis) treten dabei häufiger in Wintergetreidearten auf.


Die daraus entstehenden Wechselwirkungen sind prinzipiell positiv zu bewerten. Beispielsweise schützt eine bodendeckende Begleitvegetation den Bodenluft- und -wasserhaushalt in heißen Sommern.


Allerdings kann ein Beikraut auch zum Unkraut werden, wenn es zahlen- und mengenmäßig überhandnimmt. Dies passiert meist in Fruchtfolgen mit einem hohen Anteil artähnlicher Kulturen. Also zum Beispiel bei einem hohen Anteil Winterungen in Fruchtfolgen wie Wintergerste-Winterweizen-Winterraps oder Hackfruchtfolgen wie Mais-Soja-Rüben. Solche Fruchtfolgen sind häufig auf Hilfe „von außen“ angewiesen. Andere ackerbauliche Instrumente müssen dann die Einseitigkeit sowie die daraus resultierenden Probleme der Fruchtfolge ausgleichen. Ohne diese Hilfe kann die natürliche Lebensgemeinschaft kippen.


In der Folge wird das Beikraut relativ schnell zum Unkraut mutieren, da es günstigste Vermehrungsbedingungen vorfindet. Die Beikrautregulierung wird dann zur Unkrautbekämpfung und die Bodenbearbeitung muss intensiviert werden, um das Problemunkraut in den Griff zu bekommen. Allerdings bekämpft man so nur die Symptome, während die Ursache bleibt.


Erweiterte Fruchtfolgen: Die Flexibilität im Ackerbau


Um die richtigen Rahmenbedingungen für eine reduzierte Bodenbearbeitung zu schaffen, muss die Fruchtfolge gewisse Anforderungen erfüllen. Grundsätzlich geht es darum, einen gezielten Wechsel unterschiedlicher Eigenschaften in eine Rotation zu bringen. Denn jede Kultur hat durch ihre Vegetationscharakteristik eine andere Begleitvegetation, Durchwurzelungseigenschaft sowie oberirdische Aufwuchsmasse.


Diese Charakteristika hinterlassen durch ihre vorherrschende Begleitvegetation oder Bodenstruktur „Spuren“ am Acker. In der Planung gilt es nun, Fruchtfolge und Bodenbearbeitung miteinander zu verknüpfen. „Tragende Kulturen“ haben positive Auswirkungen auf Bodenstruktur und Nachfrucht. Andere Kulturen erheben hohe Ansprüche oder haben negative bzw. zumindest wenig positive Wirkungen auf Boden und die Nachfrucht – man spricht von „zehrenden“ oder „abtragenden“ Früchten.


Für die Planungsphase kann ein Fruchtfolge-Grundgerüst hilfreich sein, das die Kulturarten kategorisiert. Das Grundgerüst in Abbildung 1 ordnet Kulturarten hinsichtlich ihrer Wirkung auf Nachfrüchte sowie grundsätzlich auf Bodenfruchtbarkeit und Nährstoffmanagement ein. Damit kann die Abfolge von Kulturarten gemäß ihren Ansprüchen und Vorfruchteffekten in einen groben Rotationsrahmen gesetzt werden.


Tragende Früchte mit sehr hohen Vorfruchtleistungen erlauben auch zwei aufeinanderfolgende zehrende Früchte statt zehrend und dann abtragend. Weitere vegetationscharakteristische Merkmale gehören dann zum Feinschliff der Planung: Ist die Kultur eine Sommerung oder Winterung, Halm- oder Blattfrucht? Je nachdem weist sie eine gewisse Begleitvegetation auf, die berücksichtigt werden muss. Die in Übersicht 3 genannten Kennzahlen helfen, die Fruchtfolge-Planung einzuschätzen.


Basis für Veränderung


Dieses Konstrukt bietet den Rahmen für Veränderungen wie die reduzierte Bodenbearbeitung. Natürliche Prozesse können genutzt und als Ausgleich verwendet werden. Im Beispiel erbringt die Fruchtfolge folgende Effekte:


  • Sie baut eine positive Bodenstruktur auf, die weniger mechanische Lockerung benötigt: Wird der Boden vor Feldfuttergemengen (Kleegras) und Körnerleguminosen (Ackerbohne) mechanisch gelockert, können diese Kulturen durch ihr intensives Wurzelwerk das Bodengefüge lebendverbauen und stabilisieren. Die Intensität und Tiefe der mechanischen Lockerung kann dann vermindert werden.18


  • Zwischen Winterungen und Sommerungen wird ebenso oft gewechselt wie zwischen Halm- und Blattfrüchten. Dadurch wird überproportionale Vergesellschaftung von Unkräutern und -gräsern minimiert und Vermehrungszyklen unterbrochen. Ist der Wechsel besonders ausgeprägt (z.B. Vorfrucht Wintergetreide und Nachfrucht Mais) ist eine Wendung des Bodens nicht mehr notwendig. Mulchsaatsysteme – gerade in erosiv gefährdeten Lagen – können zum Einsatz kommen.19


  • Die durchgehende Bodenbedeckung reduziert die notwendige Bearbeitungshäufigkeit: Durch den Einsatz winterharter sowie abfrierender Zwischenfrüchte und Untersaaten werden Unkräuter auf biologische Weise durch Beschattung und Konkurrenz reguliert. Konkurrenzkräftige Bestände sowie Mulchen und Mähen von Aufwüchsen verbessern den Effekt und reduzieren die nötige Bearbeitungshäufigkeit im Vergleich zur Schwarzbrache deutlich.20


Zwischenfrüchte schaffen Handlungsspielraum


Begrünte, aktiv durchwurzelte Böden bieten mehr Handlungsspielraum bei der Bearbeitung. Durch die Bioporung werden stabile Krümel gebildet, die stabiler gegenüber mechanischer Bearbeitung sind. Sie können das Fruchtfolge-Grundgerüst nicht ersetzen, aber seine Wirkung unterstreichen. So kann eine Zwischenfrucht zur Futternutzung (z.B. Landsberger Gemenge, Weidelgras) durch die Mahd und aktive Durchwurzelung starke Regulierungseffekte auf Beikräuter haben. Zudem verbessern Begrünungen und Untersaaten mit ihrer aktiven Durchwurzelung die Befahr- und Bearbeitbarkeit der Flächen deutlich.


Die gezielte ackerbauliche Planung schafft grobe Rahmenbedingungen auf dem Acker. Verknüpft man diese mit Hintergrundwissen über die Bodenstruktur, kann die nötige Art und Weise der Bodenbearbeitung gut abgeleitet werden. Wie die Terminierung und Einstellung des jeweiligen Gerätes unter Aspekten der Witterung, Bodenzustand und Bodenschutz sowie dem technischen Management von organischer Masse erfolgen sollte, lesen Sie in Teil 3 der Serie in der Februarausgabe.


andreas.holzhammer


@topagrar.com

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