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Wie die Maissaat schützen?

Lesezeit: 5 Minuten

Gegen Fritfliegen und Krähenfraß im Mais gibt es kaum noch wirksame Beizen. Sind neue Pflanzenstärkungsmittel die Rettung?


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Mit Krähenfraß und Fritfliegenbefall im Mais kennen sich die Maisanbauer im Rheintal seit Jahren aus. Lange Zeit konnten sie ihre Bestände mit dem bewährten Beizmittel Mesurol (Wirkstoff Methiocarb) davor schützen.


Doch seit dem Wegfall dieser hoch wirksamen Beize im April 2020 sowie gleichzeitig der fungiziden Beize TMTD (Wirkstoff Thiram), die eine Nebenwirkung gegen Vogelfraß besaß, steigen die Schäden deutlich an. „Allein im Ortenaukreis verzeichneten wir im letzten Jahr auf etwa 1000 ha Schäden durch Krähenfraß und Fritfliege. In einzelnen Fällen kam es zum Totalausfall“, berichtet Pflanzenbauberater Volker Heitz vom Landwirtschaftsamt im Ortenaukreis.


Mit Fritfliegenbefall kämpften laut Dr. Hubert Sprich von der ZG Raiffeisen vor allem die Frühsaaten bis Mitte April. „Die Ertragseinbußen schätze ich dadurch auf etwa 10 %“, so Sprich. In Bayern kam es laut Prof. Michael Zellner von der LfL Bayern vor allem dort, wo sich größere Kolonien von Saatkrähen und Tauben aufhielten, zu Schäden bis hin zum Totalausfall. Auch die Nachsaat sei geschädigt worden.


Bundesweit waren laut Deutschem Maiskomitee (DMK) rund 16% der Anbaufläche von Fraßschäden, hauptsächlich verursacht durch Krähen, betroffen. Auf etwa 13% wird die Befallsfläche mit Fritfliegen beziffert.


Zulassung für Korit läuft aus


Diese Situation wird sich in Zukunft wohl weiter verschärfen. Denn auch die bisher einzige gegen Krähenfraß wirksame Alternative, das Produkt Korit 420 FS mit dem Wirkstoff Ziram, ist bereits angezählt. Die Zulassung endet am 30.4.2021. Wie lange die Aufbrauchfrist läuft, ist derzeit noch offen.


Dabei sind die Praxiserfahrungen mit Korit 420 FS gut. Auch wenn das Produkt laut Dr. Hubert Sprich eine geringere Wirkung zeige als Mesurol und je nach Vogeldruck schwanke. Weil diese Beize aber nur in der EU zugelassen ist und nicht in Deutschland, führten einige Saatgutanbieter mit Korit 420 FS-gebeiztes Saatgut bereits 2020 aus Österreich und Frankreich nach Deutschland ein. In diesem Jahr wird die Nachfrage danach wohl weiter steigen.


KWS führt das Korit-gebeizte Saatgut zwar auch aus den Nachbarländern ein, setzt den Wirkstoff aber in einer speziellen Mischung mit Zink, Mangan, Huminsäure und einem Mikroorganismus ein. Das Produkt „Initio Bird Protect“ soll deshalb die Maispflanze vor allem auch bei niedrigen Temperaturen, wenn es zu einem Wachstumsstillstand gekommen ist, stresstoleranter und vitaler machen.


Sind alternativen in sicht?


Bisher sind die Aussichten auf gut wirksame Alternativen zu Korit 420 FS dürftig. Am Julius-Kühn-Insitut in Münster wurden Beizversuche mit biologischen Präparaten auf Basis von Pflanzenextrakten durchgeführt.


Dr. Alexandra Esther berichtet von ersten Ergebnissen: „In Volieren wirkten sie bei Krähen durchaus als Repellent. Im Feld dagegen schützten diese Beizen das Saatgut nicht vor Krähenfraß.“ Weitere Forschung sei nötig.


Hoffnung machen derzeit lediglich die ersten Erfahrungen von Biobauern mit einem neuen Pflanzenstärkungsmittel auf Hopfenbasis von der Firma Arvalus. Die biologische Beize „Promos“ soll Saatgut vor Vogelfraß schützen und das gleichmäßige Wachstum der jungen Maispflanzen vor allem bei nass-kaltem Wetter unterstützen.


Promos wird wie eine normale Beize angewandt, am besten allerdings mehrere Wochen vor der Aussaat. „Die Maisreihe mit ungebeiztem Saatgut war weg, die daneben mit Promos-gebeiztem Saatgut haben die Krähen stehen lassen“, berichtet Landwirt Leonhard Birle aus Dinkelscherben. Er baut jedes Jahr auf 5 bis 10 ha Biomais an.


Sein Berufskollege Reinhold Mang aus Fischach bestätigt: „Am Nachbarschlag gab es 2020 einen halben Hektar Totalausfall, mein Mais dagegen blieb unbeschadet.“ Er setzt Promos seit zwei Jahren ein. Im ersten Jahr war das Ergebnis allerdings ernüchternd: „Nach einer Regenperiode mit 100 ml Niederschlag war die Beize abgewaschen.“ Mang hat auch schon mit Chilipulver experimentiert, ohne Erfolg. Inzwischen hat Arvalus nach eigenen Angaben die Formulierung geändert, damit die Beize besser haftet. Und auch bei anhaltender Kälte gebe es Grenzen in der Wirksamkeit: „Da es sich um Naturstoffe handelt, kann das Mittel dann inaktiv werden und nicht mehr so gut wirken“, erklärt Geschäftsführer Christian Matthesius auf Anfrage.


Die Betriebe wollen dabei bleiben, auch wenn der Preis von Promos mit 30,90 € pro Einheit mit 50000 Körnern ordentlich ist. „Für mich ist es teurer, nicht zu beizen, denn das Problem mit Krähenfraß nimmt zu“, sagt Biobauer Stefan Wild aus Hurlach. Er setzt die Beize schon drei Jahre lang auf 10 bis 15 ha ein und hatte vorher oft Totalausfälle durch Krähen. „So weit kommt es mittlerweile nicht mehr.“


Keine Beize gegen Fritfliegen


Gegen Fritfliegenbefall gibt es dagegen schon jetzt keine wirksame Beize mehr. „Praktikern bleibt 2021 deshalb bei bekämpfungswürdigem Befall wohl nichts anderes übrig, als mit der Herbizidbehandlung im Frühjahr ein Insektizid auszubringen“, vermutet Sprich. Dazu sind die drei Insektizide Karate Zeon, Kaiso Sorbie und Hunter, alle mit dem Wirkstoff Lambda-Cyhalothrin, zugelassen. „Wir brauchen dringend ein Fritfliegen-Monitoring und mehr Versuche zu dieser Problematik. Denn das Thema brennt“, fordert Sprich.


silvia.lehnert@topagrar.com

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