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Wie gut spüren Drohnen Rehkitze auf?

Lesezeit: 6 Minuten

Die LfL Bayern hat die neuesten Techniken zur Rettung von Rehkitzen bei der Grünlandmahd verglichen. Welche Methode ist am sensibelsten und gleichzeitig praktikabel?


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In der Saison 2019 waren drei Wildtier-Rettungsteams in ganz Bayern an 20 Tagen unterwegs, um verschiedene neue Methoden zur Rettung von Rehkitzen vor der Grasmahd in der Praxis zu testen. Verglichen wurden die folgenden Techniken:


  • Scheuchen, die Wildtiere im Gras akustisch und visuell vergrämen sollen;
  • akustischer Wildretter am Mähwerk;
  • Mähmethoden: Anmähen zum Vergrämen und Mähen von innen nach außen;
  • tragbare Wildretter getragen und auf einem Quad montiert;
  • Drohne mit Wärmebildkamera;
  • Drohne mit Wärmebildkamera inklusive Softwarepaket zur automatisierten Wildtiererkennung.


Wie viele Tiere wurden GEfunden?


Die Sensitivität ist ein Maß dafür, wie viele der sich tatsächlich in der Fläche befindlichen Wildtiere mit den technischen Lösungen gefunden und wie viele übersehen wurden. Der Wert der Sensitivität bewegt sich zwischen 1 und 0, wobei bei 1 alle Tiere gefunden und bei 0 alle Tiere übersehen wurden.


Der tragbare Wildretter im Tragebetrieb fand im Schnitt in der Praxis die meisten Wildtiere im Gras. Seine Sensitivität lag bei 0,67 gegenüber einem Wert von 0,57 bei der Einstiegsversion einer Drohne und 0,40 beim tragbaren Wildretter auf einem Quad. Die Profiversion einer Drohne kam nur auf eine Sensitivität von 0,30.


waren Es wirklich Wildtiere?


Für die Erfolgsrate der Technik ist neben der Sensitivität auch der Vorhersagewert bzw. die Genauigkeit wichtig. Diese Kennzahl kann ebenfalls Werte von 1 bis 0 annehmen. Sie gibt an, wie viele der gefundenen Wildtiere auch tatsächlich Wildtiere waren. Oft passiert es nämlich, dass z.B. Maulwurfshügel oder auch kahle Stellen bzw. verlassene Liegeplätze von Rehkitzen als potenzielles Wildtier von der Technik identifiziert wurden. Bei einem Vorhersagewert von 1 handelte es sich auch tatsächlich um Wildtiere, bei einem Wert von 0 war keines der identifizierten potenziellen Wildtiere auch tatsächlich ein Wildtier.


Der Vorhersagewert lag beim tragbaren Wildretter im Tragebetrieb bei 0,67 und beim Einsatz mit Quad sowie bei der Einstiegsversion einer Drohne bei 0,31. Die Profiversion einer Drohne erzielte nur einen Wert von 0,18.


Wie hoch war die Fehlerrate?


Bei der Ermittlung der Sensitivität und dem Vorhersagewert der vier Methoden konnten Flächen, auf denen keine Wildtiere waren und auch keine detektiert wurden, nicht einbezogen werden. Daher ergibt die Betrachtung der gefundenen Wildtiere pro Feldstück (unabhängig von der Anzahl der Wildtiere) die Fehlerquote.


Als Fehler zählt dabei jede Fläche, auf der mindestens ein Wildtier übersehen oder mindestens eine Fehldetektion durch die jeweilige Technik erfolgte. Dort, wo alle Wildtiere korrekt identifiziert oder keines gefunden wurde bzw. wo keines war, galten die Flächen als fehlerfrei. Die niedrigste Fehlerrate von 14 % erzielte die Einstiegsversion der Drohne, gefolgt von der Profidrohne (21 %) und den beiden tragbaren Wildrettern (25 %).


Wie Gut Arbeiten Scheuchen?


Durch die geringe Einsatzhäufigkeit im Jahr 2019 kann die Effektivität von Scheuchen und weiteren Vergrämungsmethoden, die mit akustischen oder optischen Signalen oder über den Geruch arbeiten, noch nicht detailliert bewertet werden. Es lässt sich jedoch festhalten, dass die Art der Vergrämung auf dem betreffenden Feldstück ein neuer Reiz sein sollte.


So ist eine akustisch-optische Scheuche auf einer Fläche, die viel Lärm und Licht ausgesetzt ist (z.B. an einer viel befahrenen Straße oder viel genutzten Spaziergängerstrecke), nicht wirksam. Generell erfordert der Einsatz dieser Techniken einiges an Erfahrung und daher eine gewisse Anlernzeit.


Wie hoch ist der aufwand?


Der Arbeitszeitaufwand (inklusive Vorbereitungszeit, Anreise zum Einsatzort, Durchführung der Wildtierrettung Rückkehr, notwendige Nacharbeiten) betrug im Mittel der Einsätze beim tragbaren Wildretter im Tragebetrieb bei Flächen von 0,5 bis 3 ha rund 28min bis hin zu rund 50 min bei Flächen von weniger als 0,5 ha (siehe Übersicht). Bei größeren Flächen stieg der Arbeitsaufwand wieder an.


Der tragbare Wildretter auf einem Quad konnte die notwendige Arbeitszeit bei Flächen ab 1 ha auf 18 bis 22min/ha senken. Für die Profidrohne fielen zwischen knapp 11 min/ha für die großen Flächen (ab 10 ha) und 40 min/ha bei den kleinen Flächen (bis 0,5 ha) an. Bei der Einstiegsversion einer Drohne waren bei vergleichbaren Flächengrößen Arbeitszeiten zwischen knapp 6 min/ha und rund 29 min/ha erforderlich.


Bei den Drohnen fiel der Arbeitszeitaufwand mit zunehmender Flächengröße kontinuierlich. Neben der Größe des Schlages hatten die Anzahl der Feldwechsel, also die Anzahl der Feldstücke und die Anzahl der gefundenen Wildtiere einen Einfluss auf die notwendigen Arbeitszeiten – bei mehr Feldstücken und/oder mehr Wildtieren stieg der Arbeitszeitaufwand an. Zudem können alle Techniken mit Wärmebildkameras nur zeitlich begrenzt in den Morgenstunden eingesetzt werden.


Wie hoch sind die Kosten?


Die Kosten für die Wildtierrettung (fixe und variable Kosten samt Entlohnung und 20 % Unternehmensgewinn) mit dem tragbaren Wildretter lagen je nach Einsatzszenario bei vielen kleinen Flächen (<0,5 ha) bei knapp 80 €/ha und sanken mit steigender Flächengröße auf unter 10 €/ha (Flächengröße >3 ha).


Ähnlich verhielt es sich bei den Drohnen: Bei der Profiversion reichten die Einsatzkosten von über 100 €/ha bei Flächen kleiner als 1 ha auf bis zu 26 € pro ha bei Flächen größer als 10 ha. Die Einstiegsversion einer Drohne lag für die gleichen Flächenkategorien ebenfalls bei Kosten von über 100 €/ha bis zu rund 12 €/ha. ▶


Wie viele Personen sind nötig?


Für den tragbaren Wildretter reicht eine Person aus, für die Einstiegsversion einer Drohne sollten zwei Personen und für die Profiversion drei Personen verfügbar sein. Für die Profiversion ist ein Drohnenführerschein erforderlich. Ein solcher wird generell bei Drohnen empfohlen. Zudem ist eine gewerbliche Haftpflichtversicherung nötig, auch bei einem unentgeltlichen Einsatz.


Fazit


Maßnahmen zur Wildtierrettung sind für jeden Landwirt Pflicht! Auch wenn keine der verglichenen Methoden bisher eine zufriedenstellende Erfolgsquote lieferte und sich nicht als routinemäßige Standardmethode für die Praxis eignet, weil der Aufwand noch zu groß ist. Für den Besatz der Flächen mit Wildtieren ist weiterhin auf Erfahrungswerte der Landwirte und Jäger vor Ort zurückzugreifen.


Ziel wäre, die zu mähenden Flächen anhand relevanter Parameter, wie z.B. den Abstand zum Wald oder die Bestandshöhe, in Gefährdungskategorien einzuteilen. Daran ließe sich dann die Intensität der jeweiligen Maßnahme ausrichten.


Stefan Thurner, Theresa Heim, Jessica Vogl und Matthias Weig, LfL Bayern;


silvia.lehnert@topagrar.com

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