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Wie holt man Ackerwildkräuter zurück?

Lesezeit: 4 Minuten

Rudolf Müller aus Bretten testet verschiedene Maßnahmen für mehr Biodiversität auf dem Acker. Auftraggeber ist das Qualitätszeichen Baden-Württemberg QZBW.


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Als Erzeugergemeinschaft für Getreide müssen wir uns bewegen und unsere Anbaukriterien immer wieder neu auf die Bedürfnisse des Marktes ausrichten“, sagt Rudolf Müller aus Bretten (Lkr. Karlsruhe). Der Landwirt bewirtschaftet mit seiner Frau Sabine und Tochter Jessica einen Betrieb mit 180 ha und 70 Milchkühen.


Seit Beginn seiner Mitgliedschaft bei der EZG Kraichgau Korn vor über 20 Jahren legt er 1 m breite Blühstreifen am Rand der Getreideflächen an: „Ursprünglich waren sie als reiner Spritzschutz zum Nachbarschlag hin gedacht, denn wir setzen im Getreide keine Pflanzenschutzmittel ein“, erklärt Müller. Mittlerweile dienen die Streifen auch als Vermarktungsargument und sollen demnächst verbindlich bei allen 45 EZG-Betrieben auf eine Breite von 3 m ausgedehnt werden.


Pilotprojekt des MLR:

In Zukunft werden die Betriebe auf ihren insgesamt 4500 ha vermutlich weitere Maßnahmen zur Biodiversität in ihre Anbaukriterien integrieren. Denn einzelne von ihnen probieren im Rahmen eines Pilotprojektes des Landwirtschaftsministeriums in Stuttgart gerade einen Katalog an Möglichkeiten auf ihren Äckern aus. Effiziente und praktikable Maßnahmen sollen am Ende eventuell in das Anforderungsprofil des Qualitätszeichens Baden-Württemberg (QZBW) intergriert werden.


Rudolf Müller setzt für seine Blühstreifen eine eigene Mischung aus Senf, Phacelia und Sonnenblumen ein: „Mein Ziel ist, mehr hochwertige, länger blühende Arten reinzunehmen.“ Die Bodenbearbeitung für den Streifen sieht wie bei der Hauptkultur aus: Vierzehn Tage nach Grubber oder Pflug kommt zweimal im Abstand von wiederum vierzehn Tagen die Saatbettkombiniation zum Einsatz: „Je nach Schlag und Arbeitsbreite wird auf dem Streifen vor der eigentlichen Ansaat der Blühmischung auch erst Getreide mit eingesät.“


Klatschmohn und Kornrade finde man wieder häufiger in seinen Äckern, sagt Müller. Und auch Rote Liste-Arten wie Acker-Rittersporn oder Frühen Ehrenpreis hat das Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB) aus Mannheim auf den Schlägen entdeckt.


Das Institut erfasst im Rahmen des Pilotprojektes die Artenvielfalt auf den Äckern, die Bodensee-Stiftung aus Radolfzell betreut die teilnehmenden Betriebe. „Wir als Erzeugergemeinschaft heben vor allem auf die Förderung von Ackerwildkräutern ab, weil wir das in der Vermarktung nutzen“, sagt der Milchviehhalter.


Reduzierte Saatdichte:

Aus diesem Grund will er deshalb künftig auf einer Teilfläche die Saatdichte beim Weizen auf 300 Körner/m2 reduzieren. Durch häufige Spätsaaten von Winterweizen Ende November seien die Bestände oft ohnehin schon dünner als früher. „Solche Lichtäcker tragen dazu bei, dass Ackerwildkräuter und Feldvögel bessere Lebensbedingungen vorfinden“, erklärt Biologin Dr. Kerstin Fröhle von der Bodensee-Stiftung. Ideal dafür sei, die normale Aussaatstärke auf zwei Arbeitsbreiten um 50 bis 60 % zu reduzieren.


Geringe Schlaggrößen:

Die vorgeschlagene weitreihige Saat im Getreide, bei der sich drei normal gesäte Reihen mit zwei ungesäten auf 10 bis 20 % der Gesamtfläche abwechseln, kommt für Müller zurzeit nicht in Frage: „Das ist auf vielen unserer Schläge aufgrund ihrer geringen Größe zu kompliziert.“


Mit den angelegten Lerchenfenstern ist er nicht überall zufrieden. Das große Problem sei der Unkrautdruck auf manchen Flächen, dem er später mechanisch kaum noch Herr werde.


Müller striegelt sein Getreide drei- bis fünfmal. Beim Weizen erzielte er dieses Jahr 55 dt/ha, beim Dinkel 63 dt. In Zuckerrüben oder im Mais kommt er dagegen nicht ohne Pflanzenschutzmittel klar. Für ihn steht fest: „Natürlich möchte ich was für die Natur und Umwelt tun. Das Verhältnis von Aufwand und Nutzen muss aber passen.“


Kontakt: silvia.lehnert@topagrar.com


Kontakt: silvia.lehnert@topagrar.com


Mehr zum Pilotprojekt lesen Sie in top agrar, Ausgabe 10/2018, ab Seite 72.

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