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Wie reden wir miteinander?

Lesezeit: 6 Minuten

Reden ist einfach, einen richtigen Dialog zu führen, will hingegen gelernt sein. Die Berater Erhard Reichsthaler und Susanne Fischer erklären, wie Sie mit Ihren Familienangehörigen am besten Gespräche führen.


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Er hat mit den politischen Rahmenbedingungen rund um seinen Ackerbaubetrieb zu kämpfen, sie fühlt sich mit Haushalt und Kindern überfordert. Beide haben ihr Päckchen zu tragen, aber sie sprechen nicht darüber. Eine knifflige Situation, denn das Schweigen belastet die Beziehung, den Alltag und die Familie.


Experten sind sich einig: Solange noch miteinander geredet wird, hat ein System, also die Familie, gute Chancen zu funktionieren. Für Bauernfamilien bedeutet das, immer wieder den Dialog zu suchen. „Es gibt keine Familie ohne Konflikte“, sagt Erhard Reichsthaler. „Diese sind die größte Herausforderung an das Gesprächsverhalten bzw. sie sind oft der Grund für einen Kommunikationsabbruch. Erhard Reichsthaler ist psychologischer Berater. Er und seine Kollegin Susanne Fischer arbeiten seit vielen Jahren mit Familien im bäuerlichen Bereich. Die beiden Österreicher beraten Familien, halten Vorträge und Seminare. Bei ihrer Arbeit ist ihnen die systemische Sicht hilfreich, das heißt, den Bauernhof als System mit mehreren Untersystemen zu betrachten. „Jedes System dient einer Aufgabe. So ist die des Familiensystems die Begleitung der Kinder in die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung“, erklären sie. „Demgegenüber steht das Arbeitssystem. Seine Aufgabe ist definiert durch Produkte oder Dienstleistungen, die hergestellt oder erbracht werden.“


Die Nähe der beiden unterschiedlichen Systeme macht Konflikte wahrscheinlicher und umso wichtiger ist es, miteinander im Gespräch zu bleiben.Die Grundlage für ein gut funktionierendes Arbeitssystem ist unter anderem ein wertschätzender Umgang und wohlwollende Gesprächskultur, für die der Dialog einen konstruktiven Beitrag leisten kann.


Paare und Familien im Dialog


Jedes Paar sollte sich um eine gute Gesprächskultur bemühen. Das erleichtert zum einen das Zusammenleben. Zum anderen schauen sich auch die Kinder von den Eltern ab, wie man miteinander redet, sich informiert und wie man Konflikte austrägt.


Hilfreich für eine gute Kommunikation in der Familie ist es, wieder zum Dialog zu finden. Und dieser Dialog braucht Zeit, braucht Zuhörer und das Verständnis, den Gegenüber zu „verstehen“. „In einer Gesellschaft, in der wenig über persönliche Befindlichkeiten, Anliegen, Wünsche und Ängste gesprochen wird, sehen wir im Dialog eine Chance, miteinander wieder ins Gespräch zu kommen und sich anzunähern“, erklärt Susanne Fischer.


Was Paaren und Familien in der Kommunikation oft schwerfällt, ist das Ansprechen von persönlichen Bedürfnissen und Gefühlen. Leichter ist es, jemanden zu beschuldigen und für die eigenen Befindlichkeiten verantwortlich zu machen. „Ein Dialog ist die Möglichkeit, solche Verhaltensmuster zu unterbrechen“, sagen die beiden Experten. „Schaut, wie viel ihr über euch erzählt und wie viel über andere. Das Reden über andere bringt euch und eure Gesprächspartner nicht wirklich weiter. Und Tratsch mag vielleicht unterhaltsam sein, ist aber selten wohlwollend und lenkt vom Wesentlichen ab.“


Dialog statt Diskussion


Heute wird vor allem zeitsparend und effizient kommuniziert. „Zeit zum Reden wird beschränkt auf Informationen und Zuhören wird vermieden“, sagt Erhard Reichsthaler. „Es wird diskutiert oder gesmalltalkt, Gespräche, in denen man etwas über den anderen erfährt, sind Seltenheit. Eine Gesprächsform, die fast ausgestorben ist, ist der Dialog.“


Er besteht im Wesentlichen darin, dass jemand interessiert ist an einer persönlichen Stellungnahme des Gegenübers und auch gezielt danach fragt. „Und das geht nicht im Vorbeigehen und nebenbei“, erklärt Susanne Fischer. „Das braucht Zeit, einen ungestörten Raum und vor allem das Inte-resse des Gegenübers.“


Ein Dialog braucht keine Bewertung, keine Antworten und benötigt keine „Lösungen“ oder „Ergebnisse“. Vielmehr ist er ein Prozess, der sich nicht in einem Gespräch „erledigen“ lässt.


Im Dialog möchte man erfahren, wie es dem Gegenüber geht, was ihn bewegt, ihn beschäftigt, ihm Sorgen macht, aber auch freut und wofür er dankbar ist.


„Leider nehmen wir uns heute zu wenig Zeit für Gespräche, weil Zeit materiell bewertet wird – vor allem dort, wo das Familiensystem und das Arbeitssystem ineinandergreifen“, sagen die Experten. „Wo man heute Zeit investiert, muss etwas rauskommen, das messbar und vorweisbar ist.“


Und genau dort liegt der Knackpunkt, wenn Familien- und Arbeitssystem so eng verbunden sind, wie auf den Höfen. Denn das Reden, der Dialog, kann das Klima im System verändern. Und wenn das Klima im Familiensystem stimmt, dann tut das auch dem Arbeitssystem gut.


Fünf Regeln für den Erfolg


Damit der Dialog funktioniert, sollten Sie einige Punkte beachten. Susanne Fischer und Erhard Reichsthaler empfehlen, zunächst folgende Fragen zu klären:


  • Wann und wie lange nehmen wir uns für das Gespräch Zeit?
  • Wo sind wir ungestört beim Reden? Wo können wir uns ohne Ablenkung durch Kinder, Kunden, Mitarbeiter, Besucher und Telefon unterhalten?


Sind diese Fragen beantwortet, helfen folgende Punkte, einen erfolgreichen Dialog zu führen:


  • Die zur Verfügung stehende Zeit wird durch die Anzahl der Teilnehmer dividiert, jeder hat gleich viel Redezeit. Bei einer Stunde und drei Teilnehmern 20 Minuten, die nur ihm zur Verfügung stehen – egal ob redend oder schweigend nachdenkend – in dieser Zeit redet niemand sonst.22


  • Zuhören ist beim Dialog mindestens genauso wichtig wie das Erzählen. Während man zuhört, ist die eigene Meinung nicht gefragt. Deshalb antwortet man auch nicht auf das Gehörte, sonst entsteht schnell wieder das was wir gewohnt sind: Diskussionen, Rechtfertigung und Rechthaberei. Es geht beim Zuhören ausschließlich darum, den anderen besser verstehen zu lernen.23


  • Jede/r redet nur über sich selbst. Wie geht es mir, wie denke ich über eine bestimmte Sache, was freut mich, wofür bin ich dankbar? Nur so erfahren Dialogpartner Wesentliches voneinander, Dialog ist kein Erzählen von Tratschgeschichten oder Reden über andere oder Bewerten von anderen.24


  • Nach der vereinbarten Zeit findet der Dialog seinen Abschluss, am besten, indem man sich bedankt. Es braucht keine „Nachbesprechung“ und keinen Kommentar.25


  • Treffen zu Dialogen sollten in regelmäßigen Abständen stattfinden.26


Übung macht den Meister


Für den einen mag es einfach sein, sich auf einen Dialog einzulassen. Für viele jedoch wird es eine Überwindung sein, schließlich ist diese Form der Kommunikation zunächst neu, ungewohnt und intim. Doch hier heißt es: ausprobieren und dranbleiben! Denn wenn Sie sich auf den offenen Dialog mit der Partnerin oder dem Partner, den Eltern oder den Kindern einlassen, dann wird es Ihnen irgendwann nicht mehr schwer fallen. Sie müssen sich nur darauf einlassen – und sich die Zeit nehmen!


anja.rose@topagrar.com

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