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Winterweizen: Welche Sorten anbauen?

Lesezeit: 6 Minuten

Nach Auswertung der Landessortenversuche 2015 verschiebt sich das Sortenspektrum bei Winterweizen. Welche Erträge bringen die Sorten im mehrjährigen Schnitt? Welche Sorten stehen offiziell in der Empfehlung? Antworten von Ulrike Nickl* und Dr. Lorenz Hartl*.


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Ertragstarke Weizensorten haben meist einen geringen Proteingehalt, da Ertrag und Proteingehalt negativ miteinander korrelieren. Wegen der vielen Sorteneigenschaften lässt sich kaum eine Sorte finden, die alle gewünschten Eigenschaften im optimalen Bereich vereint.


Die Sortenwahl stellt somit immer einen Kompromiss dar. Grundsätzlich sind Ertragsleistung und -stabilität wichtige Entscheidungskriterien. Wer Qualitätsweizen mit entsprechenden Zuschlägen erzeugen will, sollte E- oder A-Weizen mit hohen und stabilen Fallzahlen sowie hohen Proteingehalten bevorzugen. Unabhängig von der Produktionsrichtung sollte Wert gelegt werden auf Standfestigkeit, Resistenz gegen Gelbrost, Blattseptoria und Ährenfusarium sowie auf ein Mindestmaß an Winterhärte. Die staatlichen Landessortenversuche, besonders die regionalen Sortenempfehlungen, helfen, eine passende Sorte zu finden. Die komplette Sortenempfehlung für die bayerischen Anbaugebiete finden Sie in Übersicht 2, die Lage der Anbaugebiete auf der Karte links (Übersicht 1). Welche Erträge die empfohlenen Sorten in den unterschiedlichen Anbaugebieten bringen, zeigt Übersicht 3 auf Seite 22.


Im Folgenden beleuchten wir einige ausgewählte Sorten, die für Bayern empfohlen werden bzw. die zukünftig interessant sein könnten. In den Sortenbeschreibungen werden vorrangig die Besonderheiten einer Sorte beschrieben. Hebt sich eine Sorte in einer bestimmten Eigenschaft nicht deutlicher vom Versuchsmittel ab, wird das Merkmal in der Regel nicht erwähnt. Bei den aufgeführten Kornerträgen handelt es sich stets um mehrjährige Ergebnisse.


E-Weizen:

Akteur, der viele Jahre den E-Weizenmarkt dominierte, wird aufgrund seiner Krankheitsanfälligkeit heuer wahrscheinlich letztmalig von der Beratung zum Anbau empfohlen. Wenn die vom Handel geforderten Proteingehalte (meist 14 bis 15 %) erreicht werden, findet er guten Absatz. In der intensiven Stufe erreicht die später reifende Sorte einen Kornertrag von relativ 90 bis 93 % bezogen auf das Versuchsmittel. In der extensiven Stufe 1 ist er deutlich schlechter. Akteur zeichnet sich durch einen hohen Proteingehalt und seine sehr gute Fallzahlstabilität aus. Aufgrund seiner Anfälligkeit gegen Gelbrost, Blattseptoria und Mehltau benötigt die längerstrohige Sorte intensiven und frühen Fungizidschutz. Bei hohem Krankheitsdruck litt häufig die Kornqualität.


Kerubino ist in Österreich zugelassen und wird als E-Weizen im Handel akzeptiert. Für das E-Weizensegment ist der Ertrag von 93 bis 98 % sehr gut. Bei ertragsstarken E-Weizen wie Kerubino ist es aber schwierig, den geforderten hohen Proteingehalt zu erzielen. Mit Kerubino kann aufgrund der guten Erträge auch die Produktion von A-Weizen mit geringerem Anspruch an den Proteingehalt wirtschaftlich sein. Der früher abreifende Kerubino bildet dichte Bestände. Er ist anfällig für Gelbrost und hat eine schwache Resistenz gegen Mehltau.


Axioma, eine interessante neuere Sorten, die noch nicht lange genug im LSV steht, um empfohlen zu werden, zeichnet sich durch einen sehr hohen Proteingehalt aus. Im Ertrag zählt er dagegen zu den schwächeren E-Weizen. Neben einer ausgeglichenen und guten Blattgesundheit besitzt er auch eine gute Fusariumresistenz. Halmverkürzer benötigt Axioma aufgrund seiner geringen Lagerneigung kaum.


A-Weizen:

Impression bringt mehrjährig mit relativ 93 bis 98 % Ertrag ein unterdurchschnittliches Ergebnis. Sein Proteingehalt liegt im mittleren Bereich, seine Fallzahlstabilität ist gut. Ihn zeichnet vor allem seine gute Fusariumresistenz aus. Die später reifende Sorte hat eine geringe Gelbrostanfälligkeit, ist jedoch anfällig für Braunrost. Mit seiner als „mittel“ eingestuften Septoriaresistenz, zählt er auch hier zu den Anfälligeren im Sortiment.


Julius, mit Relativerträgen zwischen 95 und 101 %, weist in den bayerischen Versuchen Proteingehalte im mittleren A-Weizenbereich auf. In den Jahren zuvor war seine gute Fallzahlstabilität bzw. ausgeprägte Winterhärte wichtig. Zudem hat die später reifende Sorte eine gute Resistenz gegenüber Gelb-rost. Die vergleichsweise schwache Fusariumresistenz muss beachtet werden und macht ihn nach Mais riskant.


Meister erzielt leicht unterdurchschnittliche Relativerträge von 96 bis 100 %. Er hat ein großes Korn, einen mittleren bis hohen Proteingehalt, gute Backqualitätseigenschaften und eine gute Fallzahlstabilität. Die schwächer bestockende und standfeste Sorte weist eine mittlere bis geringe Resistenz gegenüber Braunrost auf. Auch bei Gelb­rost zählt er zu den anfälligeren Sorten. Seine Winterhärte ist unterdurchschnittlich, seine Reife etwas später.


Kometus hat ein knapp durchschnittliches Ertragsergebnis in der intensiven Stufe von relativ 96 bis 99 %. Er zählt wie Meister zu den proteinreicheren A-Weizen. Hervorzuheben sind seine sehr hohe Fallzahlstabilität und die gute Fusariumresistenz. Er eignet sich somit nach Maisvorfrucht. Negativ fällt seine starke Gelbrostanfälligkeit und sein schwaches Abschneiden in Stufe 1 auf. Praxisbestände müssen deshalb früh intensiv beobachtet werden. Standfestigkeit und Mehltauresistenz sind dagegen gut. Für Braunrost ist er anfälliger und gegenüber Blattseptoria besitzt er nur eine mittlere Resistenz. Tausendkorngewicht (TKG) und Winterhärte sind unterdurchschnittlich.


Patras liefert mittlere Proteingehalte und Erträge. Die dünnere Bestände bildende Sorte besitzt ein hohes TKG. Bis auf die nur mittlere Braunrost- und Blattseptoriaresistenz bewegen sich seine Merkmalseinstufungen im Bereich des Sortimentmittels.


RGT Reform, dieses Jahr neu in der Sortenempfehlung, bringt in beiden Behandlungsstufen hohe Erträge, einen leicht unterdurchschnittlichen Proteingehalt sowie ein hohes Hektolitergewicht. Er ist kurzstrohig und standfest. Neben einer guten Braunrostresistenz besitzt die etwas später reifende Sorte ausgeglichene Resistenzen gegenüber den anderen Krankheiten.


Rebell zeigt mit relativ 101 bis 107 % eine überdurchschnittliche Ertragsleistung, allerdings bei nur mittlerem bis geringem Proteingehalt. Er ist kurzstrohig, besitzt ein unterdurchschnittliches TKG und eine schwächere Winterhärte. Seine Resistenzen gegenüber Blattseptoria und Fusarium sind nur mittel, die gegen Gelbrost dagegen gut. Positiv ist die gute Halmbruchresistenz. Am Standort Arnstein (Unterfranken) konnte er mehrjährig seine Stoppelweizeneignung unter Beweis stellen. Deshalb wird er zum Anbau nach Getreidevorfrucht empfohlen.


B-Weizen:

Rumor erzielt Relativerträge von 101 bis 106 %. Bei Gelbrostbefall fiel der Ertrag der stärker bestockenden Sorte wegen der nur mittleren bis geringen Resistenz in der extensiven Stufe ab. Der früher abreifende Weizen besitzt eine gute Braunrostresistenz. Ansonsten zeigt er sich ausgeglichen.


Interessante Neuzulassungen sind Benchmark und Faustus. Sie zeigten sich heuer sehr ertragreich. Benchmark ist, abgesehen von der schwächeren Resistenz gegenüber Braunrost und der nur mittleren Fusariumresistenz, gesund. Die Winterhärte ist unterdurchschnittlich. Faustus ist ein standfester und früher Weizen mit einer nur mittleren Mehltauresistenz bei sonst ausgeglichener Blatt- und Ährengesundheit.


C-Weizen:

Elixer setzt mit 104 bis 110 % Relativertrag den Maßstab. Aufgrund seiner guten Gelbrostresistenz ist er auch in der extensiven Stufe sehr ertragsstark. Seine Resistenz gegen Mehltau und Braunrost ist ebenfalls gut. Ein Manko ist seine nur mittlere bis geringe Standfestigkeit.


Landsknecht liefert Relativerträge von 105 bis 107 %. In der extensiven Stufe schneidet er wegen seiner schwachen Gelbrostresistenz schlechter ab. Bei ansonsten ausgeglichenen Eigenschaften fällt seine gute Widerstandsfähigkeit gegenüber Braunrost und Halmbruch auf. Beide, Elixer und Landsknecht, kamen mit der Weizenvorfrucht in Arnstein gut zurecht und brachten dort mehrjährig hohe Erträge.

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