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„Wir haben gelernt, mit dem Maiswurzelbohrer zu leben“

Lesezeit: 4 Minuten

Österreich setzt zur Bekämpfung sowohl auf die Fruchtfolge als auch auf biologische und chemische Maßnahmen.


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Bis zu 8500 Käfer hat die Landwirtschaftskammer (LK) Steiermark in diesem Jahr an den Messstellen in der Hotspotregion des Maiswurzelbohrers gezählt. Aber auch der Durchschnitt von fast 2800 Käfern pro Falle zeigt, dass der Befallsdruck erneut sehr hoch war (Übersicht 3).


Fruchtfolge wichtigste Maßnahme:

Neben der Steiermark sind auch die angrenzenden Bundesländer Burgenland, Niederösterreich und Kärnten stark betroffen. „Die Höhe der Population steht in direktem Zusammenhang mit dem Maisanteil an der Ackerbaufläche einer Region“, erklärt Katharina Wechselberger, Biologin am Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES).


Doch trotz der anhaltend hohen Käferzahl fallen die Schäden in den meisten Gebieten sehr gering aus. Als ein Grund dafür geben die Berater die Feuchtigkeit an, die zu einer sehr guten Wurzelausbildung beigetragen habe und die Pflanzen daher widerstandsfähiger seien. Durch die hohen Temperaturen habe sich der Mais zudem zum Teil so schnell entwickelt, dass der Käfer erst flog, als die Blüte schon in vollem Gange war. Dadurch konnten sie keine große Fraßschäden an den Narben anrichten. Die Berater im Land sind sich einig, dass der Verzicht des Anbaus von Mais nach Mais in der Fruchtfolge die wichtigste Gegenmaßnahme gegen Diabrotica ist. Seit 2012 gibt es die gesetzliche Regelung, dass Mais nur drei Jahre hintereinander auf einer Fläche angebaut werden darf. Die Saatmaisproduktion ist davon ausgenommen.


In der Steiermark darf Mais seit dem Jahr 2017 höchstens zweimal in Folge auf einer Fläche stehen. Angesichts der zurückgegangenen Schäden fordern Landwirte aber mittlerweile die Rückkehr zur dreijährigen Variante.


Zusätzlich Insektizide:

Neben einer weiteren Fruchtfolge werden ab einer Schadschwelle von 0,5 bis 0,7 Käfern pro Pflanze nach einer Nichtmaisvorfrucht oder bei 0,75 bis 1 Käfer pro Pflanze nach Mais chemische und biologische Mittel empfohlen. Gegen die Larven wird aktuell das Saatfurchengranulat Belem eingesetzt. „Die Wirksamkeit ist allerdings zumindest bei Mais auf Mais nicht so großartig“, erklärt Beraterin Christine Greimel. In Oberösterreich wird es nur bei Saatmais eingesetzt.


Zugelassen ist zudem das Nematoden-Produkt „Dianem“. Ein Praktiker, der damit schon seit 2013 Erfahrung hat, ist August Jost aus Murfeld in der Südsteiermark. Er bringt es mit 200l Wasser je Hektar in die Saatfurche aus. Dazu hat er die Sämaschine mit speziellen „Injektionsscharen“ ausgestattet. Jost lobt vor allem die Wirkung des seit 2017 verfügbaren zweiten Stammes an Nematoden. „Der neue Stamm wirkt besser als das chemische Mittel“, so Jost. Mit 57€/ha ist er zudem nur unwesentlich teurer als Belem (ca. 45€/ha).


Mit Soiltonic gibt es darüber hinaus einen Bodenhilfsstoff, der gegen die Larven wirken soll. Das Mittel besteht aus Pflanzenextrakten und Spurenelementen und soll beim Mais zu besserem Wurzelwachstum führen. „Außerdem wirkt der darin enthaltene Alkohol als Repellent gegen die Larven“, so Herfried Neumeister von der Fa. Oget, der Soiltonic mitentwickelt hat.


Insektizid gegen Käfer:

Den Käfer selbst kann man mit Insektiziden bekämpfen. Zugelassen sind Biscaya, Mospilan 20 SG und Steward. Da man für die Ausbringung aber Spezialgeräte mit der entsprechenden Bodenfreiheit benötigt, sei die Anschaffung laut Berater vor allem überbetrieblich sinnvoll.


Der Sexuallockstoff Corn Protect, der die Paarung verhindert, konnte sich in der Praxis nicht durchsetzen. Das Problem: „Es muss großflächig angewendet werden, um eine Wirkung zu erzielen. Zudem hält sie nur etwa drei Wochen an“, so Marion Seiter von der Landwirtschaftskammer Oberösterreich. Für Expertin Wechselberger könnten auch Maissorten mit einem besseren Standvermögen einen wichtigen Beitrag leisten, mit dem Maiswurzelbohrer auszukommen.


Als Fazit hebt Beraterin Greimel hervor: „Wir haben gelernt, mit dem Maiswurzelbohrer zu leben und richtig damit umzugehen. Es ist möglich, seine Ausbreitung durch geeignete Maßnahmen zu verzögern. Allerdings wird man die weitere Verbreitung in Europa nicht mehr verhindern.“Torsten Altmann

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