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Wird der Roggenanbau wieder attraktiver?

Lesezeit: 5 Minuten

Mit trockenen Jahren kommt der Roggen oft besser klar als andere Getreide und auch die gefürchtete Mutterkornbelastung ist in den meisten Jahren beherrschbar. Drei Überzeugungstäter berichten.


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Der Roggen ist für mich die ertragssicherste Frucht im Betrieb. Einen Totalausfall hatten wir dabei noch nie, bei Braugerste dagegen schon“, berichtet Martin Weißmann aus Leupoldsdorf (Lkr. Wunsiedel). Erst im vergangenen Jahr verzeichnete der Ackerbauer und Färsenmäster starke trockenheitsbedingte Ertrags- und Qualitätseinbußen bei der Gerste. Auf seinen lehmigen Sandböden bringt sein Hybridroggen 80dt/ha, oft auch mehr.


Auch Fred Wunderlich aus Grub-Weißenstadt (Lkr. Wunsiedel) schwört seit Jahren auf den Roggen: „Er passt arbeitswirtschaftlich gut in unsere Kartoffelfruchtfolge und schafft auch in trockenen Jahren noch bis zu 70 dt pro ha.“ Bei guter Witterung komme er sogar auf 100 dt/ha. Beide Ackerbauern haben ihre Roggenflächen aber nicht nur aus pflanzenbaulichen Gründen mit der Zeit auf heute jeweils 15 ha ausgedehnt.


Regionaler Vertragsanbau


Grund dafür ist auch ihr guter Vertrag mit der Firma PEMA Vollkorn-Spezialitäten KG in Weißenstadt, die pro Jahr ca. 1800t konventionellen Roggen von 34 Landwirten aus der Region verarbeitet. „Wir zählen auf langfristige Partnerschaften mit den Landwirten in unserer Region und zahlen den Erzeugern einen fairen Preis “, sagt Tanja Reinel-Tröger von PEMA.


Zusätzlich zum Vertragspreis, der regelmäßig 2 bis 3 €/dt über dem Marktniveau von etwa 14 bis 16€/dt in der Ernte liegt, erhalten die Landwirte für die Lagerung des Roggens ab Oktober bis zum Abruf von PEMA pro Dezitonne einen Lagerzuschlag. „Vor allem in Jahren mit schlechten Braugerstenpreisen und wenn der Roggen nicht getrocknet werden muss, ist der Anbauvertrag attraktiv“, sagen sie einhellig.


Neben der Möglichkeit zur Lagerung und Trocknung des Getreides gehören das Ausbringungsverbot von Klärschlamm, die Verwendung von Z-Saatgut, die einmalige Reinigung des Getreides sowie die Einhaltung der GQB-Kriterien zu den Anbauauflagen. Die Fallzahl sollte bei mindestens 120 Sekunden liegen, für Mutterkorn gilt aktuell der Grenzwert von 0,05 mg je kg, die EU will den Wert allerdings weiter reduzieren. In den allermeisten Jahren mache die Mutterkornbelastung des Roggens kein Problem. „Bei der Ernte 2018 konnten wir einige Chargen aufgrund erhöhter Werte nicht annehmen“, sagt Reinel-Tröger.


Was tun gegen Mutterkorn?


Fred Wunderlich und Martin Weißmann setzen im Kampf gegen Mutterkorn auf den Einsatz des Pfluges, auf kurze Bestände und auf eine gute Feldrandhygiene. Außerdem achten sie schon bei der Sortenwahl auf eine geringe Mutterkornbelastung. „Die neuen Hybridsorten machen deutliche Fortschritte“, so Weißmann. Er hat in diesem Jahr die Sorte Tayo (KWS) angebaut, Wunderlich vergleicht 2020 Trebiano mit Serafino (beide KWS) miteinander. „Die Hauptursache für Mutterkorn, die Witterung, können wir aber nicht beeinflussen“, sagen die Praktiker. In Befallsjahren ist dann die Reinigung des Ernteguts über Farbausleser in den Mühlen unverzichtbar.


Die Anbaupraxis der beiden Roggenprofis ähnelt sich: Sie grubbern nach der Sommergerste, pflügen und säen den Roggen Anfang bis Ende Oktober per Kreiseleggen-Drillkombination aus.


Welche Saatstärke wählen?


Um Saatgutkosten zu sparen, hat Martin Weißmann die Aussaatstärke mittlerweile auf 180 Körner/m² reduziert. Durch das trockene Frühjahr fehlt es allerdings an der Bestockung, sodass ihm seine Roggenbestände jetzt eher zu dünn sind. Auch die Düngergaben von insgesamt 100 kg Stickstoff pro Hektar in Form von ASS und KAS im Frühjahr konnten die Pflanzen durch zu wenig Wasser kaum nutzen. „Vermutlich werde ich die Saatstärke wieder auf 250 Körner/m² erhöhen.“ Berufskollege Wunderlich setzt auf 300 Körner pro m² und düngt 140 kg N/ha.


Im Herbst setzen beide auf eine Herbizidbehandlung mit Baccara forte (0,9 bis 1 l) im Vorauflauf. Für den frühen Einsatz des Halmverkürzers Cycocel war es in diesem Frühjahr zu trocken, daher griffen die Ackerbauern erst zur 1. Knotenbildung zu Countdown mit 0,5 l Aufwandmenge. „Durch die zunehmende Trockenheit reicht eine Behandlung mit Wachstumsreglern, früher waren es zwei, damit der Bestand nicht ins Lager geht“, sagt Wunderlich.


Der Braunrostgefahr müsse er jedoch noch mit zwei Fungizidbehandlungen begegnen. Für Weißmann reicht ein Durchgang mit 1l Rubric. „Mehltau spielt bei uns kaum eine Rolle.“


Die Mühlen berichten von einer konstanten Nachfrage nach Roggen für Konsumzwecke. Bei Ökoroggen sei ein Absatzplus zu verzeichnen, durch reichliches Angebot sei der Preisunterschied zu konventioneller Ware aber gering.


Potenzial im Futtertrog?


„Die Coronakrise hat uns zuletzt einen Roggenboom beschert, weil mehr Leute wieder zu Hause backen“, beobachtet Manfred Jesser von der Jesser Mühle in Hardthausen am Kocher (Lkr. Heilbronn). Marktexperten sehen in der Verwertung über den Futtertrog aber noch deutlich mehr Potenzial, weil Roggen die Stickstoff- und Phosphorgehalte in der Gülle reduziere und zum Tierwohl beitrage.


Befürworter führen auch seine höhere Stickstoffeffizienz im Vergleich zu Winterweizen an. Martin Munz von der Saaten-Union verweist z.B. auf die Landessortenversuche am Hochertragsstandort Krauchenwies. Dort brachte der Roggen im Mittel von 2014 bis 2019 ohne Fungizide im Vergleich zu A-Weizen einen Mehrertrag von 6,7 dt pro ha! Und das bei einem um mindestens 50kg/ha geringeren N-Bedarf. Selbst in der behandelten Stufe erzielte der Roggen noch knapp 4 dt/ha mehr.

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