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Wird Gelbweizen künftig interessanter?

Lesezeit: 4 Minuten

Erste Praktiker setzen auf den Anbau von Gelbweizen, weil er trotz niedriger Erträge gute Deckungsbeiträge verspricht. Zwei Pioniere berichten über ihre Praxiserfahrungen.


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Fünf Jahre ist die Anfrage der Oberen Mühle Gosbach in Bad Ditzenbach (Lkr. Göppingen) inzwischen her. Sie wollte sich mit Gelbweizen vom Markt abheben und war auf der Suche nach einem Praktiker. Seitdem baut Karl Lutz aus Schlat die alte Weizensorte an. In diesem Jahr auf circa 2,2ha.


Dem Biobauer Hans-Jörg Beck aus Mönchsdeggingen (Lkr. Donau-Ries) ging es ähnlich. Ihn und einen weiteren Berufskollegen hat die Mailänder Mühle in Möttingen zum Gelbweizen gebracht: „Die Kultur macht seit sechs Jahren auf jeweils etwa 2 ha unsere viergliedrige Fruchtfolge komplett“, sagt der Landwirt, der 27 ha bewirtschaftet und 70 Pensionsrinder sowie 15 Pensionspferde hält.


Gelbes Mehl


Das Besondere am Gelbweizen ist das gelbe Mehl, das durch einen höheren Luteingehalt verursacht wird. Auch der Klebergehalt ist höher. „Das Mehl ist vielseitig einsetzbar, zum Beispiel für Spätzle und Bisquit, außerdem verträglich und preislich für jedermann erschwinglich“, sagt Ruth Erhardt-Zonka von der Oberen Mühle Gosbach.


2,5 kg Gelbweizenmehl Type 550 verkauft sie für 4,50 € in ihrem Mühlenladen. Außerdem bietet sie Grieß und Nudeln aus der Urweizensorte an. Nach Aussage der beiden Mühlen decke das Angebot derzeit die Nachfrage, die von Privatleuten oder von Bäckereien komme.


Niedrigere Erträge


Am Bestand selbst sieht man erst auf den zweiten Blick Unterschiede zum herkömmlichen Weizen: Die Ähren sind kürzer, die Körner kleiner und leichter. Der Anteil an Schmachtkörnern ist höher, die Bestände sind uneinheitlicher.


Im Bioanbau holt Beck etwa 35 bis 45 dt vom Hektar. Lutz kam im konventionellen Anbau im ersten Jahr auf 60 dt, heute im Schnitt noch auf 50 dt pro ha. „Die Erträge schwanken stark.“ Bei E-Weizen erreicht er 90 dt/ha.


Weil die Mühlen den Pionieren die geringeren Erträge durch höhere Preise ausgleichen, halten die Bauern ihnen die Stange. Lutz erhält in der Regel 40% mehr als für E-Weizen. Biobauer Beck bekommt im Vergleich zu Biodinkel stabil 2 €/dt mehr. „So sind die Deckungsbeiträge der beiden Kulturen letztlich gleich.“


Saubere Bestände


In der Fruchtfolge des Naturlandbetriebes steht der Gelbweizen nach Dinkel und vor Kleegras. Nach der Abfuhr des Dinkelstrohs grubbert Beck die Flächen ein- bis zweimal. Die Aussaat erfolgt mit der Saatbettkombination mit Zinkenrotor ca. Mitte Oktober.


Lutz setzt nach der Körnermaisernte auf den zweimaligen Einsatz der Scheibenegge im Abstand von zwei Wochen. Die Aussaat erfolgt Ende Oktober. Bei den Sorten haben bisher beide Landwirte keine große Auswahl, die Mühlen besorgen das Saatgut für sie.


Bei der Saatstärke gehen ihre Meinungen auseinander: Beck sind die empfohlenen 150 kg/ha zu wenig: „Ich bevorzuge dichtere Bestände, die das Unkraut unterdrücken. Daher säe ich 200 kg.“ Er striegelt die Fläche zweimal im Abstand von zwei Wochen. Disteln und Ampfer zieht er von Hand aus.


Lutz sät 120 bis 130 kg/ha aus. „Mehr bringt nichts, der Bestand reguliert sich selber.“ Gegenüber Ackerfuchsschwanz zeige er sich toleranter als normaler Winterweizen. „Auf eine Herbizidmaßnahme kann ich aber nur bei später Saat verzichten.“ Mit Trockenheit komme Gelbweizen einen Tick besser klar, meinen die Praktiker. Zur Reife brauche auch er Wasser. „Daher steht er auf meinen besseren Böden.“


Die Beratung preist den Gelbweizenanbau aktuell an, weil er mit weniger Insektiziden auskommen soll. Karl Lutz kann das bestätigen, ohne eine intensive Bestandsbeobachtung und ohne mindestens zwei Fungizidmaßnahmen gehe es aber nicht. „Gelbrost, Braunrost, Spelzbräune – Gelbweizen nimmt alles mit.“


Auch der Stickstoffaufwand (220 bis 240 kg ohne Nmin) sei derselbe wie bei E-Weizen. Biobauer Beck bringt vor Rindergülle rund 10 t Pferdemist aus. Der Gelbweizen bestockt zwar stärker als herkömmlicher Weizen, wird aber fast so hoch wie Roggen. Daher ist im konventionellen Anbau auch der Einsatz eines Wachstumsreglers ratsam. Geerntet wird Gelbweizen in der Regel eine Woche vor E-Weizen bei maximal 14,5% Feuchte und 14% Protein.


silvia.lehnert@topagrar.com

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