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Biomilch: Wie stabil ist der Markt?

Die Anlieferung von Biomilch ist im letzten Jahr stark angestiegen. Nimmt der Markt diese Mengen auf? Südplus sprach darüber mit Milchmarkt-Experte Rüdiger Brügmann.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Anlieferung von Biomilch ist im letzten Jahr stark angestiegen. Nimmt der Markt diese Mengen auf? Südplus sprach darüber mit Milchmarkt-Experte Rüdiger Brügmann.


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SÜDPLUS: Im letzten Jahr lieferten die Erzeuger bundesweit 18,1 % mehr Biomilch an die Molkereien. In Bayern und Baden-Württemberg betrug das Plus 16,5 % bzw. 86 Mio. kg. Hat die Branche mit solchen Mengen gerechnet?


Rüdiger Brügmann: Nicht ganz. Die Liefermengen der neu umgestellten Biobetriebe waren alle vorher schriftlich vereinbart und durch die Abfrage der Molkereien wussten sie auch bei

bestehenden Lieferanten über die Mengenentwicklung Bescheid. Solche Abfragen sind mittlerweile ein wichtiger Faktor. Dass Betriebe wachsen war also bekannt, nur die Wachstumsraten waren ab Herbst höher als erwartet. Dafür sind vermutlich das milde Winterhalbjahr 2017/2018 und gute Silage- und Heuqualitäten verantwortlich.


SÜDPLUS: Ist die große Welle der Umsteller durch?


Brügmann:Ja. Die Zuwächse werden sich in der Statistik aber noch bis Mitte 2018 auswirken, weil die Neubetriebe hauptsächlich im zweiten Halbjahr 2017 dazugekommen sind. Zudem haben Anfang 2018 die letzten Umsteller ihre Bio-Anerkennung erhalten. Insgesamt rechne ich daher für das Gesamtjahr 2018 mit einem ähnlichen Wachstum wie 2017, prozentual ca. 15 %.


SÜDPLUS: Am Markt waren die gestiegenen Mengen bisher offenbar gut unterzubringen, denn die Milchpreise sind stabil ...


Brügmann: Ja, die Biomolkereien haben die hohen Zuwächse zum Jahresende 2017 dank des weiterwachsenden Marktes gut im deutschen Handel platzieren können. Das ist eine tolle Leistung! Die Mengen, die in deutschen Molkereien verarbeitet wurden, lagen laut BLE-Statistik bei rund 1,14 Mrd. kg. Das heißt, in Deutschland wird nach wie vor mehr Biomilch verarbeitet als angeliefert. Gleichzeitig sinkt der Importanteil und der Selbstversorgungsgrad steigt. Diese Entwicklung setzt sich auch 2018 fort.



SÜDPLUS: Das heißt, der Verbrauch wächst weiter?


Brügmann:Der Marktzuwachs ist weiterhin gut. Die Verbraucher fragen Bioprodukte aus der Region nach. Der Handel reagiert darauf und vergrößert kontinuierlich sein Biosortiment – insbesondere der LEH, Supermärkte und Discounter. Nach Angaben der AMI ist die Nachfrage bei Biokäse und Biokonsummilch 2017 um mehr als 12 % gestiegen, bei Butter um knapp 9 %. Ebenso stieg der Absatz an Großverbraucher, an die Gastronomie und an die Industrie. Und auch der Export gewinnt an Bedeutung.



SÜDPLUS: Das spricht weiterhin für ein stabiles oder gar steigendes Preisniveau, oder?


Brügmann: Ich gehe davon aus, dass das Preisniveau weitgehend stabil bleibt. Es werden saisonale Schwankungen auftreten, wie jedes Jahr. Hier haben einige Molkereien mit ihren Liefergemeinschaften Vereinbarungen getroffen, die im Winterhalbjahr saisonale Zuschläge und im Sommer entsprechende Abschläge beinhalten.






SÜDPLUS: Wenn die Marktaussichten so positiv sind und wir noch ein Drittel der Biomilch importieren: Warum bremsen die Molkereien jetzt bei der Anlieferung?


Brügmann: Die Anlieferungskurve ist bei der Biomilch besonders stark saisonal ausgeprägt. Das heißt, mit Beginn der Weideperiode und der Frischgrasfütterung steigen die Mengen in der Regel nochmal an. Betriebe mit saisonaler Abkalbung tragen zusätzlich zu dieser Entwicklung bei. Die Landwirte können mit ihrem Anlieferungsverhalten jetzt für stabile Märkte sorgen. Die Importmengen können sicher nicht auf einen Schlag ausgetauscht werden, das erfolgt schrittweise. Der Verbraucher will Vielfalt und unsere Molkereien exportieren ihre Biofruchtjoghurts mit gutem Erfolg auch in andere Länder.



SÜDPLUS: Wenn Anlieferungsmengen so schnell steigen wie zuletzt, ist ein gutes Rohstoffmanagement gefragt. Welche Rolle spielt hier der Biomilch-Spotmarkt?


Brügmann: Die Nachfrage nach Biomilch steigt kontinuierlich und nicht sprunghaft. Daher kann es sein, dass nicht alle Mengen der Neuumsteller am Anfang sofort ihren Weg ins Ladenregual finden. Damit kalkulieren aber die Molkereien so gut es geht und stellen lagerfähigere Produkte her, wie etwa Pulver, Butter und Käse. Wenn geringe Mengen übergangsweise schlechter verwertet werden müssen, so rechnen die Unternehmen das ebenso mit ein wie die Tatsache, dass saisonale Schwankungen und Feiertage die Verwertungsraten stark beeinflussen. Die Biomilchmengen, die am Spotmarkt gehandelt werden, sind sehr gering. Daher sind auch die Preise wenig aussagekräftig. Wer hier kurzfristig Milch unterbringen will, muss sicher sehr schwankende Preise in Kauf nehmen.


Das Interview führte top agrar-Südplus-Redakteurin Silvia Lehnert. Es stammt aus der aktuellen Ausgabe von Südplus


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Was sagen die Molkereien?



Sämtliche Biomilch-Molkereien in Süddeutschland hatten es in den letzten Monaten bei der Anlieferung mit zweistelligen Zuwachsraten zu tun. Die Molkerei Andechs hat ca. 15 % mehr Biomilch erfasst als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die Schwarzwaldmilch gibt eine Steigerung von über 20 % an.


Trotzdem seien Angebot und Nachfrage bisher noch ausgewogen, so die Molkereien. Das robuste Preisniveau der letzten Monate, das zwischen 48 und 53 ct/kg (bei 4 % Fett) lag, ist ein Beleg dafür. Kurzzeitig kursierten alarmierend niedrige Spotmarkt-Biomilchpreise von 20 ct/kg. Doch offenbar steht dahinter nur eine kleine Milchmenge und nur wenige Molkereien sind am Biomilch-Spotmarkt aktiv: „Wir können durch Biomozzarella oder Biopulver saisonale Spitzen gut ausgleichen und müssen nicht am Spotmarkt handeln“, sagt Dr. Norbert Bauer von der Bayernland eG. Wie es mit den Milchpreisen weitergeht, werden die Monate April und Mai zeigen. Denn dann ist bei Biomilch die Saisonspitze erreicht.


Etliche Unternehmen nehmen aktuell keine neuen Lieferanten auf. Es sei denn, sie passen gut ins bestehende Erfassungsgebiet, heißt es unisono. „Grundsätzlich appellieren wir an unsere Erzeuger, sich an ihrer Vorjahresanlieferungsmenge zu orientieren, um eine stabile Vermarktung gewährleisten zu können“, so Caroline von Ehrenstein von der Schwarzwaldmilch. -sl-

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