Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Ökolandbau

Bis nur noch nützliche Beikräuter da sind ...

Einen sauberen Bestand erreicht man im Ökolandbau durch eine geschickte Kombination von Maßnahmen. Tipps zur Unkrautregulierung von Erhard Gapp und Alexander Watzka.

Lesezeit: 6 Minuten

Diese drei Maßnahmen sind das Fundament einer effizienten Unkrautregulierung im ökologischen Marktfruchtbau: Eine standortangepasste Fruchtfolge mit Haupt- und Zwischenfrüchten, konkurrenzkräftige Bestände und eine zielkonforme Bodenbearbeitung.

Mit Striegel und Hacke regulieren Sie nach, nützliche Beikräuter sind zu akzeptieren. Bis zu einem solchen Bestand sind es nur vier Schritte:

Das Wichtigste zum Thema Süd extra freitags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

1. Immer dichte Bestände

Oberstes Ziel der Unkrautunterdrückung ist die Etablierung dichter, beschattender Bestände. Dafür müssen die Nährstoffverhältnisse, der Humusgehalt und das Bodengefüge stimmen.

Über die Fruchtfolge, Sortenwahl, sorgfältige Saat, organische Düngung sowie Art und Zeitpunkt der Bodeneingriffe steuern Sie die Hauptfruchtentwicklung ebenso wie den Unkrautbesatz. Passt das Anbausystem, dann treten ertrags- und qualitätsmindernde Unkräuter nur begrenzt auf.

2. Fruchtfolgen mit System

Das Verunkrautungsrisiko wird durch konsequente Umsetzung folgender Grundsätze reduziert:

Ein Kleegrasanteil über 20 % stellt nicht nur die nötige Bodenruhe sicher, sondern sorgt für die Fixierung von Stickstoff, stabilisiert das Gefüge und dient dem Humusaufbau. Gleichzeitig verdrängt es Beikräuter. Kaufen Sie aber nur speziell ampfergereinigtes Saatgut.

  • Ein Körnerleguminosenanteil unter 20 % verhindert Probleme mit der Pflanzengesundheit.
  • Ein Halmfruchtanteil unter 60 % ist ebenfalls förderlich für die Gesundheit der Bestände.
  • Ein Wechsel von Sommerung und Winterung vermeidet eine einseitige Verunkrautung.
  • Der Wechsel von Blatt- und Halmfrucht hält die Stoffwechselaktivität im Boden aufrecht und unterstützt ebenfalls die Pflanzengesundheit.

Die Beispiele aus der Übersicht zeigen typische Ökofruchtfolgen. Dichte über- bis mehrjährige Kleegrasgemenge verdrängen Unkräuter durch regelmäßige Mahd, starke Beschattung und Wurzelkonkurrenz. Die hohe N-Fixierleistung und biologische Bodenerschließung schaffen optimale Bedingungen für Folgekulturen. Zwischenfrüchte und Untersaaten bringen positive Effekte für die Bodenstruktur, den Bodenstoffwechsel und die Biodiversität.

3. Zielkonforme Bodenbearbeitung

Lockern und Schneiden – so oft wie nötig, so wenig wie möglich. Das ist das Grundprinzip bei der ökologischen Bodenbearbeitung.

Vermeiden Sie Verdichtungen durch hohe Radlasten und Befahren von zu feuchtem Boden sowie tiefes Vergraben von organischer Substanz. Unsere

Böden haben ein gutes Gedächtnis! Auf diese Fehler reagieren sie mit verstärktem Unkrautwachstum über mehrere Jahre.

Die Unkrautregulierung erfolgt im ökologischen Landbau hauptsächlich zwischen den Hauptkulturen.

Unkraut- und Ausfallsamen müssen Sie sofort nach der Hauptfruchternte durch eine flache Bearbeitung zum Keimen anregen. Folgebearbeitungen beseitigen die aufgelaufenen Unkräuter. Achten Sie dabei darauf, dass die Wurzeln locker an der Oberfläche abgelegt sind.

Gänsefußschar-Grubber mit 6 cm Scharüberlappung und/oder der Schälpflug sind dafür sehr gut geeignet. Finger- und Sternwalzen oder Striegel eignen sich als Nachläufer. Packerwalzen sind dabei eher ungünstig. Der Einsatz von Scheibeneggen ist bei geringem Unkrautdruck möglich, sie können allerdings Quecken vermehren.

Wurzelunkräuter regulieren Sie in der zweiten Jahreshälfte durch zeitversetzten und schrittweise tieferen Wurzelschnitt. Danach ist auf 18 bis 20 cm zu pflügen und eine dichte Folgekultur zu etablieren. Ackerkratzdistel verdrängen Sie durch Kleegras und Tiefenlockerung, Quecken durch Ausziehen und Austrocknen der Rhizome.

Pflügen: ja oder nein?

Vor anspruchsvollen Hauptkulturen auf etwa 20 cm Tiefe zu pflügen, bietet mehrfache Vorteile:

  • Einen „reinen Tisch“, hinterher arbeiten Hacke und Striegel verstopfungsfrei;
  • Zerkleinerte Wurzelstücke ausdauernder Unkräuter treiben aus 20 cm Tiefe nicht mehr aus;
  • phytosanitäre Wirkung durch Vergraben von Krankheitserregern und Störung der Mäusepopulation; 
  • Gepflügte Böden erwärmen sich im Frühjahr schneller. Wer auf den Pflug verzichtet, erzeugt ein dichter gelagertes Bodengefüge und begünstigt Wurzelunkräuter. Der Humusgehalt ändert sich nicht, er nimmt lediglich im Oberboden zu und im Unterboden ab.Wo immer möglich, sollten Sie aber die Bearbeitungsintensität aus Kostengründen und zugunsten des Bodens reduzieren. Kleegras und Zwischenfrüchte können als Untersaat etabliert oder pfluglos gesät werden. Eine reduzierte Bearbeitung bietet sich vor konkurrenzstarken Kulturen wie Roggen oder Hafer an.

Schon bei der Saat reagieren

Folgende Maßnahmen bringen mehr Spielraum für mechanische Pflegegänge im Vor- und Nachauflauf:

  • eine tiefe Saatgutablage, je nach Bodenart und Kultur;
  • eine hohe Saatstärke;
  • eine eher späte Saat.

Frühsaaten im Herbst fördern Ungräser wie Ackerfuchsschwanz oder den Hederich, Frühjahrssaaten in kalten Böden bremsen die Bestandsentwicklung. Das Saatbett ist nur so fein herzurichten, wie nötig. Denn je feiner es ist, desto mehr Beikrautsamen keimen. Ein „falsches Saatbett“ ca. zehn Tage vor der Saat regt die Unkrautkeimung an, die Keimlinge werden dann mit der eigentlichen Saatbettbereitung beseitigt.

Sorten aus Ökozüchtung mit hoher Konkurrenzkraft eignen sich oft besser als konventionell gezüchtete und lediglich auf Ökoflächen vermehrte Sorten.

4. Früh striegeln und hacken

Striegel und Hacken arbeiten am besten auf ebenen Flächen mit schüttfähigem Boden. Die Kombination aus Hacke im Frontanbau und Striegel am Heck bringt beste Regulierungserfolge.

Nutzen Sie auf schweren Böden die Frostgare, z. B. durch Winterfurche vor Sommerungen. Bei Unebenheiten auf dem Acker arbeiten Striegelzinken zu aggressiv oder zu flach. Lückige Bestände oder verunkrautete Stellen sind die Folge. Walzen etwa zehn Tage vor dem Striegeln verbessert die Striegel-Effizienz. Den besten Effekt erzielen Sie mit dem Striegel im Fädchen- oder Keimblattstadium der Unkräuter. Seine „Aggressivität“ ist durch den Zinken-Anstellwinkel, den Zinkendruck, die Eingriffstiefe und Fahrgeschwindigkeit der Hauptkultur anzupassen. Getreide im 2- bis 3-Blatt-Stadium verträgt ca. 2 bis 4 km/h, gut etablierte Bestände 8 bis 12 km/h Fahrgeschwindigkeit.

Ist Blindstriegeln Sinnvoll?

Blindstriegeln im Vorauflauf bei einer Saatgut-Ablagetiefe ab 3 bis 4 cm ist nur dann zielführend, wenn Sie tatsächlich Unkrautkeimlinge finden. Stellen Sie beim Blindstriegeln das Zinkenende im 90°-Winkel zur Bodenoberfläche, dann arbeitet der Striegel flach und bewegt möglichst viel Erde.

In Nachauflauf sollten Sie nachmittags striegeln. Die Pflanzen sind dann elastisch und ausgerissene Unkräuter vertrocknen schneller. Bei einem Einsatz in frühen Kulturstadien sollte das Zinkenende leicht auf Griff stehen (Winkel > 90°). Dann wird weniger Erde bewegt, die jungen Pflanzen weniger verschüttet und Unkräuter im Keim- bzw. im ersten Laubblattstadium besser ausgerissen.

Bei Striegeleinsätzen im späten Nachauflauf können Sie die Zinkenenden immer stärker auf Griff stellen, um eventuell gefestigte Unkräuter teilweise herausreißen zu können. Striegeln in Gegenrichtung zur ersten Überfahrt deckt verschüttete Kulturpflanzen wieder auf und erhöht den Unkrautregulierungserfolg.

Hacken erfordert weite Reihenabstände. Die stärkere Belichtung erhöht den Unkrautdruck, Hacken wird dann obligatorisch. Bei engem Reihenabstand lassen sich Getreidebestände in stimmigen Systemen zum Teil ohne mechanische Unkrautregulierung führen.

Wechseln Sie die Perspektive

Letztlich ist mit dem Umstieg auf den Ökoackerbau ein Wechsel der Perspektive hin zur Akzeptanz von nützlichen Beikräutern und zur Regulierung von lästigen Unkräutern nötig. Denn ein stabiles Ackerökosystem braucht eine stabile, vielfältige Begleitflora.

Bevor Sie zum Striegeln und Hacken rausfahren, sollten Sie die Notwendigkeit eines mechanischen Eingriffs immer mit Blick auf die Schonung der Nützlinge und der Artenvielfalt prüfen.

Dieser Artikel stammt aus der Südplus 9/2019. Jetzt testen.

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.