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Braucht die Bayern MeG ein Update?

Die Bayern MeG verhandelt im Auftrag der Bauern mittlerweile 5,7 Mrd. kg Milch. Doch was kann sie damit in einem gesättigten Milchmarkt erreichen?

Lesezeit: 6 Minuten

Bessere Milchpreise, einheitlichere Lieferkonditionen und ein intensiverer Informationsaustausch über den Markt – das waren die Erwartungen der Milchbauern an die Bayern MeG, als sie vor 13 Jahren an den Start ging.

Sie sollte bayerischen Milcherzeugergemeinschaften (MEG), die an Privatmolkereien liefern, durch Bündelung ihrer Milch eine bessere Verhandlungsposition verschaffen, ohne ihre Eigenständigkeit anzutasten. Der Austausch über Preise und Mengen sowie gemeinsame Vertragsverhandlungen sollten durch sie kartellrechtlich möglich sein.

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Wo stehen wir heute? Mit knapp 5,7 Mrd. kg von 137 MEGs bundesweit hat die Bayern MeG inzwischen ordentliches Gewicht (siehe Karte). Kann sie diesen Trumpf in den Verhandlungen mit rund 40 Molkereien ausspielen? Wie ist die aktuelle Bilanz und wird die Dachorganisation, die mit 3,5 % der europäischen Milchmenge die erlaubte Bündelungsgrenze erreicht hat, den künftigen Herausforderungen gerecht? Eine Umfrage in der Branche.

Großes Netzwerk

Einheitlichere, transparente Lieferbedingungen sowie eine flächendeckende Koordination von mittlerweile rund 15 000 Lieferanten. Das sind laut Milcherzeugern und Marktexperten die größten Verdienste der Bayern MeG.

Dass Privatunternehmen heute überhaupt mit ihren Erzeugern über Kaufverträge und Milchpreise verhandeln und mehrjährige Lieferverträge abschließen, gehe auf das Konto der Dachorganisation. Die Molkerei Zott hat z. B. vor nicht allzu langer Zeit ihre Milchpreise noch selbst festgelegt.

Viel Wert sei auch die beratende Funktion der Bayern MeG zu Verhandlungsstrategien und zur Vertragsgestaltung. Der vor Kurzem mit einer bayerischen Privatmolkerei ausgehandelte gestaffelte Tierwohlzuschlag von 1 bis 1,5 ct/kg für Laufstallbetriebe und Kombinationshalter – bei den Privaten bisher einmalig – trägt die Handschrift von Geschäftsführer Markus Seemüller. Vorstand Stefan Schäfer von der MEG Milchland Baden-Württemberg sieht ein weiteres Plus im Austausch monatlicher Milchpreise und aktueller Marktinformationen sowie im großen Netzwerk, das sich Seemüller in der Branche inzwischen aufgebaut hat.

Besonders in Krisenzeiten scheint sich das auszuzahlen. „Nur durch die guten Kontakte der Bayern MeG haben wir unsere Milch nach der B.M.G-Pleite wieder am Markt untergebracht“, lobt Hubert Maier, MEG Ortenau.

Die Privatmolkereien profitieren ebenfalls: „In den Verhandlungen mit den Bauern kommen wir dank der Bündelung schneller zu Lösungen“, sagen Milcheinkäufer unisono. Beim Tausch von Mengen untereinander schätzen sie ihre Vermittlungsfunktion.

Kritiker, die anonym bleiben wollen, machen allerdings gerade diese Nähe zu den Unternehmen dafür verantwortlich, dass sich die Hoffnungen auf ein dauerhaft höheres Preisniveau durch die Bayern MeG zerschlagen hätten. Dass sie für Verwaltungskosten sogar Geld von den Molkereien bekommt, schmeckt ihnen nicht. „Der Milchpreis ist zu sehr Nebenrolle in der Arbeit der Organisation“, monieren sie.

Eine Signalfunktion auf das Milchgeld spricht ihr indessen niemand ab. Eindeutig belegen lassen sich Effekte auf den Milchpreis allerdings kaum. Marktexperte Rüdiger Brügmann von Bioland Augsburg ist überzeugt: „Die Bayern MeG trägt wie die Bio-MEG Nord und Süd zu stabileren Milchpreisen bei. Früher schwankten sie wesentlich stärker“ (siehe Grafik).

Kein aktiver Vermarkter

Auch wenn an der ursprünglichen Idee der Bündelung nicht gerüttelt wird: Die Diskussion um eine Nachjustierung läuft auf Hochtouren. Denn in den letzten zwei Jahren stieß die Organisation trotz ihres Gewichtes und ihrer Kompetenz an Grenzen. Der Grund ist ein gesättigter Milchmarkt, in dem eine aktive Vermarktung nicht funktioniert.

Sämtliche Privatmolkereien schieben Milch vor sich her, die Absätze bei Trinkmilch, Joghurt, Sahne und Butter gehen zurück. Die Preise stehen unter Druck, Markenartikler ringen um Marktanteile. „Die aktuelle Marktlage können wir trotz Bündelung in Bayern MeG und Milch Board nicht aushebeln“, sagt Johann Leis vom BDM-Landesvorstand in Bayern. Eine Entspannung ist nicht in Sicht, selbst wenn in Deutschland mit 33 Mio. t Milch wohl das Plateau erreicht ist: Irland hat bereits stark zugelegt, Polen gibt Gas.

Etliche Molkereien reduzieren bereits ihren Vertragsmilchanteil, um flexibler zu sein. Lieferanten internationaler Unternehmen plagen Zukunftsängste. Das Schicksal der MEG Ochsenfurt bei Danone oder der Omira-Bauern bei Lactalis haben viele vor Augen. Damit nicht genug: Die Aufspaltung der Milch in verschiedene Qualitäten erzeugt enormen Sprengstoff für den Zusammenhalt innerhalb einer MEG. „In den letzten zwei Jahren hat die Solidarität unter den Erzeugern deutlich nachgelassen“, meint Philipp Moosner von der MEG Rosenheim-Bad Aibling.

„Ein zahnloser Tiger“

Was das heißt, ist klar: Die Anforderungen an die einzelnen MEGs und ihre Vorstände steigen, sie müssen noch flexibler werden. Am Thema Mengenplanung kommt keine mehr vorbei.

Die seit Langem geforderte Straffung der Strukturen wird allein nicht mehr reichen, jetzt müssten alte Zöpfe weg, sagen Hardliner. „Die Bayern MeG braucht mehr Entscheidungskompetenz über die Mengen, sonst bleibt sie ein zahnloser Tiger“, fordern Gründungsmitglieder. Die gebündelte Milchmenge spiele aktuell keinerlei Rolle.

Alternativ kommt die Idee von fünf großen, schlagkräftigen MEGs in Bayern, die selbst über Mengen und Lieferbedingungen verhandeln und den Milchpreis poolen, ins Gespräch. Angesichts von aktuell 113 MEGs im Freistaat ein Riesenschritt, der die Bayern MeG überflüssig machen würde (siehe Grafik oben). Dass die Erzeuger da mitspielen und im Zweifel die eigene Anlieferung reduzieren, ist schwer vorstellbar. Gewöhnungsbedürftig wäre vermutlich auch, nicht immer zu wissen, zu welcher Molkerei ihre Milch geht. Herbert Maier, Vorstand der Bayern MeG, betont: „Wir unterstützen MEGs, die Kaufverträge mit festgeschriebenen Mengen wollen, das Interesse daran ist aktuell aber sehr gering.“

Dabei gibt es bereits Modelle, die funktionieren. So legen die in der Milchwirtschaftlichen Beteiligungs-AG (MWB) gebündelten Lieferanten ihre Liefermenge jährlich mit FrieslandCampina in Heilbronn fest. Unter- oder Übermengen gleicht die MWB, die über 180 Mio. kg verfügt, in eigener Regie über den Spotmarkt oder über weitere Abnehmer aus. „Das System funktioniert, solange die Molkerei bereit ist, für unseren Aufwand der Mengenplanung einen höheren Preis zu bezahlen“, so Walter Bauer von der MWB. Allerdings sei ihre Landliebe-Milch auch nicht so einfach austauschbar.

Wie geht es weiter?

Auch wenn es hinter den Kulissen brodelt, für manche kommt die Diskussion zu früh: „Die bayerische Milchbranche wurde durch die Streichung der Umlagegelder und die Neuaufstellung des Milchförderfonds komplett umgekrempelt. Es ist zu früh, jetzt Veränderungen auf Erzeugerseite zu fordern“, sagt Reinhard Endres, Vorstand der Milchplattform.

Auch Geschäftsführer Markus Seemüller gibt den Ball weiter: „Allein schon wegen der Berichtspflichten und der Bürokratie ist es oft sinnvoll, Strukturen weiter zu entwickeln. Wir unterstützen das gerne fachlich. Das entscheidet aber jede MEG für sich.“

Dieser Beitrag stammt aus der Südplus 8/2019. Jetzt testen.

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