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„Das LKV ist zukunftsfest“

Das LKV Bayern hat eine neue Führungsspitze. Wohin die bäuerliche Selbsthilfeorganisation steuert, erklären Geschäftsführer Ernest Schäffer und Vorstandsmitglied Siegfried Ederer.

Lesezeit: 5 Minuten

Herr Schäffer, Sie waren lange Zeit in leitender Position bei einer Privatmolkerei beschäftigt. Was reizt Sie an Ihrer neuen Führungsaufgabe beim LKV?

Schäffer: Das Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern (LKV) ist eine bäuerliche Selbsthilfeorganisation und als dessen Geschäftsführer kann ich für die Bauern etwas bewegen. Es geht beim LKV letztlich ja darum, mit der Landwirtschaft zusammen Zukunft zu gestalten. Unser gemeinsames Ziel ist die Erzeugung von Lebensmitteln nach umwelt- und tierwohlgerechten, aber auch nach ökonomischen Kriterien. Denn die Bauern müssen mit den Erzeugnissen, die Lebensmittel sind, auch Geld verdienen können. Und zwar so, dass sie dafür auch Wertschätzung erfahren.

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Wie wollen Sie die Bauern konkret unterstützen?

Schäffer: Durch die Leistungsprüfung und die Beratung bündeln wir die Erfahrung unserer rund 25 000 Mitgliedsbetriebe. Dieses Fachwissen, ergänzt durch laufende Weiterbildung und neue Erkenntnisse aus der Produktionstechnik, Umwelt und Betriebswirtschaft, geben unsere Mitarbeiter an die Landwirte weiter. Dabei wollen wir noch enger als bisher mit allen Verbundpartnern zusammenarbeiten. Ein Beispiel ist die Hilfestellung für unsere Bauern bei der Umsetzung der Düngeverordnung 2020.

Ederer: Das betrifft vor allem die Fütterung der Mastschweine, weil diese am meisten Fläche für die ausgeschiedenen Nährstoffe brauchen. Gerade Mäster in roten Gebieten, die maximal 20 % unter Bedarf düngen dürfen, müssen die letzten Reserven ausschöpfen. Sie müssen die Schweine so effizient und so nah am Bedarf füttern, dass sie möglichst wenig Nährstoffe ausscheiden. Dazu brauchen die Betriebe Futteruntersuchungen und -berechnungen. Diese Leistung bieten wir als LKV.

Das LKV hat eine riesige Datenmenge aus der Milch- und Fleischleistungsprüfung. Nutzen Sie diese schon optimal und nimmt die Datenflut noch zu?

Schäffer: Das LKV ist letztlich ein Datenveredlungsunternehmen. Unsere Aufgabe ist, die Daten so aufzubereiten, dass der Landwirt sofort einen Nutzen daraus ziehen kann. Ein gelungenes Beispiel ist unser Stärken-Schwächen-Profil in der Schweinefütterung. Mit Sicherheit werden uns künftig noch mehr Daten zur Verfügung stehen, allein schon weil sich die Sensortechnik weiterentwickelt. So werden wir in Kürze den ersten MLP-Betrieb mit elektronischen Ohrmarken ausrüsten. Ein Vorteil dabei ist, dass darüber eine digitale Tiererkennung für verschiedene Nutzungen möglich wird. Weitere Informationen erhalten wir auch aus freiwilligen Monitoringprogrammen wie „ProGesund“, das das LKV ab 2020 komplett übernimmt. Hier können Landwirte, Tierärzte und Tiergesundheitsdienst Beobachtungen zu Eutergesundheit, Fruchtbarkeit, Stoffwechsel usw. erfassen. Zunächst wollen wir aber die bereits vorhandenen Daten noch besser nutzen. So planen wir, die Ergebnisse des PAG-Tests zur Bestimmung der Trächtigkeit auf den MLP-Monatsbericht zu drucken, ebenso das Stoffwechsel-Monitoring. Bei all dem werden wir die Daten- bzw. Entscheidungshoheit der bäuerlichen Seite nicht antasten. Das LKV ist Dienstleister für die Bauern, es kontrolliert sie nicht.

Wie will das LKV den Strukturwandel in der Landwirtschaft und den damit verbundenen Rückgang der Mitgliedsbetriebe wirtschaftlich auffangen?

Schäffer: Wir gehen davon aus, dass der Beratungsaufwand trotz eines Rückgangs der Zahl der Betriebe eher noch zunimmt, z. B. in der Haltungs-, Fütterungs- und Klimaberatung. Zudem sehen wir noch Potenzial, dass auch die Abnehmer der Produkte unserer Mitgliedsbetriebe die Teilnahme an bestimmten Beratungsangeboten des LKV honorieren, wie das einige Molkereien bei der Haltungsberatung tun.

Ederer: Das LKV kann den Strukturwandel nicht verhindern. Wir werden uns deshalb auch an die Strukturentwicklung der Betriebe anpassen müssen. Aber wir werden in der Fläche und auch für kleinere Betriebe verfügbar bleiben. Das ist nicht nur staatliches Ziel, sondern auch unser Anspruch von der bäuerlichen Seite.

Zurzeit läuft noch eine Klage desLKV gegen einen Rückforderungsbescheid von 1,7 Mio. € Zuschüssen aus dem Jahr 2013. Erhalten Sie die Klage aufrecht?

Schäffer: Zwei Partner, das LKV und das Landwirtschaftsministerium, waren sich bei der Bewertung des Verwendungsnachweises nicht einig. Um diesen Konflikt zu klären, hat das LKV 2018 geklagt. Wir werden abwarten, wie sich das Gericht entscheidet und ob wir bei den Nachweisen noch nachjustieren müssen. Wir haben hier in den letzten Jahren schon viel verbessert.

Würde eine Ablehnung der Klage durch das Gericht das LKV nicht finanziell aus den Angeln heben?

Schäffer: Nein, die Rückforderung wurde bereits bezahlt und in der Bilanz verbucht. Die Liquidität bzw. Finanzausstattung des LKV, die 2015 neu geregelt wurde, ist sicher. Dass unsere liquiden Mittel vom Staat auf 50 % der jährlichen Personalkosten von rund 30 Mio. € gedeckelt wurden, ist aktuell kein Problem. Selbst in Krisenfällen wie Seuchen gibt es Möglichkeiten, auszusteuern.

Wo sehen Sie das LKV in fünf Jahren?

Schäffer: Das LKV wird in fünf Jahren genauso wie jetzt Datendienstleister und -veredler sein. Wir werden aber noch mehr die Verknüpfung zwischen Bauernwohl, Tierwohl und Gemeinwohl haben. Mit Sicherheit wird das Thema Haltungsform noch wichtiger werden. Es werden aber auch Aufgaben auf uns zukommen, die wir heute noch gar nicht erahnen. Bayern wird in der Landwirtschaft weiter die Vorreiterrolle einnehmen. Die Entwicklung der Landwirtschaft wird, was die Erzeugung und Gemeinwohlerwartung betrifft, nie ein Ende haben. Wir müssen das als Herausforderung annehmen und auch unseren Mitgliedsbetrieben als positive gesellschaftliche Wertschätzung vermitteln.

Dieser Artikel stammt aus der Top agrar SüdPlus 10/2019. Jetzt testen.

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