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Das Pelletmobil

Martin Schmid pelletiert Heu und Stroh in einer mobilen Anlage. Trotz Schwächen der Technik ist er davon überzeugt.

Lesezeit: 5 Minuten

Es weht Pioniergeist über den Hof in Holzgerlingen: Deutschlands einzige mobile Pelletieranlage im Soloverleih steht hier. Landwirt und Reitstallbesitzer Martin Schmid presst Heu, Stroh, Luzerne und Miscanthus in dem Sattelauflieger. Seit vier Jahren streut er im Stall mit Strohpellets ein. Leicht angefeuchtet quillen diese zu einer weichen Matte auf. Anders als Stroh würden sie weder stinken noch stauben, berichtet Schmid.

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Schon aus arbeitswirtschaftlicher Sicht hatte sich Schmid mit Stroheinstreu nie richtig angefreundet. Täglich entfernte er Pferdeäpfel und nasse Stellen, vier mal jährlich entmistete er komplett. Ammoniakbelastung und Strohverbrauch waren hoch. Auf dem Grünland zersetzte sich das lange Stroh aus dem Mist nicht richtig. Um es nicht ständig im Futter zu haben, war Schmid irgendwann auf Mineraldünger umgeschwenkt. Als dann einige Pferde in seinem Laufstall noch Rangkämpfe um frisches Stroh anzettelten, hatte er genung. „Wir brauchen eine Alternative“, entschied er.

Seither hat er jährlich für einige Wochen die Maschine auf dem Hof. Nach einer knappen Stunde erreicht die Anlage ihre Betriebstemperatur und die volle Leistung. Der eingebaute Futtermischer von BvL löst die Strohballen auf. Dann gelangen sie in zwei Hammermühlen. Ein Konditionierer mischt anschließend das auf 8 mm zerkleinerte Material und befeuchtet es bei Bedarf. Dafür benötigt die Maschine 5 bis 35 l Wasser pro Tonne.

Durch eine Matritze mit 1800 Löchern wird das Material von innen nach außen zu Pellets mit 8 mm Durchmesser gepresst. Dadurch erhitzen die Pellets auf 80 bis 90 °C. Nach einer Kühlstrecke und einer Entstaubung fahren die fertigen Pellets über ein Förderband nach außen. Schmid sackt den Großteil über eine Getreideschnecke gleich in Bigbags ein.

Einmannbetrieb:

Neben dem Einfüllen und Abfahren der Pellets muss Schmid durchgehend Technik und Endprodukt kontrollieren. Alle zehn Minuten überprüft er Durchsatz, Stromverbrauch und Pelletqualität. Außerdem muss er die Anlage auf jeden Ballen neu anpassen. „Habe ich einen feuchten Ballen, muss ich z. B. die Wasserzufuhr und den Durchfluss verringern", erklärt er.

Ein Schema F gibt es dabei nicht. Allein durch ausprobieren findet Schmid heraus, wie er die Technik einstellen muss. „Das ist so ähnlich wie Mähdrescher fahren“, sagt er. Die Herstellerfirma PCM gibt als durchschnittliche Leistung 1,2 bis 1,27 t pro Stunde an. Den Wert könne er in der Spitze vielleicht für eine halbe Stunde mit Helfern erreichen, aber nicht im Wochenschnitt.

Manchmal fällt die Technik ganz aus. „Heute steht alle paar Minuten die Schnecke still, für 2,3 t habe ich fünf Stunden gebraucht", berichtet Schmid entnervt. Ob das Problem bei der Schnecke an sich, der Steuerung oder am Motor liegt, weiß weder Schmid noch die Firma. „Da fehlt uns allen die Erfahrung", erklärt er. Am Telefon versuchen die PCM-Mitarbeiter per Ferndiagnose zu helfen. Das klappt nicht immer. „Ich tüftle oft selbst", sagt Schmid.

Ob sich das noch rechnet? Durch die große Stroh- und Zeitersparnis und die anderen Vorteile kann Schmid für die Pellets dreimal so viel zahlen wie für Stroh, hat er ausgerechnet. Aber nicht fünfmal so viel, worauf es im Moment hinausläuft.

Macht Humus:

Auf ein Jahr hochgerechnet braucht der Landwirt statt 3,6 t Stroh pro Pferd von den Pellets nur noch 1,3 t, inklusive Futterstroh. Das Mistvolumen verringert sich ohne Nährstoffverlust. Und der Dungwert? „Allererste Sahne, mein Grünland hat noch nie so viel Humus und schnelle Nährstoffe bekommen", freut sich Schmid.

Dennoch rentabel?

Weil die Pelletnachfrage so groß ist, hat Schmid dieses Jahr 800 Quaderballen Stroh für 35 € das Stück zugekauft. Die will er pelletieren und dann für 260 €/t verkaufen. Die Lieferung der Anlage und die Einweisung durch PCM kosten 800 €. Als laufende Kosten setzt Schmid 80 € pro Generatorstunde und etwa 35 l Heizöl je Stunde an. Sich selbst möchte er mit 38 €/Std. entlohnen. Unter dem Strich hat Schmid mit Vollkosten von 130 €/t Pellets kalkuliert.

Die Rechnung geht aber schon längst nicht mehr auf. Das Pelletmobil steht schon seit 6 Wochen auf Schmids Betrieb. In dieser Zeit hätte er längst fertig sein wollen. Doch nun hat er erst 15 % der geplanten 400 t pelletiert. Ständig verstopft die Anlage oder die Technik schlägt Alarm. Mit jeder Stunde, die der Generator läuft, aber die Pellets feststecken, wird das Bigbag teurer.

Seine Kunden kann Schmid so nicht alle bedienen. „Ich bin froh, wenn ich den Eigenbedarf und die dringendsten Aufträge schaffe“, sagt er. Inwieweit die Firma ihm entgegenkommt, weiß Schmid erst, wenn PCM die Anlage abholt. Fest steht aber: Für den Praxiseinsatz auf dem Hof muss noch viel passieren. PCM hat bereits ein neues Pelletmobil gebaut, das nun Testläufe absolviert. Weitere Anlagen sind in Planung.

Schmid hofft, dass die neuen Anlagen besser funktionieren. Er hatte sich bereits eine stationäre Anlage angesehen und mit dieser geliebäugelt. Momentan ist die aber noch zu teuer. Deswegen tüftelt er weiter am Mobil und hofft auf technischen Fortschritt. „Irgendjemand muss es ja probieren", findet er. Denn mit Zukaufpellets aus Osteuropa hat er schlechte Erfahrungen gemacht. Und keine Pellets sind für ihn keine Option.



Dieser Beitrag ist aus der aktuellen Ausgabe von Südplus (12/2018).

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