Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Aulendorfer Wintertagung

"Dem Klimawandel können wir nicht ausweichen"

Während man in Madrid über globale Lösungen gegen den Klimawandel diskutiert, zeigten Fachexperten des LAZBW in Aulendorf erste konkrete Maßnahmen für Rinderbetriebe auf.

Lesezeit: 4 Minuten

"Wir können dem Klimawandel nicht ausweichen, unsere Äcker und Ställe sind nicht verpflanzbar und alternative Nutzungen sind schwer. Daher müssen wir uns jetzt mit den Anpassungsreaktionen beschäftigen. Jeder muss sich aktiv um seinen eigenen Beitrag dazu bemühen", forderte Franz Schweizer, Direktor des LAZBW in Aulendorf, die Teilnehmer der traditionellen Aulendorfer Wintertagung auf. Wie dramatisch die Situation bereits ist, zeigte Roland Roth von der Wetterwarte in Bad Schussenried in seinem eindringlichen Vortrag. "Wir brettern mit Vollgas in ein Klima mit mehr Extremen in alle Richtungen." Bis jetzt sei dagegen noch kaum etwas unternommen worden. Eher das Gegenteil sei der Fall. "Der Klimaschutz ist vor allem eine Frage der Verkehrspolitik. Und hier wird viel zu wenig getan. Wir brauchen eine radikale Änderung."

Für eine bessere Anpassung des Grünlands an den Klimawandel liegt der Schlüssel laut Prof. Martin Elsäßer vor allem in der Artenzusammensetzung. "Leguminosen sind das Gebot der Stunde, so dass man komplett auf mineralischen Stickstoff verzichten kann." Rohrschwingel und Knaulgras kämen als trockentolerantere Arten ebenfalls in Frage. Allerdings müsse man die schlechtere Verdaulichkeit beachten. Darüber hinaus müssten die Grasschnitte künftig in das beste Zeitfenster gelegt und nicht zu tief gemäht werden. "Das gilt letztlich auch für die Beweidung, denn wenn die Rinder das Gras zu tief abfressen, sind die Reservestoffe weg und es wächst kaum noch etwas nach." Und schließlich sei auch an die Bestandsabstockung zu denken, wenn das Futter knapp werde. "Ein kompletter Fleischverzicht ist auf jeden Fall keine geeignete Anpassungstrategie für Grünland an den Klimawandel", so Elsäßer.

Das Wichtigste zum Thema Süd extra freitags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Futter das noch da ist, sichern

Viele Grünlandbestände haben sich nach Aussage von Annette Jilg vom LAZBW Aulendorf noch nicht ausreichend vom Trockenjahr 2018 erholt. Und 2019 sei das Problem, bei der Grasernte den richtigen Trockenmassegehalt zu erwischen, noch größer gewesen als im Vorjahr. Der 1. Schnitt werde aber auch in Zukunft der wichtigste bleiben und dabei gebe es noch deutlichen Optimierungsbedarf. "In den beiden letzten Jahren lagen nur etwa 28 % der untersuchten Silagen bezüglich TM-Gehalt und pH-Wert im Optimum." Eine Lehre aus 2018 sei, dass zu spät geerntet wurde: "Viele dachten: Da wächst noch was. Das war falsch. Sichern Sie in solchen Situationen lieber das Futter, das noch da ist." Jilg rät dazu, künftig ca. 20 % Futterreserven anzulegen. "Die bestehenden Silierregeln werden sich eher noch verschärfen", warnte sie.

Teilbeschattung und Ventilatoren installieren

Stallbau-Experte Uwe Eilers zeigte verschiedene Lösungen auf, wie in bestehenden Ställen Hitzestress vermindert werden kann. "Bewerten Sie in Ihrer Herde an heißen Tagen bei ca. 20 Tieren die Atemfrequenz, das heißt die Atemzüge pro Minute. Sobald über 5 % der Tiere eine Atemfrequenz über 80 aufweisen, leide die Herde bereits unter der Hitze. Bei 20 % der Tiere besteht dringender Handlungsbedarf." so Eilers. Bei Ställen mit offenen Seitenwänden empfahl er eine gezielte Fassaden-Teilverschattung. Direkte Sonneneinstrahlung auf den Futtertisch und das Futter gelte es unbedingt zu vermeiden. Aktuell werde zu diesen Themen viel geforscht, u.a. zur Eignung von Liegeflächen mit hoher Wärmeleitfähigkeit oder zu flexiblen Verschattungselementen.

Versuche zur Methanreduktion

Weitere Versuche laufen derzeit in Aulendorf zur Reduktion von Methanemissionen mithilfe von speziellen Futtermitteln. Das berichtete Dr. Thomas Jilg. So soll ein Futterzusatz mit Korianderöl und Nelkenöl, das der Ration mit 1 g pro Kuh und Tag zugefügt wird, die Methanbildung im Pansen senken. Per Laser-Methan-Detektor werden anschließend die Emissionen gemessen. "Wenn, wie andere Untersuchungen bereits gezeigt haben, für Kosten für das Futtermittel von 2,5 ct/Kuh und Tag ein Mehrertrag von 5 % möglich ist und dabei 10 % weniger Methan ausgestoßen werden, dann ist das schon ein Faktor." Einen wichtigen Schlüssel, um mit futterknappen Phasen umzugehen, sieht Dr. Jilg in der Anpassung des Jungviehbestandes. Weitere Hebel wären eine Trockensteherfütterung ohne Silage oder die Ausweitung des Ackerfutterbaus, z.B. auch über Zweitfruchtmais.

Jungvieh reagiert stärker auf Kälte aus Kühe

Eine neue Auswertung von Dr. Hans-Jürgen Seeger belegte anhand von konkreten Daten des LKV und der Tierseuchenkasse, dass die Tierverluste bei Hitze- und Kältephasen zunehmen. "Vor allem die Kälteempfindlichkeit von Jungtieren unter 24 Monaten zeigt sich in den Verlustraten, die bis zu 62 % reichen können." Demgegenüber würden erwachsene Rinder stärker auf eine Hitzebelastung reagieren. Das Temperaturoptimum sei bei Jungvieh bei 10 bis 20 °C, bei erwachsenen Rindern bei 0 bis 8°C. Schon ab 24 °C würden Kühe weniger Futter aufnehmen, so dass das Risiko für eine Pansenübersäuerung und Klauenrehe steigen.

Mehr zu dem Thema

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.