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Peter Hauk: "Wir bekennen uns zur Produktion in der Fläche"

Längst nicht nur die Folgen des Volksbegehrens und des Eckpunktepapiers machen den Bauern im Südwesten Sorgen. Wie geht es für die Familienbetriebe weiter, Minister Hauk?

Lesezeit: 5 Minuten

Landwirtschaftsminister Peter Hauk kam nach Bammental im Rhein-Neckar-Kreis, um den Bauern sein Eckpunktepapier als Alternative zum Volksbegehren vorzustellen und um für Zustimmung zu werben. Einige Landwirte lobten den Minister zwar für sein Engagement, doch die Sorge um die Zukunft ihrer Familienbetriebe überwog letztlich jegliche Zuversicht. Auch wenn Peter Hauk bekräftigte: "Wir bekennen uns zur Produktion in der Fläche und nicht zu einer selektiven Produktion."

Für die Zuckerrübenbauern ist der Wegfall wirksamer Wirkstoffe gegen Pflanzenkrankheiten eines der brennendsten Themen heute und in der Zukunft. "Gegen Cercospora haben wir keine wirksamen Mittel mehr und mit SBR sind neue Krankheiten auf dem Vormarsch. Wir bekommen keine heile Welt, wenn wir Pflanzenschutzmittel reduzieren." warnte Rubert Bach von der Arbeitsgemeinschaft Zuckerrübe Süd West. "Wir müssen alles dran setzen, damit wir hier bei der Forschung weiterkommen. Dabei muss auch die Politik ihren Beitrag leisten", forderte er Hauk auf. Am Runden Tisch mit der Kanzlerin fühlten sich die Zuckerrübenbauern nicht entsprechend vertreten: "Für die Politik spielt unsere Branche keine Rolle mehr", bedauerte Bach.

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Viele Praktiker treibt die Diskussion um die Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes um: "Was passiert, wenn wir die Ziele nicht erreichen?" war eine Frage aus dem Publikum. Hauk: "Wenn wir die Reduktion um 40 bis 50 % in den Referenzbetrieben nicht erreichen, ist das nicht das Problem des Landwirts, sondern der Landesregierung." Es sei ein anspruchsvolles Ziel, das Zeit brauche, weil die Instrumente dazu noch fehlen. Ackerbauer Achim Mattern machte auf ein zusätzliches Folgeproblem aufmerksam: "Wenn immer weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen, werden weniger Versuche gemacht und auch immer weniger neue Mittel entwickelt und zugelassen. Diese allgemeine Entwicklung träfe letztlich alle Kulturen. Spätestens jetzt müsse man daher auch endlich die Zulassungen EU-weit harmonisieren.

Förderung nur für Großbetriebe

Viehhalter Sebastian Weber vom Ammelwiesenhof in Bammental sieht bei der Förderung der Gülletechnik Nachbesserungsbedarf. "Als Familienbetrieb erreichen wir die förderfähige Größe der Güllefässer gar nicht. Und auch von den Stallbauförderkriterien können wir nicht profitieren", sagt der Junglandwirt. Kritik übte der junge Landwirt auch an der Abschaffung der Möglichkeit zur Stilllegung auf Ackerland: "Auf diese Weise hatten diese Flächen, die ansonsten für die Produktion ungeeignet waren, ihre nützliche Berechtigung. Jetzt werden sie dagegen jährlich bearbeitet und im besten Fall werden Blühmischungen eingesät, die den meisten Insekten nicht mal nützlich sind und keine Überwinterungsmöglichkeiten bieten."

Hauk versprach, dass durch die Herausnahme der Gülletechnik aus dem AFP und durch eine separate Bepunktung künftig mehr Fälle in den Genuss der Förderung kommen. "Trotzdem mache es Sinn, Maschinen gemeinsam zu betreiben", riet der Minister. Den Einwand der Praktiker, dass eine gemeinschaftliche Anschaffung durch die steigenden Distanzen zwischen den Betrieben oft gar nicht möglich sei, musste er allerdings so stehen lassen.

Barbara Dortants, Betriebsleiterin des Rouvenhofes und Stadträtin in Wiesloch kritisierte, dass der Beitrag der Landwirtschaft zur Welternährung beim Eckpunktepapier unter den Tisch gefallen sie. Die Landwirtin äußerte in ihrem Statement zudem Bedenken zur Entwicklung am Biomarkt, wenn der Ökoanteil auf 30 bis 40 % in Baden-Württemberg steigen soll. "Ich bin sprachlos, wie der Markt darauf reagieren soll!" sagte sie. Laut Biobauer Philipp Danzeisen aus dem Odenwald seien die Märkte für Bioobst, Getreide und Milch schon am Ende: "Wir müssen daher unbedingt für Importprodukte gleiche Bedingungen fordern wie für unsere Produktion", sagte er.

Kritisch sah Barbara Dortants auch die diskutierte Pflicht, auf städtischen Flächen auf Pflanzenschutzmittel komplett zu verzichten oder einen Zwang auf Bioproduktion umzusteigen. "Und was passiert letztlich mit Ausgleichsflächen in 25 Jahren? Verlieren sie dann ihren Status? Und wie sieht es dann mit der Entschädigung aus? Laut Peter Hauk habe man das Thema noch nicht diskutiert. Bisher gelte der Ausgleichsstatus unbegrenzt.

Neue FAKT-Maßnahmen für Gewässerrandstreifen

Auf den Tisch kam zudem erneut das Thema Gewässerrandstreifen. Bernhard Roth: "Die Pflicht zur Einhaltung des Randstreifens gilt nach wie vor für Gräben, die noch nie Wasser geführt haben. Letztlich kommt das einer Zwangsenteignung gleich und meinen Verpächtern ist schwer zu vermitteln, dass ich hier keine Erträge erzielen kann und daher auch nicht zur Zahlung einer Pacht bereit bin." Der Rinderhalter im Haupterwerb berichtet, dass er bei der Flächenvergabe gegenüber Nebenerwerbsbetrieben das Nachsehen hat. "Ich weiß nicht, ob ich meiner Tochter die Weiterführung des Betriebe empfehlen kann." Peter Hauk versprach, eine weitere Prüfrunde im Hinblick auf die Einhaltung von Randstreifen an Gewässern. Man überlege zudem über FAKT weitere Maßnahmen zu fördern, so dass die Fläche auch für den Landwirt nicht gänzlich nutzlos sei.

Sorgen machten sich die Bauern auch über die Zukunft des Schlachthofs Mannheim. "Wo bringen die Landwirte dann ihre Tiere hin, was wird dann aus der politisch gewollten regionalen und saisonalen Erzeugung?" Auf das Problem könne die Landesregierung, so Hauk, keinen Einfluss nehmen. Tatsache sei, dass die Viehhaltung in der Region um Mannheim rapide gesunken sei. "Wir können niemand zum Weiterbetrieb eines Schlachthofes zwingen. Die Tiere müssen dann künftig langer transportiert werden."

Schulbücher aktualisieren

Ein mehrfach geäußertes Anliegen der auf Einladung vom CDU-Landtagsabgeordneten Dr. Albrecht Schütte in die Reilser Festscheune in Bammental gekommenen Bauern war das Thema Schulbildung. Stark veraltete Schulbücher würden ein vollkommen falsches Bild der heutigen Landwirte vermitteln. Vorgeschlagen wurden unter anderem Pflichtstunden in der Ausbildung zum Thema Landwirtschaft. Laut Peter Hauk habe die Kultusministerin bereits zugesagt, die Bücher überarbeiten zu wollen. Und die Mittel für den Lernort Bauernhof habe man aufgestockt: "Jeder Schüler sollte einmal in seinem Schülerleben auf einem Bauernhof gewesen sein", bekräftigte der Minister.

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