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Waldschäden/Borkenkäferplage/Klimaschutz

Kann der Klimaschützer Wald auf EU hoffen?

Borkenkäferbefall und durch Klimawandel verursachte Extremwetter-Phänomene vernichten Milliardenwerte in der Waldwirtschaft. Wie kann und will die EU dem Einhalt gebieten?

Lesezeit: 5 Minuten

Die dramatische Bedrohung der europäischen Wälder durch Klimawandel und Borkenkäfer-Befall ruft Europa auf den Plan. In der Aussprache des Europäischen Parlaments (EP) „Zur Lage der Wälder in der EU“ zu Beginn der Woche zeigten sich viele Fraktionen parteiübergreifend einig, europäische Gelder aus Forschung und Umweltprogrammen für einen nachhaltige Forstbewirtschaft in Zukunft nutzen zu wollen.

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Es war zunächst die bayerische Europaabgeordnete Ulrike Müller von „Renew Europe“, die während der gut einstündigen Debatte über den notleidenden Forst in einer Kurz-Intervention die Gretchenfrage an den Agrarausschuss-Vorsitzenden Norbert Lins von der CDU stellte: „Würden Sie mir zustimmen, dass wir im Bereich der Borkenkäferforschung tatsächlich europäische Gelder mitnutzen sollten, zum Beispiel vom Life-Programm oder von Horizont 2020?

Und der neue Agrarausschuss-Vorsitzende aus Baden-Württemberg, Norbert Lins, blieb die konkrete Antwort nicht schuldig: „Ja, die Frage kann ich sehr kurz und knapp beantworten: Das halte ich für eine gute Idee, für eine gute Möglichkeit, hier auch von der europäischen Seite zu unterstützen“.

Damit wäre fast schon das Wesentliche gesagt gewesen für die deutschen Waldbesitzer – unter ihnen viele Landwirte – über die zukünftige Unterstützung aus EU-Mitteln.

Aber der Austausch unter den EU-Abgeordneten ließ es dabei nicht bewenden, sondern suchte auch nach Verantwortlichen und Schuldzuweisungen für das aktuelle Dilemma von Artenverlust, Klimaveränderungen und Sterben der Wälder.

Müller: „Der Wald wie wir in heute kennen, ist der Verlierer des Klimawandels“

„Ja, die extreme Trockenheit hat unsere Wälder in den letzten Jahren massiv belastet. Der Borkenkäfer konnte sich explosionsartig vermehren, und wenn ich mir die Zahlen von meinem Bundesland Bayern – anschaue, so wurden in den letzten fünf Jahren zwanzig Millionen Kubikmeter Borkenkäferholz geschlagen, zu einem Durchschnittspreis von 25 Euro je Hektar“, rechnete die bayerische EU-Abgeordnete aus dem Oberallgäu vor.

Dies stelle eine halbe Milliarde Euro Verlust allein für die bayerischen Waldbesitzer dar. Geld, das dringend benötigt werde, um den Waldumbau nach vorne zu bringen.

„Der Wald, wie wir ihn heute kennen, ist der Verlierer des Klimawandels“. Ziel müsse ein nachhaltig bewirtschafteter Wald sein, statt überbordende Gesetze im Umweltbereich aufzulegen, so Müller.

Liese: „Mehr Mittel aus der 2. Säule für Schutz der Wälder vorsehen“

Der CDU-Europaabgeorndete und umweltpolitische Sprecher der Europäischen Volksparteien (EVP), Peter Liese, unterstrich die Bedeutung der Wälder für Klima- und Naturschutz: „Der Wald ist bei uns in Europa ein wichtiger Klimaschützer; das gilt insbesondere dann, wenn der Wald auch bewirtschaftet wird und das Holz andere Produkte wie Stahl und Zement ersetzen kann. Er ist gleichzeitig wichtig für einen großen Wirtschaftssektor, für die Erholung und für die Biodiversität“.

„Wir müssen prüfen beispielsweise, inwieweit wir Mittel aus der zweiten Säule der Agrarpolitik künftig aktivieren können. Dazu passt es aber nicht, die zweite Säule drastisch zu kürzen“. Dies werde das EU-Parlament sicherlich nicht akzeptieren sagte Liese und kündigte an, die geplanten Kürzungen der EU-Agrarmittel auf den Prüfstand stellen zu wollen.

Dorfmann: „Ich bin sehr besorgt über Kürzungen in der 2. Säule"

Auch der EVP-Koordinator für Agrarpolitik, Herbert Dorfmann, sieht die 2. Säule der GAP als zukünftige Finanzierungsquelle für die europäischen Waldbauern.

Die Rolle beim Klimaschutz könnten Wälder ja nur wahrnehmen, wenn das Holz auch geerntet werde, das heißt, wenn der Wald auch genutzt werde, um Baustoffe damit herzustellen oder auch Energie zu produzieren.

„Dieser Einsatz der Waldbauern für eine nachhaltige Forstwirtschaft gehört honoriert, und wir müssen alles tun, um die Waldbauern auch dazu zu bringen, den europäischen Wald lebendig zu erhalten, nachhaltig zu erhalten, damit dieser Wald seinen vielfältigen Funktionen im Kampf gegen den Klimawandel auch gerecht werden kann“, sagte Dorfmann.

"Ich denke, das kann man im Rahmen der zweiten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik tun, und auch ich bin sehr besorgt über die vorgeschlagenen Kürzungen in der zweiten Säule".

Grüne: Verlust der Biodiversität kann nicht allein vom Wald kompensiert werden

Die deutsch-französische EU-Abgeordnete der Grünen, Anna Deparnay-Grunenberg, warnte davor, den Wald in Zukunft als endlose Quelle für Biomasse und Energieressource mißbrauchen zu wollen: „Der Wald wächst langsam. Er folgt den unergründlichen Rhythmen der Natur“. Der Waldbau und die Forstwirtschaft in Europa müssten naturnäher und dem Klimawandel angepasst werden. In Zukunft müsse eine nachhaltige Produktion des ökologisch wertvollen Rohstoffes Holz die Richtschnur sein.

„Aber es wird nicht möglich sein, den gesamten ökologischen Frevel, den unsere wachstumsgetriebene Industriegesellschaft begeht, nur im Wald und durch den Wald zu kompensieren. Wir werden nicht den unersättlichen Energiebedarf durch den Energiewald decken können. Wir werden nicht den Wald einseitig als CO2-Senke sehen können", so die Grünen-Abgeordnete. Allein die Agrar- und Handelspolitik seien mit dieser Langzeitaufgabe überfordert.

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