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Kartoffelanbau: Wie geht es weiter?

Der Wegfall von Deiquat, die zunehmenden Auflagen vom Handel und der verbreitete Populismus, dem die Branche ausgesetzt ist, waren die Themen des Kartoffeltages in Donaueschingen.

Lesezeit: 4 Minuten

"Der Populismus ist eigentlich das Schlimmste der zahlreichen Herausforderungen, denen die Branche aktuell ausgesetzt ist", sagte Mark Mitschke vom Beratungsdienst Kartoffelanbau Heilbronn beim Donaueschinger Kartoffeltag in dieser Woche. "Kein Mensch glaubt mehr an Versuchsergebnisse", beklagte der Berater. Der Pflanzenschutzmitteleinsatz werde in Deutschland durch ein umfassendes System gesteuert. Dazu gehörten Monitoring-Programme, die Orientierung des Pflanzenschutzmitteleinsatz nach Schadschwellen, der Warndienstaufruf, die Pflanzenschutzberatung und der Nachweis der Sachkunde. "Wir sind nah am Optimum. Aber bei den aktuellen Debatten muss man sich schon fragen, was wir als Berater in den letzten 30 Jahren eigentlich gemacht haben", so Mitschke.

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Der Fachberater sah eine große Gefahr darin, wenn die Landwirte als Unternehmer künftig immer weniger frei entscheiden könnten. Mitschke verwies auf neuere Entwicklungen, die auch für die Zukunft eher pessimistisch stimmen. So stellte er z.B. vor, dass es in Frankreich bereits Produktlinien gebe, die mit der Freiheit von Pflanzenschutzmitteln warben. Dabei handele es sich aber nicht um Bioprodukte. "Künftig müssen wir zudem vermutlich mit Mitteln umgehen, deren Wirkungsgrad nur noch 40 bis 60 % oder gar noch weniger beträgt", so Mitschke. Die Zulassungssituation werde sich in immer kürzeren Zeiträumen ändern. Hinzu komme die Herausforderung Klimawandel, die zudem dazu führe, dass mehr Betriebe ein Kühllager benötigen. Mark Mitschke appellierte an die Kartoffelbauern: "Gehen Sie trotzdem raus aus der Deckung und nutzen Sie Ihre Beziehungen. Wir Kartoffelbauern im Süden leben vom Privatmarkt, deshalb zeigen wir, was wir tun".

Was kommt nach Deiquat?

Auf die Zeit nach dem Wegfall des Wirkstoffes Deiquat bereitete Hans-Jürgen Meßmer vom LTZ Augustenberg die Teilnehmer der Tagung vor. "Die Krautabtötung wird schwieriger und teurer", sagte er. 2019 habe man auf über 200 Parzellen Versuche zur Krautabtötung gefahren. Chemische Verfahren werden durch die Zulassungssituation von Mitteln immer problematischer. Das stelle vor allem die Produktion von Pflanzkartoffeln zunehmend infrage. Hier sei auch die Industrie gefordert, z.B. im Hinblick auf die Entwicklung von krautarmen Sorten. Auf der anderen Seite sei üppiges Kraut gefragt, um den steigenden Dammtemperaturen im Sommer zu begegnen, so Meßmer. Bei mechanischen Verfahren bestehe zudem die Gefahr der Bakterienübertragung. "Wir brauchen künftig bei der Krautabtötung mehr Fingerspitzengefühl", fasste der Wissenschaftler und Berater zusammen.

Seine Versuchsergebnisse mit den Alternativen zu Deiquat waren je nach Jahr und Krautwachstum unterschiedlich. In Problemjahren mit viel Kraut und ohne Beregnungsfähigkeit der Fläche habe die Kombination Quickdown mit Toil (0,8 und 2 l/ha) nicht ausgereicht, um einen Wiederaustrieb effektiv zu verhindern. Hier musste man mit dem Krautschläger und ggf. 1l /ha Shark nachlegen. Weitere Zusatzstoffe, wie etwa Kupfer, wirken laut Meßmer von Jahr zu Jahr unterschiedlich.

Was macht der Markt?

Markus Scharpf von der Europlant Pflanzenzucht GmbH in Ulm rechnete bei seiner Markteinschätzung bis Weihnachten mit steigenden Kartoffelpreisen. "Danach kann sich der Markt schnell drehen, deshalb sollten Sie mit dem Verkauf nicht zu lange warten und diese Preise mitnehmen. Wir kaufen jeden Tag Ware an", riet der Marktexperte in Donaueschingen. Für Packware bezifferte er das aktuelle Preisniveau auf 17 bis 22 Euro/dt.

Die Versorgung mit Pflanzkartoffeln könnte problematisch werden, schätzte Scharpf. Vor allem bei neuen Sorten könnte die Ware eventuell knapp werden. Da in Norddeutschland die Aberkennungsquote aufgrund von Virusinfektionen durch vermehrten Läuseflug zwischen 10 und 12 % liege, könnten künftig gute Basispartien aus Baden-Württemberg stärker gefragt sein. Dort liege die Quote derzeit bei maximal 5 %. Zumindest bis jetzt sehe es gut aus.

Scharpf sah den Stärkekartoffelmarkt für die Zukunft als sinnvolle Alternative an: "Stärkekartoffeln sind seit drei bis vier Wochen ausverkauft. Der Bedarf wird jetzt zum Teil mit Speisekartoffeln, die einen hohen Stärkegehalt haben, gedeckt." Biostärke sei allerdings nicht gefragt.

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