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Mastitis: Was bringt der neue Schnelltest?

Der Schnelltest mastDecide soll 50 % der Antibiotikabehandlungen bei Euterentzündungen einsparen. Das Versuchszentrum Achselschwang hat ihn getestet.

Lesezeit: 4 Minuten

Mit dem selektiven Trockenstellen, das wir seit fünf Jahren praktizieren, konnte das Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum (LVFZ) für Milchvieh- und Rinderhaltung Achselschwang bereits 57  % der antibiotischen Trockensteller einsparen.

Um den Antibiotikaeinsatz weiter zu reduzieren, stiegen wir Anfang 2018 auch in die selektive Mastitis-Therapie ein. Um zu entscheiden, welche Therapie anzuwenden ist, setzen wir den Mastitis-Schnelltest mastDecide von Quidee ein. Damit lässt sich in zwölf Stunden auf dem Betrieb feststellen, ob Erreger vorhanden sind, und wenn ja, ob es sich um gramnegative oder grampositive Bakterien handelt.

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Bei gramnegativen Erregern wie zum Beispiel E. coli kann laut Wissenschaft auf den Einsatz von Antibiotika verzichtet werden. Denn diese Erreger haben eine so dichte äußere Membran, dass die Mittel gar nicht gegen sie wirksam sind.

Wie geht man im Einzelfall konkret vor? Wenn die Melker bei einer Kuh ein verändertes Vorgemelk feststellen, bestimmen sie zuerst den Schweregrad der Mastitis und melken die Milch dieser Kuh in die Kanne (siehe Übersicht 1).

Nach der Melkzeit wird das betroffene Tier bei allen drei Schweregraden mit dem Entzündungshemmer Rifen behandelt. Dieser hat keine Wartezeit auf Milch. Bei Grad 3 wird der Entzündungshemmer um ein Breitbandantibiotikum ergänzt. Hier drängt die Zeit!

Die Probenahme für den Schnelltest findet noch vor dem Melken statt. Dazu nimmt man vom betroffenen Viertel eine Milchprobe. Das sollte möglichst steril über die Bühne gehen. Deshalb trägt der Melker bei dieser Aktion saubere Einweghandschuhe. Zunächst melkt er das Euter normal vor, reinigt die Zitzen peinlichst sauber mit einem schleuderfeuchten Vlieslappen und anschließend noch mit einem Einwegpapier, das über eine Abrollvorrichtung durch eine Desinfektionsmittellösung gezogen wird.

Ergebnis nach zwölf Stunden

Beim Einmelken in das Röhrchen ist dieses schräg bis waagrecht zu halten (siehe Foto). Mit einer kleinen Pipette tropft der Melker dann je 0,1 ml der ermolkenen Milch in die zwei kleinen Teströhrchen. Die Röhrchen werden geschwenkt und für zwölf Stunden in einen Brutschrank mit 37 °C gestellt. Die Kosten für den Test selbst liegen bei 5,80 € pro Kuh.

Zur nächsten Melkzeit kann man das Ergebnis ablesen. Eine Verfärbung von Rosa nach Weiß steht für Bakterienwachstum. Ist der Inhalt beider Proben weiß, handelt es sich um grampositive Bakterien. In diesem Fall muss mit einer antibiotischen Therapie begonnen werden. Der Hoftierarzt ist in jedem Fall für die Auswahl der Präparate und das Behandlungskonzept mit ins Boot zu nehmen.

Sind beide Röhrchen rosa verfärbt, sind keine Erreger vorhanden. Ist Röhrchen eins weiß und Röhrchen zwei rosa, dann handelt es sich um gramnegative Bakterien. Laut Betriebsanleitung muss in beiden Fällen nicht antibiotisch behandelt werden.

Abweichungen bei Grad 3

Seit Anfang 2018 haben wir in Achselschwang 54 Kühe mit dem Schnelltest beprobt, wobei eine deutliche Häufung in den heißen Sommermonaten zu beobachten war (siehe Übersicht 3).

Parallel zum Schnelltest haben wir von jeder Kuh mit Euterproblemen eine klassische Viertelgemelksprobe gezogen. In der Regel stimmte das Ergebnis des Schnelltests mit dem der Viertelgemelksprobe überein.

Allerdings wich in einigen Fällen, in denen Euterentzündungen mit dem Schweregrad 3 auftraten, das Ergebnis von Schnelltest und Probe voneinander ab. So zeigte z. B. der Schnelltest gramnegativ und die Viertelgemelksprobe grampositiv an.

Folglich wurde die Kuh nach dem Ergebnis der Viertelgemelksprobe behandelt. Damit wurde auch klar, dass der Schnelltest die klassische Viertelgemelksprobe nicht komplett ersetzen kann, zumindest nicht bei schweren Mastitiden.

Bei Tieren mit Mastitisgrad 1 und 2 und dem Testergebnis gramnegativ bzw. keine Erreger, führten wir keine antibiotischen Behandlungen durch.

Die Verabreichung eines Entzündungshemmers in Verbindung mit perfektem Ausmelken und Einschmieren des betroffenen Viertels brachte durchaus gute Erfolge. Die erkrankten Tiere wurden jedoch bei jeder Melkzeit intensiv beobachtet.

Identische Heilungsrate

Die Heilungsrate ist im Vergleich zu vorher identisch geblieben. Deshalb bleibt der Schnelltest fester Bestandteil des Eutergesundheits-Managements in Achselschwang. Denn: Jede Behandlung einer Euterentzündung ohne Antibiotika ist ein Gewinn!

Fazit: Der Schnelltest eignet sich für alle Betriebe, die bereit sind, ihre Kühe zielorientierter zu behandeln. Bei Mastitiden mit Schweregrad 3 empfiehlt es sich, zusätzlich zum Schnelltest eine Viertelgemelksprobe durchzuführen.

Dieser Artikel stammt aus der Südplus 9/2019. Jetzt testen.

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