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Pflanzenkohle statt Späne

David Hetzer streut seine Pferdeboxen seit Kurzem mit Grüngutkompost und Pflanzenkohle ein. Damit spart er Einstreu und mindert offenbar die Emissionen. Michael Sudahl berichtet für SÜDPLUS – das neue Monatsmagazin für Leser in Bayern und Baden-Württemberg.

Lesezeit: 5 Minuten

David Hetzer streut seine Pferdeboxen seit Kurzem mit Grüngutkompost und Pflanzenkohle ein. Damit spart er Einstreu und mindert offenbar die Emissionen. Michael Sudahl berichtet für SÜDPLUS – das neue Monatsmagazin für Leser in Bayern und Baden-Württemberg:


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Pferdehalter David Hetzer aus Mössingen bei Tübingen wollte weniger Mist. Der Betreiber des Butzenhofes mit 65 Pensionspferden hat sein Einstreusystem seit Kurzem von Stroh und Sägespänen auf Grünschnittkompost mit Pflanzenkohle umgestellt.


Seither spart der angehende Agrarwirt erhebliche Mengen Material. Besonders gefällt dem Junglandwirt, dass auch die Entmistung deutlich schneller geht. Statt 20 Minuten pro Box ist Hetzer heute in knapp zehn Minuten fertig.


In der Umstellungsphase auf eine neue Einstreu hat er allerdings viel ausprobiert. In einer Fachzeitschrift las Hetzer zum ersten Mal über Pflanzenkohle. Sein Interesse war geweckt.


Gemeinsam mit Kompost aus Grünschnitt testet der Landwirt unterschiedliche Mischungen. „Sind Humus und Pflanzenkohle zu fein, wird die Einstreu schnell zu Matsch, wenn sie nass wird“, verdeutlicht der Pensionspferdehalter. Ist der Mix dagegen zu grob, kann er keinen Urin aufnehmen, die Box wird nass und es riecht nach Ammoniak, ähnlich den Emissionen bei Strohhäcksel.

 

Ökologische Wärmedämmung

 

Schon zu Beginn der Umstellung sah der Junglandwirt Vorteile. Hetzer testet die Einstreu zuerst in den Pferdeboxen seiner Schwester, die eine Reitschule und eigene Pferde besitzt. Die Füllhöhe von 20 cm erwies sich als idealer Start. Kompost und gepulverte Pflanzenkohle liegen wie eine Matte in den dreimal vier Meter großen Pferdeboxen.


Wo früher schnell der Betonboden zum Vorschein kam, weil die Pferde die Einstreu an den Rand schoben, liegt nun eine „ökologische Isoliermatte“ in der Box. „Das sorgt für einen weichen Stand der Pferdehufe und ist speziell im Winter als Wärmedämmung von unten ideal“, resümiert Hetzer. Selbst der Schmied berichtet von einer besseren Hufgesundheit.

 

Lang haltbare Matte

 

Weil sich der Pferdekot nur mit den oberen 3 cm vermischt, ist die Einstreumatte deutlich einfacher zu misten und sie hält über ein Jahr. So lange wartet Hetzer allerdings nicht: „Wir leeren und reinigen unsere Boxen aus hygienischen Gründen natürlich viel früher“, erklärt er. Herkömmliche Einstreu aus Strohspänen musste im Winter spätestens nach zehn Tagen entmistet werden.


Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Durch den Einsatz von Pflanzenkohle in Kombination mit Grünschnittkompost sinkt der Materialverbrauch rapide. Vorher benötigte Hetzer alle zehn Tage 40 m3 Späne und drei Rundballen Stroh. „Heute reicht mir die gleiche Menge an Kompost und Kohle sechs Wochen“, berichtet der Student der Agrarwirtschaft an der Hochschule Nürtingen.


Vor allem gefällt ihm das Klima in den Stallungen. „Es riecht nicht mehr nach Ammoniak“, sagt Hetzer. Denn die Pflanzenkohle, die aus Getreidespelzen karbonisiert wird, saugt den Urin der Pferde auf und bindet die darin enthaltenen Nährstoffe wie etwa Stickstoff. „Dadurch werden Verluste, z. B. in Form von Ammoniak verhindert und der Nährstoffgehalt der Streu verbessert sich“, erklärt Mark Füger von der Firmengruppe „DU: willkommen in der Umwelt“ aus Göppingen. Sie vertreibt das Produkt unter dem Namen „Moola“ (englisch für Kohle). Die Kosten für die Pflanzenkohle ab Hof gibt der Hersteller mit 20 bis 25 €/m3 an.


David Hetzer bestätigt die bessere Düngewirkung des Mistes auf seinen rund 70 ha Grün- und 30 ha Ackerland. „Das Material ist nah dran an einem Terrapreta-Bodenverbesserer“, sagt er. Pferdemist aus Stroh und Sägespänen würde auf den Feldern oft nur „entsorgt“, meint er. Beim Umgraben käme dann wieder das zum Vorschein, was zuvor ausgebracht wurde. In der Folge wären für Umsetzungsprozesse zusätzlich Nährstoffe nötig, die später den Kulturpflanzen fehlen.

 

Humusgehalt soll steigen

 

Mit Humus und Pflanzenkohle sehe das anders aus. Testreihen an der Fachhochschule Osnabrück und der Universität Hohenheim hätten eine deutlich verbesserte Muttererde hinsichtlich Nährstoffgehalt gezeigt, wenn sie mit angereicherter Pflanzenkohle gedüngt würde. „Der Humusgehalt steigt an“, sagt Füger.


Eine gute Nachricht für den Butzenhof. Denn gerade in der Gegend zwischen Schwäbischer Alb und nördlichem Schwarzwald sind die ertragsschwachen Böden sehr tonig und hart. Diese „Minutenböden“ seien nur innerhalb eines kurzen Zeitraums gut zu bearbeiten.


Auch im Butzenhof war das Timing letztlich entscheidend. Hetzer ahnte, dass seine neue Streu unter den Pferdebesitzern zunächst mit Skepsis aufgenommen wird. Also schwieg er erstmal und lies die ersten Boxen für sich sprechen. „Das erzeugte Neugier“, freut sich der Landwirt über die Taktik. Statt mit Druck zu arbeiten und Reitern die neue Einstreu zu diktieren, bewirkte er durch die Vorauswahl beim Test einen Sog. „Plötzlich wollten alle diese tolle Einstreu-Matte für ihre Boxen“, berichtet er mit einem Augenzwinkern.


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Multitalent Pflanzenkohle


Pflanzenkohle kann über das sogenannte Pyrolyseverfahren aus sämtlichem Pflanzenmaterial hergestellt werden. Dabei erhitzt man die getrockneten Pflanzen auf 500 bis 600 °C und lässt sie verkohlen. Sauerstoff wird dabei im Gegensatz zur Verbrennung nicht zugeführt. Neben mineralischen Bestandteilen bleibt fester Kohlenstoff zurück.


Die Einsatzbereiche der Pflanzenkohle sind vielfältig. Zunächst war sie als Bodenhilfsstoff gedacht. Mittlerweile gibt es Betriebe, die sie als Einstreumaterial, als Futterzusatz, zur Geruchsbindung in der Gülle oder gar zur Verbesserung der Klauengesundheit verwenden.

Diese Aufzählung kann vermutlich schon in Kürze fortgeschrieben werden, denn zurzeit laufen etliche Versuche zu weiteren Einsatzbereichen. So zum Beispiel in der Düngung oder zur klimaschonenden CO2-Bindung im Boden. 


Experten empfehlen generell, nur zertifizierte Ware zu kaufen, da vor allem bei Material aus Osteuropa eine Verunreinigung mit Teeren oder Dioxinen möglich sei.

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