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Schweine: Erste Staus im Süden

ASP und die Coronakrise stürzen auch die Schweinehalter in Süddeutschland in eine Krise. Südplus sprach mit Vermarktern über die aktuelle Lage und die möglichen Folgen.

Lesezeit: 5 Minuten

Verbot der betäubungslosen Kastration, Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung und Düngeverordnung – als ob das nicht schon genug wäre, was die deutschen Schweinehalter wegstecken müssen. Jetzt sind sie auch noch mit den Folgen der Coronakrise und der Afrikanischen Schweinepest (ASP) konfrontiert.

Die Folgen der beiden Seuchen schlagen auf die Mäster und Ferkelerzeuger in Süddeutschland voll durch. Infolge der Exportbeschränkungen rauschte der Vereinigungspreis für Schlachtschweine, der auch für den Süden maßgeblich ist, in den Keller und verharrte bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe bei extrem niedrigen 1,27 € je kg Schlachtgewicht (SG). Die Ferkelnotierungen in Baden-Württemberg und Bayern stürzten ebenso ab wie in anderen Regionen Deutschlands. Sie lagen Ende Oktober bei ruinösen 29 € pro Stück.

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„Stabil auf niedrigem Niveau“

Erschwerend kommt hinzu, dass auch die meisten Schlacht- und Zerlegebetriebe in Süddeutschland wegen der Coronaauflagen ihre Kapazitäten nicht voll auslasten können. So schlachteten die beiden Vion-Schlachthöfe Landshut und Vilshofen Ende Oktober zusammen rund 37 000 Schweine pro Woche. „Das sind etwa 90 % der normalen Menge“, erläutert Willi Wittmann, Vorstandsmitglied der EG Südbayern, die an beiden Betrieben beteiligt ist.

Vergleichbar, teilweise aber auch niedriger, war bisher die Auslastung in den meisten süddeutschen Schlachtbetrieben. „Die Schlachtzahlen sind stabil auf niedrigem Niveau“, bestätigt Sebastian Brandmaier, Geschäftsführer der Viehvermarktungsgenossenschaft (VVG) Oberbayern-Schwaben. Engpass scheint vor allem die Zerlegung zu sein, weil dort die Mitarbeiter deutlich mehr Abstand halten müssen als bisher. Ein komplettes Herunterfahren eines Schlachthofes wie im Norden gab bis Redaktionsschluss nicht.

Schlachtgewichte steigen

Trotzdem können auch im Süden nicht alle Schlachtschweine termingerecht geschlachtet werden. „Wir haben rund 9 000 Schweine, die sich zurückstauen,“ berichtet Willi Wittmann von der EG Südbayern. Folge: Die Schlachtgewichte liegen derzeit bei durchschnittlich 101 kg. Üblich sind 97,5 kg.

Auch die Viehzentrale (VZ) Südwest GmbH in Stuttgart muss aufgrund des Rückstaus die Schweine bereits etwas schwerer vermarkten. „Die durchschnittlichen Schlachtgewichte sind gestiegen“, berichtet VZ-Mitarbeiterin Christine Noack. Folge: Mehr Schlachttiere als sonst überschreiten den optimalen Gewichtsbereich und müssen entsprechende Abzüge hinnehmen. Die obere Gewichtsgrenze liegt beim Schlachthof Ulm bei 106 kg SG, in Crailsheim bei 107 kg SG.

Relativ glimpflich davon kam bisher die UEG Hohenlohe Franken, die 250 000 Mastschweine pro Jahr vermarktet. Die Mehrzahl der Tiere gehen vertraglich gebunden an die Edeka Südwestfleisch, die die Erzeugergemeinschaft im Lohn schlachten lässt. „Die Edeka nimmt die normalen Mengen ab, die Lohnschlachtung läuft weiter“, erläutert UEG-Geschäftsführer Herbert Klein.

Die Kooperation mit dem Handelsunternehmen beschert den UEG-Betrieben noch einen weiteren Vorteil: Die Edeka Südwestfleisch bezahlt für Schweine, die ins Gutfleisch-Programm gehen, einen Mindestbasispreis von 1,40 €/kg SG. Die Differenz zum Vereinigungspreis teilt die UEG auf die Erzeuger in der Kette auf: Der Ferkelerzeuger erhält 80 % des Mehrpreises, der Mäster 20 %.

Ferkelabsatz ist schwierigier

Trotzdem hat auch die UEG Schwierigkeiten, die Ferkel unterzubringen und weicht zum Teil auf andere Regionen Deutschlands aus.

Die Probleme sind fast überall gleich: Kleinere Mastbetriebe steigen zum Teil ganz aus und freie Mäster stallen zum Teil vorübergehend nicht ein. Einige befürchten, dass im Januar der Engpass in den Schlachtbetrieben noch größer wird. Andere stoßen wegen der verschärften Düngeverordnung an ihre Nährstoffgrenzen.

Insgesamt schätzen die Vermarkter den Absatz der Ferkel schwie­riger ein als den der Schlachtschweine, zumal auch Billigangebote aus Norddeutschland auf den süddeutschen Markt drängen. Freie Ferkelpartien sind besonders schwierig zu vermarkten.

Die Direktbeziehungen laufen in den meisten Fällen relativ stabil, sagen die Vermarkter. „Jeder Mäster ist gut beraten, Ferkel von Sauenhaltern aus der Region abzunehmen, damit diese auch weiter in der Produktion bleiben“, mahnt Burkard Hock, Geschäftsführer der EG Franken Schwaben. Denn die Ferkel aus dem Norden stünden nicht dauerhaft zur Verfügung.

„30 % weniger Sauenhalter“

Hock vermutet, dass aufgrund des Verbots der betäubungslosen Kastration ab dem nächsten Jahr eine große Anzahl der bayerischen Ferkelerzeuger aufhören werden und die Zahl der heimischen Ferkel um 10 % zurückgeht. Ähnlich schätzt UEG-Geschäftsführer Herbert Klein den Rückgang für sein Erfassungsgebiet in Baden-Württemberg und Nordbayern ein: „Ich gehe davon aus, dass 30 % der Ferkelerzeuger zum Jahresende aussteigen und dadurch im nächsten Jahr 15 % der Ferkel fehlen werden.“

Sieht man sich die Zahlen der Betriebe an, die Zuschüsse für ein Isoflurangerät gestellt haben, dann könnte der Aderlass noch größer werden. In Baden-Württemberg wurden 474 Anträge gestellt, in Bayern 880. Das entspricht jeweils etwa der Hälfte der Ferkelererzeugerbetriebe, die dieses Jahr von der Viehzählung in diesen Bundesländern erfasst worden sind.

Nach Einschätzung der Vermarkter werden die Ebermast und die Immunokastration in Süddeutschland eine sehr kleine Nische einnehmen. Deutlich mehr Betriebe werden auf die Injektionsnarkose setzen. Darunter sind vor allem Sauenhalter, die in den nächsten Jahren ohnehin aufhören wollen oder noch auf den vierten Weg hoffen.

Dieser Artikel erschien in der Novemberausgabe von top agrar Südplus.

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